Sonntagsgedanken: Eine ganz besondere Begegnung

„Hokuspokus“ – ein Zauberspruch, der vielleicht zurückgeht auf Jesu Einsetzungsworte Jesu beim Letzten Abendmahl wie sie in der in der Lateinischen Messe wiedergegeben werden: „Hoc est enim Corpus meum“ – „das ist mein Leib“. Doch mit Zauberei, Magie oder ähnlichem hat es rein gar nichts zu tun, was wir an Fronleichnam – dem „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ feiern. Ganz im Gegenteil:

Jesus verschenkt sich aus Liebe! Auch wenn Liebe „verzaubern“ kann, geht es ihr niemals um Täuschung oder um Irreführung. Gott will uns Menschen ganz nah sein und Er findet immer wieder neue Wege dazu: ein neugeborenes Kind, das uns ehrfürchtig staunen lässt, ein faszinierendes Naturschauspiel, Musik, die unsere Herzen höherschlagen lässt, ein Wort aus der Bibel, das tief in unser Herz trifft… Gott lässt sich erfahren von Suchenden und von Zweifelnden. Diese Gotteserfahrungen kann ich jedoch nicht „machen“, sie werden mir geschenkt, wenn ich mich dafür öffne, wenn ich aufmerksam dafür bleibe: „Nehmet und esset alle davon, das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird… Das ist mein Blut…“ Nicht immer ist mein Herz groß genug, um sich für Gottes unbegreifliche Liebe ganz und gar zu öffnen. „Sorgen quälen und werden mir zu groß,“ heißt es im Lied „Meine Zeit“. Aber manchmal passiert sie dann eben doch: die ganz besondere Begegnung mit Gott, wenn ich seine Liebe in meinem Mund und in meinem Herzen zergehen lasse. Sie lässt mich ganz im Jetzt und im Hier sein, gegenwärtig in der Liebe Gottes  – staunend und verstehend, dass wir Gottes geliebte Kinder sind. Diese innige Erfahrung kann ich nicht für mich behalten, sie wirkt hinein in mein Leben, hinaus in die Welt. Das zeigen wir an Fronleichnam, wenn nach dem Gottesdienst der Leib Christi, dieses kleine Stück Brot, in der Monstranz, einem Zeigegerät, durch die Straßen der Gemeinde getragen wird. Auf Blumenteppichen wird bildlich dargestellt, wie Gottes Liebe zum Ausdruck kommt. Texte aus der Bibel erzählen, dass Jesus Kranke geheilt, Hungrige satt gemacht, jene, die auf Abwege geraten waren, zurück in die Gemeinschaft geführt hat. Die ganz besondere Begegnung mit Gott ist somit kein „Privatvergnügen“, sondern stiftet Gemeinschaft unter uns Menschen. Das Fronleichnamsfest mag vielen altmodisch und aus der Zeit gefallen vorkommen: Hokuspokus. Doch für mich ist es höchst aktuell. Wir Christinnen und Christen brauchen Mut und Phantasie, unsere Frohbotschaft in die Gesellschaft hineinzuleben. Dem Vorbild Jesu folgend sollen wir nicht in unseren Kirchen sitzen und warten, bis jemand zu uns kommt, sondern dort hingehen, wo die Verlorenen unserer Zeit auf Gottes Liebe warten. Wovon unsere Herzen voll sind, davon erzählt unser Leben. Lassen wir sie immer wieder füllen von Gottes unvorstellbar großer Liebe.

Agnes Steinacker-Hessling
Pastoralreferentin
Katholisches Pfarramt Mariä Himmelfahrt

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