Aktuell sind die Gemeindefeuerwehren, das THW sowie die Hilfsorganisationen an zahlreichen Stellen noch im Einsatz, insgesamt aber in erhöhter Alarmbereitschaft.
„Im Gegensatz zu gestern können wir landkreisweit sinkende Pegelstände verzeichnen. Auch die Nacht verlief bis auf lokale Einsatzschwerpunkte in Bad Ditzenbach und Ebersbach ohne große Vorkommnisse“, berichtet Kreisbrandmeister Michael Reick. Die Wetterlage und die Auswirkungen auf die Pegelstände sowie den Grundwasserstand würden auch am heutigen Sonntag in kurzen Abständen regelmäßig beobachtet, um schnell Gegenmaßnahmen zu ergreifen und Hilfe zu enstenden, wenn es notwendig sei. „Mühlhausen, Gruibingen, Wiesensteig, Bad Ditzenbach, Deggingen, Bad Überkingen und Geislingen sind bis heute Vormittag als Gemeinden entlang der Fils die hauptbetroffenen Orte. In Geislingen und Richtung mittleres Filstal (Salach/Süßen) sowie im unteren Filstal (Uhingen/Ebersbach) hatten wir es im Verlauf mit wechselnden Pegelständen und Pegelhöchstständen zu tun. Waren am Samstag der Dammbau mit Sandsäcken und der Schutz von Gebäuden die Hauptmaßnahmen, wird am Sonntag der Schwerpunkt auf dem Auspumpen von Kellern liegen“, so Reick.
Markus Müller und Jupp Jünger vom Umweltschutzamt des Landkreises bewerten die Lage aktuell wie folgt: „Innerhalb von circa 48 Stunden sind im Zeitraum vom 31.05. bis 01.06. im östlichen Landkreis nahezu flächendeckend bis zu 150 mm/m² Niederschlag niedergegangen. Aufgrund der bereits nahezu gesättigten Böden ist dieser Regen schnell abflusswirksam geworden, weshalb die Pegel im Landkreis kurzfristig stark angestiegen sind. Die Zuflüsse der Fils blieben auf Grund des flächendeckenden Regenereignisses dauerhaft hoch, was am Pegel Salach fast zu einem 100-jährlichen Hochwasserereignis geführt hat. In Salach war dies der seit der Installation des Pegels im Jahre 2001 der bis dato höchste gemessene Abfluss mit ca. 190 m³/s. Aufgrund der niedrigeren Regenmengen im unteren Filstal hat sich das Hochwasserereignis bis in Höhe von Ebersbach an der Fils auf ein circa 50-jährliches Hochwasserereignis reduziert. Auch in Wiesensteig, in Geislingen und in Plochingen wurden an der Fils „50-jährliche“ Hochwasserabflüsse registriert.
Durch den unermüdlichen Einsatz zahlreicher Hilfskräfte konnten vielerorts noch größere Schäden verhindert werden. Bei vielen Gemeinden, die in den vergangenen Jahren in den Hochwasserschutz investiert hatten, hat sich der Aufwand bezahlt gemacht. Auch die Maßnahmen an der Fils in Süßen, Bad Ditzenbach und in vielen weiteren Gemeinden zeigten ihre Wirkung. Zudem drückte erwartungsgemäß auf Grund der hohen Wasserstände in den Gewässern und steigenden Grundwasserständen Grundwasser und Wasser aus den Hängen vielerorts in die unteren Geschosse. Hierbei gab es enorme Schäden und mit weiteren Vernässungen und Wasserzutritten in Kellerräumen ist in den nächsten Tagen zu rechnen.“
„Einen kurzzeitigen Einsatzschwerpunkt bildete gestern ein Erdrutsch im Bereich Wiesensteig in Fahrtrichtung Neidlingen. Hier musste die L1236 zeitweise voll gesperrt werden. Am Sonntagmorgen ergab sich ein weiterer Hangrutsch im Bereich B 466 Weißenstein“, so Reick. Ebenso mussten unter anderem am Wochenende die B 466 bei Donzdorf, die Kirchheimer Straße in Wiesensteig sowie die K 1448 Bad Ditzenbach Richtung Auendorf gesperrt werden.
Eine weitergehende Betroffenheit der Bevölkerung hat sich durch den Eintritt von Niederschlagswasser in die Wasserfassungen der Stadt Wiesensteig ergeben. Daher wurde dort vorsorglich eine Abkochgebot für das Trinkwasser ausgesprochen. Die Warnung der Stadt Wiesensteig wird zurückgenommen, wenn dies durch entsprechende Messergebnisse bestätigt ist.
