Deutsche Umwelthilfe startet Mitmach-Aktion zum Goldenen Geier 2022: Wählen Sie die „dreisteste Umweltlüge des Jahres“

  • Aus mehr als 1.200 Einreichungen wurden folgende sechs Unternehmen für den Goldenen Geier 2022 nominiert: Shell, Edeka, Lufthansa, Volvic, McDonald’s und HelloFresh
  • DUH ruft Bürgerinnen und Bürger auf, unter diesen sechs Nominierungen bis zum 12. September den Schmähpreisträger zu bestimmen: https://www.duh.de/goldenergeier/2022/
  • DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz kritisiert zunehmendes Greenwashing und Verbrauchertäuschung bei tatsächlich klimaschädlichen Produkten

 

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ruft alle Verbraucherinnen und Verbraucher auf, beim Schmähpreis Goldener Geier bis zum 12. September 2022 die „dreisteste Umweltlüge des Jahres“ unter sechs nominierten Firmen und Produkten zu wählen. Ziel ist der Kampf gegen Greenwashing – also Produkte und Unternehmen zu enttarnen, die Umweltfreundlichkeit versprechen, in Wahrheit aber Umweltsünder sind. In den vergangenen Wochen sind bei der DUH knapp 1.200 Nominierungen eingegangen. Daraus wurden jetzt die sechs Finalisten für den Schmähpreis ermittelt. Jede und jeder kann ab sofort mit nur wenigen Klicks abstimmen unter https://www.duh.de/goldenergeier/2022/.

„Greenwashing und damit verbunden die Täuschung der Verbraucherinnen und Verbraucher ist ein zunehmendes Problem. Glaubt man vielen aktuellen Werbeversprechen, gibt es keine umweltschädlichen Produkte mehr. Angeblich klimaneutrale Flugreisen und Benzin werden versprochen – dabei ist genau das Gegenteil richtig. Wir haben über 1.200 Vorschläge für den diesjährigen Goldenen Geier erhalten, allein diese Zahl zeigt die Dimension des Problems. Kundinnen und Kunden werden durch die grünen Versprechen dazu angeregt, umweltschädliche Produkte zu konsumieren. In der Realität leistet keines der nominierten Produkte einen positiven Beitrag zum Klima- und Umweltschutz, sie treiben uns nur noch tiefer in die Klimakrise hinein. Mit dem Schmähpreis Goldener Geier machen wir auf diese Fehlentwicklung aufmerksam. Und wir rufen alle Verbraucherinnen und Verbraucher auf: Helfen Sie mit und stimmen Sie ab! Kämpfen Sie mit uns gegen die dreistesten Umweltlügen 2022!“, so Barbara Metz, DUH-Bundesgeschäftsführerin.

Nominiert für den Goldenen Geier 2022 sind:

