Sonntagsgedanken: Urlaub

Das Wort „Urlaub“ kommt von „erlauben“. Ich muss mir erlauben, dass ich einmal aussteigen darf aus dem Getriebe des Alltags, dass ich Nein sage zu den Erwartungen der Menschen, dass ich mir selbst etwas Gutes tue.

Im Urlaub kann ich mir klar werden, wie weit ich mich ständig von anderen bestimmen lasse, wie weit die Bedürfnisse der anderen mein Denken gefangen halten.

Jesus fordert seine Jünger einmal auf, ihm an einen einsamen Ort zu folgen (Mk 4,6,30-34).

Viele stürzen sich im Urlaub lieber in das Getümmel. Sie gehen der Einsamkeit und Stille aus dem Weg. Da müssten sie sich in ihrer inneren Armut anschauen. Da würden Enttäuschungen und Verletzungen ihres Lebens hochkommen. Da würden Schuldgefühle aufsteigen. Die Angst vor der Einsamkeit treibt in ständige Hektik. Aber wer dieser Einsamkeit aus dem Weg geht, wird sich kaum erholen. Er wird immer auf der Flucht vor sich selbst sein. Zu fliehen, das ist anstrengend, das raubt uns die Energie, die wir zum Leben brauchen.

Am einsamen Ort sind wir mit uns allein. Mit mir allein zu sein, das soll dazu führen, dass ich mir selbst gehöre und nicht den Menschen. Die Frage ist, wie weit ich mich von außen bestimmen lasse.

Allein zu sein führt mich zum Eigentlichen. Ich komme in Berührung mit dem, der ich eigentlich bin, mit dem unverfälschten Bild, das Gott sich von mir gemacht hat.

Wenn ich bei mir daheim bin, kann ich überall daheim sein. Wenn ich bei mir wohne, kann mein Haus auch offen sein für andere, dann können auch andere bei mir eintreten und Heimat finden.

Zur „Urlaubseinladung“ Jesu gehört das Ausruhen.

Viele bleiben ruhelos. Wenn wir äußerlich zur Ruhe kommen, bringt das die Ruhelosigkeit des Herzens zum Vorschein. Die Unruhe, die uns oft genug befällt, wenn wir mit uns allein sind, zeigt, dass wir noch nicht im Einklang sind mit dem Bild, das Gott sich von uns gemacht hat. Die Unruhe unseres Herzens verweist uns auf Gott, so wie es Augustinus in seinem berühmten Wort ausgedrückt hat: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir, mein Gott.“

Da kommen auch Schuldgefühle und Selbstvorwürfe zur Ruhe. Ruhe hat mit Rast zu tun. Auf der Wegstrecke unseres Lebens brauchen wir immer wieder einen Ort der Erholung, an dem wir bei uns und bei Gott daheim sind. Dann können wir die nächste Wegstrecke bewältigen.

Und das wünsche ich Ihnen für die kommende Ferienzeit!

Siegfried Seehofer, Pfarrer i. R.

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