Sonntagsgedanke: „Herbststimmung“

Derzeit erleben wir den Herbst von seiner prächtigsten Seite. Die Tage sind erfüllt von angenehmen Temperaturen und das Auge erfreut sich an der Farbenfülle der Blätter im Sonnenlicht. Es macht Freude bei der Gartenarbeit die Früchte der vergangenen Saison zu ernten und gleichzeitig die Vegetation für die kommende Ruhepause vorzubereiten. Abgestorbenes und Verwelktes wird entfernt und Neues wie die Blumenzwiebeln im Boden versenkt, um im kommenden Frühjahr wieder eine neue Blütenpracht bewundern zu können. Dabei gilt es jetzt, nicht zu wehmütig, dem verlorenen Sommer nachzutrauern, und sich nicht zu sehr von den kommenden Sorgen vor dem Winter erdrücken zu lassen. Das ist derzeit die Kunst eine innere Balance zu finden, sich seiner inneren Stärken zu besinnen und Wege zu finden um sich Kraftquellen zu erschließen.

Eine dieser Quellen können uns Dichter und Schriftsteller sein, die mit ihren philosophischen Gedanken Gefühle in Worte fassen und Unaussprechliches in Buchstaben verwandeln. Beispielsweise ersinne ich mich eines Zitates von Hilde Domin: „Es knospt unter den Blättern, das nennen sie Herbst.“ Sie beschreibt ein faszinierendes Bild von Vergänglichkeit, Untergang und Krise mit dem Ziel, dass noch im Verborgen Wachstum und Neubeginn angelegt ist, das aber noch Zeit braucht. Zeit in der wie das Abgeschnittene im Garten Altes verworfen wird, und wir uns vermutlich von manch liebgewordener Gewohnheit verabschieden müssen.

Impuls und Quelle kann uns auch so manches Vorbild der Heiligen sein. Wir feiern im Herbst das Fest Allerheiligen und denken an die Lebensleistung der Christen in früherer Zeit. Deren Zeugnis sich mit ganzer Kraft der Nachfolge von Jesus Christus zu widmen und bedingungslose Nächstenliebe zu praktizieren, hat bis in unsere Zeit Strahlkraft und Inspiration. Allesamt haben sie ihre Komfortzone und ihre Gewohnheiten verlassen und Veränderungen herbeigeführt. Ein bekanntes Beispiel ist der Heilige Franziskus, der mit seinem reichen Elternhaus gebrochen hat, um sein gesamtes Leben den Armen, Kranken und Benachteiligten zu widmen. Bis heute kann er uns Vorbild sein, sich der Schöpfung Gottes bewusst zu werden und sich für einen achtsamen Umgang mit der Erde und allen Geschöpfen einzusetzen. Weitere bekannte Heiligen wie die heilige Elisabeth, der heilige Martin oder der heilige Nikolaus haben Veränderungen herbeigeführt und mit ihrer Zugewandten Haltung den Menschen gegenüber so manches Leid gelindert. Nicht zuletzt verdanken wir die Idee der professionellen Versorgung von Kranken und Benachteiligten der heiligen Elisabeth, denn sie gründete mit ihren Mitteln das erste Krankenhaus in Marburg.

Nicht immer braucht es die großen radikalen Schnitte, die sich die Heiligen zu eigen gemacht haben. Manchmal genügt es, sich zusammen mit Gleichgesinnten auf die Suche nach Veränderungen zum Positiven hin zu machen. Es gilt, gemeinsame Wege zu finden, um Ideen für eine lebenswerte und nachhaltige Gesellschaft umzusetzen.

Sabine Waldinger-Röhrle
Dekanatsbeauftragte Schulpastoral

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