  • „Klimaneutrales“ Tanken bei Shell: Was für ein Angebot: Klimaneutral auf deutschen Autobahnen rasen, egal wie hoch der Spritverbrauch ist. Denn Shell behauptet, dass Autofahrende für nur 1,1 Cent pro Liter getanktem Benzin oder Diesel die CO2-Emissionen der eigenen Fahrt ausgleichen können. Wie genau der klimaschädliche CO2-Ausstoß mit nur 1,1 Cent vollständig kompensiert werden soll, lässt das Unternehmen jedoch offen. Wie absurd diese ärgerliche Täuschung der Shell-Kunden über klimaneutrales Tanken ist, zeigt sich, wenn man diese „Logik“ einmal zu Ende denkt: Demnach würden rund 225 Millionen Euro jährlich ausreichen, um ganz Deutschland sofort Benzin-klimaneutral zu machen, obwohl real natürlich trotzdem mit jedem Auto-Kilometer das schädliche CO2 weiter in die Atmosphäre gelangt und auch die Kostendimension stimmt so gar nicht: Legt man die vom Umweltbundesamt ermittelten Klimakosten einer Tonne CO2 zugrunde, ergibt sich für den gesamten Benzinverbrauch in Deutschland die tatsächliche Summe von rund 9,7 Milliarden Euro pro Jahr.
  • Schummel-Mehrwegtüte von Edeka: Seit Anfang des Jahres gilt in Deutschland ein Verbot für Plastiktüten, aber Edeka scheint einfach nicht auf die kurzlebigen Tüten verzichten zu wollen: Statt nur noch echte Mehrweg-Alternativen anzubieten, nutzt die Supermarktkette lieber ein Schlupfloch im Gesetz und hat seine Plastiktüten einfach um wenige Mikrometer dicker gemacht, also dem Bruchteil eines Haares – so fallen sie nicht mehr unter das Verbot. Dabei ist Edeka auch noch so frech und vermarktet die Tüten jetzt einfach als „mehrfach verwendbar“ und will so den Eindruck einer Mehrweg-Tragetasche erzeugen. Diese Tüten sind laut DUH-Expertinnen und -Experten ebenso wenig für eine vielfache Wiederverwendung geeignet, wie die inzwischen verbotenen Modelle. Das ist dreistes Greenwashing!
  • „CO2-neutrales“ Fliegen mit Lufthansa: Mit dem „green“ Tarif verspricht die Lufthansa CO2-neutrales Fliegen – gutes Gewissen inklusive, denn dadurch sollen Flugreisen keine negative CO2-Bilanz mehr aufweisen. Gelingen soll das vor allem durch CO2-Kompensationsprojekte sowie zum kleineren Teil durch den Einsatz „nachhaltiger“ Flugkraftstoffe (SAF). Unabhängig von unserer Kritik an vielen solcher Kompensationsprojekte stehen wirklich grüne Kraftstoffe, die die umweltschädliche Wirkung des Fliegens begrenzen könnten, weder heute noch in absehbarer Zukunft in auch nur annähernd genügenden Mengen zur Verfügung. Wenn die Lufthansa ernsthaft klimafreundlicheres Reisen anbieten will, könnte sie auf innerdeutsche Flüge verzichten und wie bereits vor dreißig Jahren Tickets für die Bahn, vielleicht sogar wieder in Lufthansa-Zügen anbieten.
  • Einweg-Plastikflaschen von Volvic: Danones Antwort auf die Plastikmüll-Krise? Noch mehr Plastikflaschen! Die Einweg-Plastikflaschen der Marke Volvic werden als umweltfreundlich beworben, weil sie aus 100 Prozent recyceltem PET bestehen sollen. Umweltfreundlich ist das jedoch nicht, denn auch die Herstellung von Recyclingmaterial verschlingt Energie, Chemikalien und Ressourcen. Viel ökologischer ist es, Wasser regional in bis zu 50 Mal wiederbefüllbaren Mehrwegflaschen anzubieten. Der Transportweg der Volvic-Flaschen zum Beispiel nach Berlin von bis zu 1.400 Kilometern ist darüber hinaus absolut unnötig und macht sie zu größtmöglichem ökologischen Unsinn – schließlich verfügt Deutschland über das größte Mehrwegsystem der Welt und über 150 regionale Mineralbrunnen.
  • „BetterM“-Kampagne von McDonald’s: Ganz schön dreist, wenn ein Fast-Food-Konzern behauptet: „Wir reden keinen Müll – wir machen einfach weniger“. Dabei ist der jährliche Berg aus Verpackungsmüll, den McDonald’s verursacht, von 2016 bis 2019 deutlich gestiegen um circa 6.000 Tonnen auf über 51.000 Tonnen! Einweg-Verpackungen durch solche aus anderen Materialien zu ersetzen, ist falsch, weil so weiterhin große Berge an Abfall anfallen. Auch dünneres Wickelpapier um die Burger ist Augenwischerei, wenn sogar beim Verzehr nahezu alles in Wegwerf-Verpackungen serviert wird. Abfall lässt sich am besten durch Mehrweg-Verpackungen vermeiden. Doch der Fast-Food-Riese kämpft lieber verbissen für die faktische Vermüllung unserer Umwelt und klagt gegen kommunale Einweg-Steuern, in den 90er Jahren bereits in Kassel ebenso wie aktuell in Tübingen.
  • Verpackungswahnsinn von HelloFresh: HelloFresh wirbt für den mengengenauen Einkauf frischer Lebensmittel und will so Lebensmittelabfälle reduzieren. Dafür liefert HelloFresh die vielen Zutaten – bis hin zu Gewürzportionen – für die bestellten Speisen in umweltschädlichen und materialintensiven Kleinstverpackungen. HelloAbfallvermeidung? Fehlanzeige! Am umweltfreundlichsten ist der bedarfsgerechte und möglichst verpackungsfreie lokale Kauf der Lebensmittel. Für mengengenaues Kochen braucht es keine Kleinstverpackungen. Damit sorgt HelloFresh derzeit vor allem für eines: Viel Einweg-Müll.

 

Hintergrund:

Die DUH verleiht den Goldenen Geier in diesem Jahr zum vierten Mal. Die Preisträger der vergangenen Jahre waren:

  • 2019: Nestlé für seine klimaschädlichen Einweg-Plastikflaschen von Vittel
  • 2020: Daimler für den ökologisch unsinnigen Stadtgeländewagen Mercedes GLS
  • 2021: RWE für seine Greenwashing-Kampagne für sich und seinen Strom

Die DUH ruft mit dem Goldenen Geier Verbraucherinnen und Verbraucher zum gemeinsamen Kampf gegen Greenwashing auf. Ziel des Schmähpreises ist es, auf die Problematik von Greenwashing aufmerksam zu machen, Verbraucherinnen und Verbraucher zu warnen und auch ganz konkret Produkte zu enttarnen, mit denen Menschen getäuscht werden. Letztendlich sollen Unternehmen dazu bewegt werden, ehrliche und ökologische Produkte auf den Markt zu bringen.

Die Abstimmung endet am 12. September 2022. Die Verleihung des Goldenen Geiers 2022 findet kurz darauf statt.

Links:

 

PM Deutschen Umwelthilfe e. V.

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