Sonntagsgedanken: „Glaube und Zuflucht: Eine Biblische Perspektive“

Die Thematik der Flucht durchzieht die biblischen Erzählungen und gewährt uns die Möglichkeit, tiefgreifendere Einblicke in den Glauben und die Menschlichkeit zu erlangen. Ein genauerer Blick auf einige herausragende Beispiele verdeutlicht die Bedeutung der Flucht in der Bibel und ihre Verbindung zu den Prinzipien der Gastfreundschaft.

Ein einschneidendes Ereignis findet sich im Buch Exodus, wenn das Volk Israel unter der Führung von Mose aus der Sklaverei in Ägypten flieht. Diese Reise des Vertrauens und der Hoffnung symbolisiert nicht nur die Befreiung aus physischer Gefangenschaft, sondern auch die Erlösung von Unterdrückung und die Suche nach einem verheißenen Land.

Ebenso erzählt das Buch Genesis von Jakob, der vor seinem Bruder Esau flieht. Hier wird deutlich, wie Gott Jakob auf seiner Flucht begleitet und ihm seinen Schutz zusichert. Diese Erzählung betont die Bedeutung des Vertrauens in Gottes Führung inmitten von Unsicherheiten.

Ein weiteres bedeutendes Beispiel ist die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten. Joseph, Maria und das neugeborene Jesuskind flohen vor der drohenden Gefahr des Königs Herodes. Diese Flucht verdeutlicht nicht nur die Verletzlichkeit der menschlichen Existenz, sondern auch die Notwendigkeit, Menschen auf der Flucht Schutz und Hilfe zu gewähren.

Ein zentraler Aspekt, der sich durch viele biblische Erzählungen zieht, ist die Bedeutung der Gastfreundschaft. Ganz besonders hoch wird der Schutz von Fremden in der Hebräischen Bibel geschätzt: „Gott liebt die Fremden und gibt ihnen Nahrung und Kleidung – auch ihr sollt die Fremden lieben, denn ihr seid Fremde in Ägypten gewesen.“ (Dtn 10,19). In der Bibel wird Gastfreundschaft als eine heilige Pflicht betrachtet. Die Geschichte von Sodom und Gomorra unterstreicht dies auf drastische Weise, indem der Hass Fremden gegenüber als schwere Sünde betrachtet wird, die zum Untergang dieser Städte führte.

Die biblischen Erzählungen von Flucht und Gastfreundschaft erinnern uns daran, dass wir uns vor Gott für unseren Umgang mit Menschen, die fremd sind und Schutz bei uns suchen, verantworten müssen: „Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen;“ (Mt 25,35).

 

Diakon Eckhard Schöffel, Seelsorger für Geflüchtete

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