Liebe Leserinnen und Leser. Haben Sie neulich den Maientag besucht oder das Stauferspektakel oder womöglich sogar den Katholikentag?
Nah der entbehrungsreichen Corona-Zeit scheinen direkte Begegnungen bei ausgelassener Stimmung jetzt genau das richtige zu sein. Gemessen an den Besucherzahlen, hat sich der große Aufwand gelohnt! Alles war gut organisiert, die Veranstalter können zufrieden sein.
Auch das Pfingstereignis vor 2000 Jahren ließe sich gut in so eine Kette spannender Events einreihen, steht es doch im Kern für die Begeisterung von Menschen, die einander verstehen und ihre Freude miteinander teilen. Pfingsten bedeutet Begeisterung, Aufbruchstimmung und Mut zur Veränderung.
Wir Christen brauchen in der Tat sehr viel Mut, wenn uns im Gemeindealltag schwierige Fragen begegnen, wie zum Beispiel:
Lohnt es sich, dieses oder jenes kirchliche Gebäude zu erhalten, angesichts schwindender Mitgliederzahlen? Lohnt sich unser Gemeindefest an diesem oder jenem Ort noch? Steht der ganze Aufwand noch im Verhältnis zum Ertrag? Wie jeder andere Betrieb, so sind wohl auch „wir von der Kirche“ angehalten, mit unseren personellen und finanziellen Ressourcen verantwortungsvoll umzugehen.
Effizienz scheint sich momentan zum DEM wichtigsten Maßstab kirchlichen Handelns herauszukristallisieren. Wie alle anderen Veranstalter, so messen auch wir Christen mittlerweile unsere Daseinsberechtigung anhand von Besucherzahlen.
Ich frage mich manchmal: Bringt es uns wirklich voran, wenn Zahlen und Statistiken zum alleingültigen Maßstab unseres Gemeindelebens werden? Welche Strategie ließe sich stattdessen aus der Hl. Schrift ableiten?
Jesus geht spontan auf einzelne Menschen zu. Er heilt die Schwiegermutter des Petrus ebenso wie den blinden Bartimäus und er nimmt sich viel Zeit, wenn er zu Besuch ist bei Maria und Marta. Vieles was unser Christ-sein ausmacht, geschieht ohnehin im Verborgenen, wie zum Beispiel ein Krankenbesuch.
Bei all den großen Veränderungsprozessen, die wir in unseren Gemeinden momentan zu bewältigen haben, wünsche ich mir deshalb den Mut, um den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren, denn „immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige; immer ist der wichtigste Mensch, der dir gerade gegenübersteht; immer ist die wichtigste Tat die Liebe.“ Zitat: Meister Eckhart
Diakon Eckhard Schöffel, Kath. Kirche Göppingen