Der Kreis Göppingen liegt im Vergleich mit allen deutschen Stadt- und Landkreisen bei der Kaufkraft im Einzelhandel im vorderen Drittel. Allerdings kommt das Geld nicht vollständig im stationären Einzelhandel vor Ort an. Verantwortlich sind dafür Einkäufe außerhalb der Kommunen und des Landkreises sowie zunehmend der Onlinehandel. Dies ergab eine Sonderauswertung der aktuellen Kaufkraftanalyse der IHK Region Stuttgart für den Kreis Göppingen.
„Über die Kaufkraft im Landkreis Göppingen können wir uns nicht beklagen“, sagt Sven Maier, Vizepräsident der IHK-Bezirkskammer Göppingen. „Die Einwohner verdienen verhältnismäßig gut, weshalb sie auch mehr Geld im Einzelhandel ausgeben als in den meisten Kreisen Deutschlands“, erläutert Maier. Trotzdem bedeute dies nicht volle Kassen im örtlichen Einzelhandel, stellt er klar. Der innerörtliche Handel habe sich schon vor der Pandemie in Bedrängnis befunden. Auch wirke sich die vergangene Coronapandemie und der deutlich wachsende Online-Handels weiter aus. Die Folge seien zunehmend Geschäftsaufgaben und Leerstände auch in den Kernlagen. Das Problem vieler inhabergeführten Betriebe, Nachfolger zu finden, sei ebenfalls zu größeren Teilen diesem Umstand geschuldet. Hinzu komme ein zum Teil eklatanter Mangel an Fachkräften, so dass Händler sogar Öffnungszeiten reduzieren müssten.
„Um einen Beitrag zu lebendigen, attraktiven Städten leisten zu können, braucht der Einzelhandel gute Rahmenbedingungen“, betont Maier. Mit dem Planungsrecht könnten Kommunen mitwirken, die Einzelhandelslandschaft zu erhalten oder ihre Strukturen sinnvoll zu verändern. Kluge Kommunalpolitik sollte die Anliegen des Handels genauso berücksichtigen wie diejenigen anderer gesellschaftlicher Gruppen. „Eine derzeit hohe Kaufkraft ist das eine; wichtig ist aber, dass das Geld auch zukünftig im lokalen Einzelhandel ankommt. Hier gibt es im Kreis Göppingen konkrete Herausforderungen mit Blick auf die Attraktivität unserer Innenstädte“, so Maier. Insbesondere die Diskussion um eine fußgängerfreundliche Innenstadt in Göppingen müsse dabei mit einem guten Augenmaß geführt werden. Die IHK unterstütze hierbei neben zahlreichen anderen Aktivitäten insbesondere durch die Umsetzung des Landes-Förderprogramms ”Innenstadtberatung”. Im Landkreis Göppingen konnten und können aktuell verschiedene Kommunen von dieser geförderten Beratung profitieren. Neben Geislingen, Uhingen und Eislingen, bei denen die Beratung bereits abgeschlossen ist, läuft aktuell noch eine Beratung in Ebersbach. Die komplette Auswertung aller Gemeinden im Kreis Göppingen finden Sie mit einer Kurzanalyse auf www.stuttgart.ihk.de, Dok-Nr. 5755084.
Info: Die Ergebnisse im Kreis Göppingen im Einzelnen
Einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Kreis Göppingen
Die Bewohner des Landkreises verfügen im Jahr 2023 über fast 1.993 Milliarden Euro an einzelhandelsrelevanter Kaufkraft, also derjenige Teil der allgemeinen Kaufkraft, der tatsächlich im Einzelhandel einschließlich Online- und Versandhandel ausgegeben wird. Auf einen Einwohner umgerechnet sind das 7.590 Euro und damit rund 77 Euro mehr als der durchschnittliche Pro-Kopf-Wert in Deutschland (7.436 Euro). Der Kreis Böblingen liegt mit 8.256 Euro pro Kopf an der Spitze der Region. Der Kreis Göppingen bildet hier das Schlusslicht. In 30 der 36 Gemeinden des Kreises Göppingen liegt die einzelhandelsrelevante Kaufkraft pro Kopf über dem Bundesdurchschnitt. Geislingen bildet insgesamt das Schlusslicht im Landkreis. Bad Überkingen liegt mit 8.697 Euro an der Spitze im Landkreis, gefolgt von Bad Boll (8.538 Euro) sowie Schlat (8.536 Euro). Das Schlusslicht Geislingen liegt mit 6.665 Euro rund 11 Prozent unter dem Bundeswert. Mit Blick auf die einzelhandelsrelevante Kaufkraft der Städte und Gemeinden befindet Göppingen sich bei den Städten mit über 10.000 Einwohnern innerhalb der Region Stuttgart auf Platz sechs hinter Stuttgart, Esslingen, Ludwigsburg, Sindelfingen und Waiblingen. Die Göppinger Bürger können zusammen 440,5 Millionen Euro im Einzelhandel ausgeben. Geislingen folgt innerhalb des Landkreises mit 192 Millionen Euro. Insgesamt ist die Kaufkraft vielerorts im Landkreis deutlich gestiegen. Dies wirkt sich auch auf die Umsätze aus. Allerdings sind für den Einzelhandel Beschaffungs- und Energiekosten aber auch die Lohnkosten deutlich gestiegen, so dass die gestiegene Kaufkraft nicht automatisch mit höheren Gewinnen einhergeht.
Einzelhandelsumsatz im Kreis Göppingen
Göppingen liegt im Landkreis auf dem Spitzenplatz bei den Umsätzen im lokalen Einzelhandel. 585 Millionen Euro klingeln dort laut Statistikern in den Kassen der Händler. Es folgen Geislingen mit gut 206 Millionen Euro und Eislingen mit rund 133 Millionen Euro. Göppingen ist damit auch innerhalb der Region Stuttgart ganz vorne mit dabei. Lediglich Stuttgart, Ludwigsburg, Sindelfingen und Esslingen können hier höhere Umsätze vorweisen. Bei der Bewertung darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass hohe Umsätze oftmals durch große Einzelhandelsflächen außerhalb der eigentlichen Innenstädte erwirtschaftet werden.
Kaufkraftbindung im Kreis Göppingen
Wenn man die Umsätze im lokalen Einzelhandel mit der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft einer Kommune miteinander ins Verhältnis setzt, ergibt sich die sogenannte Kaufkraftbindungsquote. Ein Wert über 100 Prozent bedeutet Kaufkraftzufluss aus dem Umland. Bei einem Wert unter 100 Prozent überwiegen die Abflüsse ins Umland aber auch in den Online-Handel. Wie beim Pro-Kopf-Umsatz bleibt Göppingen mit einer Quote von 133 Prozent auch hier das Maß aller Dinge im Landkreis. Geislingen folgt mit 107 Prozent. Dies bedeutet für Göppingen innerhalb der Region Stuttgart Platz vier hinter Sindelfingen, Backnang und Ludwigsburg. Die Landeshauptstadt weist hier lediglich einen Wert von 95 Prozent auf. Geislingen findet sich dank City-Outlet immerhin auf Rang 8 innerhalb der Region Stuttgart.
Einzelhandelskennzahlen Gemeinden im Kreis Göppingen
Einzelhandelskennzahlen im Kreis Göppingen 2023
PM IHK Region Stuttgart Bezirkskammer Göppingen