Bald ist es wieder so weit: Wir, die Evangelischen, feiern Reformationstag. Wir erinnern uns an Martin Luther, der so einiges durcheinandergewirbelt hat. Das ist allerdings lange her. Zu lange? Vielleicht bräuchten wir ja mal wieder eine Reformation?
Die Kirche reformieren ist freilich eine große Aufgabe. Ich persönlich denke ganz gern in überschaubaren Schritten. Also in diesem Fall ein paar Nummern kleiner. Wie wäre es mit einer Mini-Reformation? Nicht für die ganze Kirche, sondern vorerst nur für mein eigenes Leben.
Was hat Marin Luther damals gemacht? Er las und forschte in der Bibel. Er war überzeugt: In der Bibel finden wir alles, was wir als Orientierung im Leben brauchen. Stimmt das heute auch noch?
Eine fast schon provokante Antwort darauf ist der Bibelvers, der uns als sogenannter Wochenspruch ab Sonntag durch die Woche begleiten soll: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ (Micha 6,8)
Gottes Wort halten. Es fest-halten. Es ernst nehmen. Und mich daran festhalten. Darin Rat oder Trost suchen.
Und Liebe üben. Liebe aus-üben. Nicht nur von Nächstenliebe reden, sondern sie auch tun. Und sie tatsächlich üben, ausprobieren, wagen.
Und schließlich: demütig sein vor meinem Gott. In „Demut“ steckt das Wort „Mut“. Gott will keine Menschen, die sich klein machen. Demütige Menschen wissen schlicht, dass sie keine Götter sind. Sie vertrauen darauf, dass der eine Gott unser Leben erhält und trägt. Und genau deshalb sind demütige Menschen mutig. Sie können zum Beispiel „Liebe üben“, weil sie um die Quelle der Liebe wissen.
So fängt sie also an, meine Mini-Reformation: Mit ein wenig mehr Platz für Gottes Wort in meinem Alltag. Mit Liebe üben. Und mit einer Demut, die mich entlastet von der irrigen Sorge, ich müsste alles allein schaffen.
Klingt unspektakulär. Klingt machbar. Klingt, als könnte es mir und meinen Mitmenschen guttun. Machen Sie auch mit?
Pfarrerin Miriam Springhoff
Dürnau