Sonntagsgedanken: Warum heute noch umkehren?

Warum heute noch umkehren? Der Evangelist Markus hält sich ganz kurz in seinem Bericht über die Versuchung Jesu in der Wüste und dessen Aufbruch in seine Mission. Durch die treibende Kraft des Geistes Gottes findet Jesus in der lebensbedrohlichen Wüste die unerschöpfliche Quelle des Lebens. In einem Satz berichtet der Evangelist: „Jesus wurde vom Satan versucht“.

Wie? Der folgende Satz, eine Spur: „Jesus lebte mit den wilden Tieren und die Engel dienten ihm“. Erinnerungen an die paradiesische Vergangenheit des ersten Menschen- und Elternpaares werden da geweckt. Sie verknüpfen sich mit Jesu Gegenwart als dem neuen Adam. Er ist die Tür, die sich als „der Weg, die Wahrheit und das Leben“, offenbart und auftut. Dem verführerischen Angebot der „Schlange“, „wie Gott zu werden“, steht der Ursegen des liebenden Schöpfergottes selbst: „Es war sehr gut“. Klar und deutlich entscheidet sich Jesus. Ein liebender Vater ist fortan der Mittelpunkt seiner Verkündigung. In deren Mittelpunkt stellt er den liebesbedürftigen Mensch. Angstfrei, bestimmt und einladend, beginnt Jesus seinen Weg, seine Suche. Im Gepäck die frohmachende Botschaft von einer sich erfüllenden Zeit, in der das Reich Gottes schon aufscheint. Wir sind eingeladen, uns „rückzubesinnen“ und unserer eigenen Liebesbedürftigkeit gewahr zu werden; auch um sie jedem Wesen, das mit diesem Ursegen des Schöpfers ausgestattet wurde, zuzugestehen. So höre ich den Umkehrruf Jesu bis in meine Lebenszeit. Auch sie kennt genügend Wüstenerfahrungen. Bei weitem sind sie nicht so gut ausgegangen wie bei Jesus. Hilfreich ist da sein Wort: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte“. Jesus nennt Menschen, die ihm nachfolgen, Freunde. Er ist uns ein Freund, der scheitert und einen grausamen Tod erleidet. Sein gerechter und gewaltloser Weg endet grausam und leidvoll in der Ausweglosigkeit des Kreuzestodes. Liebesbedürftig bis zu Letzt vertraut er auf den Gott des Lebens und der Liebe. Diese Haltung soll bleiben. Sie ist eine Kernbotschaft an seine Freundinnen und Freunde. „Geht“ hinaus, erzählt, heilt, treibt Dämonen aus, tauft die Menschen mit dem Geist Gottes. Mehr denn je, verstehe ich Jesus als den wahren Retter. Ohne Menschen wie ihn, hat das Leben keine Chance, wird die Erde zur Wüste. Die Aussicht des Scheiterns begleitete Menschen aller Generationen bis heute. Durch alle Zeiten brennen sie für die Sache Jesu. Sie setzen sich ein und aus, gegen Gewalt und Zerstörung, sind an der Seite der Verfolgten, Geschmähten, Vertriebenen, an den Rand gedrängten Opfer. Sie entlarven Hass und Lüge, drängen Gier und Macht aus dem grausamen Spiel. Sie stehen ein für Versöhnung und Neubeginn und begegnen der Gleichgültigkeit und Kälte durch solidarisches Handeln. Mich selber einfühlen, mitfühlen, mich solidarisieren, umzukehren, an Gott, an das Gute glauben, dazu bin ich gerufen. Heute noch!

Josef Putz, Diakon im Zivilberuf, Katholische Kirche Göppingen

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