Das Technische Hilfswerk (THW) unterstützte die Feuerwehren mit allen drei Ortsverbänden des Landkreises. 125 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus Geislingen, Göppingen und Gruibingen arbeiteten insgesamt 15 Einsatzstellen mit Schwerpunkten in Deggingen, Bad Ditzenbach und Gosbach ab. Dabei wurden Sandsäcke verbaut, Pumparbeiten durchgeführt und bei Evakuierungen unterstützt. Hierfür waren zwei Führungstrupps und fünf Bergungs- und Fachgruppen im Einsatz. Zusätzlich wurde zwischenzeitlich auch der Mobilbagger des THW Kirchheim unter Teck eingesetzt. Dieser beseitigte Anschwemmungen vor Brücken. Parallel wurden Sandsacktransporte mit bis zu fünf weiteren Großfahrzeugen unterstützt. Über Nacht wurden die Gruppen durch die Ortsverbände Kirchheim, Neuhausen und Ostfildern aus dem Kreis Esslingen abgelöst. Am Sonntag wurde noch eine Einheit mit Großpumpe aus Ostfildern angefordert um rund 900.000 Liter aus dem Thermalbad in Bad Überkingen abzupumpen. Durchgängig besetzt war auch der hauptamtliche Lage- und Koordinierungsstab des THW-Regionalbereichs Göppingen. In den Führungsstab des Landkreises wurde ein Fachberater aus dem Ortsverband Göppingen entsendet.
Acht Einsatzkräfte der Malteser aus dem Kreis errichteten eine Behelfsunterkunft im Uditorium in Uhingen mit 20 Feldbetten und Decken. Das DRK Schlierbach, als Teil der gemeinsamen Einsatzeinheit I (Malteser/DRK Schlierbach) des Landkreises Göppingen, lieferte Hygienesets. Sieben Betroffene wurden über Nacht betreut. Über die Stadt Uhingen waren 20 Betreuungskräfte vor Ort. Eine sanitäts- oder rettungsdienstliche Betreuung und Versorgung war nicht notwendig. Die Behelfsunterkunft konnte am am Sonntagvormittag von den Malteser wieder aufgelöst werden. Die betroffenen Personen konnten weitgehend in ihre Wohnungen zurück oder in privaten Unterkünften oder Hotels untergebracht werden.
Bei der Integrierten Leitstelle gingen in den vergangenen zwei Tagen zahlreiche Anrufe zum Hochwasser ein. Alleine am Samstag waren 814 Anrufe, davon 408 Notrufe, zu verzeichnen. An normalen Samstagen liegt das Notrufaufkommen bei etwa einen Drittel. Am Sonntag hatte sich die Lage etwas beruhigt, sodass bis Vormittag 161 Anrufe, davon 136 Notrufe, eingingen. Zu den Anrufen kam ein erhöhter Abstimmungsbedarf aufgrund der hohen Einsatzzahlen.
Um das Einsatzaufkommen zu bewältigen, wurde die Leitstelle am Samstag personell verstärkt. Hierzu wurden tagsüber vier weitere Arbeitsplätze besetzt. Weitere Unterstützung stand auf Abruf bereit. Neben den regulären Unwettereinsätzen galt es auch den normalen Tagesbetrieb im Rettungsdienst abzuwickeln. Ebenso gab es während der Unwetterlage auch Feuerwehreinsätze mit hoher Priorität wie z. B. einen Verkehrsunfall in Eschenbach und einen Brand in einer Tiefgarage in Göppingen.
Über die gesamte Zeit waren bis jetzt vier Sandsackfüllanlagen in Betrieb:
• Geislingen
• Gruibingen
• Uhingen
• Salach (Füllmaschine aus Esslingen)
Mit jeder dieser Füllanlagen wurden in den vergangenen zwei Tagen jeweils rund 10.000 Sandsäcke befüllt. Aufgrund der schnellen Verfügbarkeit wurden am Samstag auch rund 8.000 Sandsäcke aus dem Landkreis Ludwigsburg eingesetzt.
Für weitere Einsätze ist man im Landkreis dennoch gerüstet.
Der Führungsstab der Feuerwehren war mit 2 bis zu in der Spitze 12 Einsatzkräften der Feuerwehren in der Feuerwache in Göppingen besetzt. Unterstützt wurde der Führungsstab von Verbindungspersonen zum THW, zum Rettungsdienst und zur Bundeswehr. Eine Abstimmung mit den Gemeindefeuerwehren erfolgte erstmalig über den bei den Feuerwehren seit rund 8 Monaten in Verwendung befindlichen Digitalfunk. Zusätzlich wurden 9 Videokonferenzen des Führungsstabes mit den örtlichen Einsatzleitern der Feuerwehren durchgeführt.
Für detaillierte Informationen aus den einzelnen Städten und Gemeinden wenden Sie sich bitte an die entsprechenden Städte und Gemeinden bzw. an die örtlichen Feuerwehren.
Zahlen & Fakten
Seit Freitag, 31.05.2024 um 12:00 Uhr sind folgende Kräfte und Einheiten im Einsatz:
• 35 Gemeindefeuerwehren mit dokumentierten Einsätzen im eigenen Gebiet beziehungsweise in Überlandhilfe
• 1073 Einsatzkräfte der Feuerwehren und 126 unterstützende Helfer.
• 139 Feuerwehrfahrzeuge und 41 Fahrzeuge von Bauhöfen/Firmen
• 125 Einsatzkräfte des THW mit 23 Fahrzeugen
• 10 Einsatzkräfte der Malteser und des DRK
• Es ergaben sich 390 Einsatzstellen mit Tätigkeit.
(Einsatzstellen mit reiner Erkundung wurden nicht erfasst)
PM Landratsamt Göppingen