Sonntagsgedanken: Umhüllt und beschützt

Im Sommerurlaub an der Strandpromenade kurz vor dem Sonnenuntergang: Immer mehr Menschen bleiben bei einem jungen Mann stehen, der mit großen Stöcken und dicken Seilen unglaublich große bunte Seifenblasen zaubert. Die Kinder kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und auch die Erwachsenen folgen ihnen fasziniert mit den Blicken. Der Höhepunkt der spontanen Vorstellung ist eine Riesenseifenblase, die einen kleinen Jungen komplett umschließt. Ganz ruhig steht er in ihrem Inneren und wagt kaum zu atmen.

Ein paar Sekunden hält das an, dann platzt sie – wie jede Seifenblase irgendwann und alle klatschen Beifall. Dieses Schauspiel wiederholt sich noch ein paar Mal und egal, wer in der Blase stehen darf, wirkt konzentriert und fast ein bisschen entrückt. Dieses Bild fällt mir jetzt wieder ein, wenn der Alltag Fahrt aufgenommen hat. Dann wünsche ich mir manchmal solch eine leichte Hülle, die sich zwischen die Welt und mich schiebt. Die mich im Hier und Jetzt verankert und ein wenig schützt. Denn irgendwie muss unsere Seele ja verarbeiten, was alles um uns herum passiert und uns zunehmend beunruhigt. Corona, Afghanistan, der Klimawandel….wir könnten noch vieles aufzählen und jeder und jede bestimmt noch genug dazulegen aus dem eigenen Leben. Es ist schon eine Herausforderung, hiermit einen guten Umgang zu finden, sich weder lähmen zu lassen noch aufzureiben. Das Bild des Jungen in der Seifenblase hilft mir dabei. Wir haben Einfluss auf vieles und können etwas bewirken, manches müssen wir aber einfach aushalten. Wir stehen in der Spannung, gut für uns zu sorgen und die anderen nicht aus dem Blick zu verlieren. Verantwortung und Selbstfürsorge in einer stimmigen Balance zu halten, genau wie der Junge in der Seifenblase. Zwei Dinge können uns helfen, bei uns zu bleiben und trotzdem in Verbindung mit der Welt: Mit anderen darüber zu sprechen und sich gemeinsam zu engagieren, das entlastet und bereichert. Als Christen und Christinnen wissen wir dazu noch, dass wir nicht nur auf unsere eigene Kraft vertrauen müssen, wenn wir uns unserem Leben und den Herausforderungen in der Welt stellen. „Wer auf Gott hofft, den wird die Güte umfangen“ heißt es dazu in Psalm 32, und wieder denke ich an das Bild der Kinder in der Seifenblase. Genau an diese beiden Aspekte will uns in diesem Jahr auch der Caritassonntag mit seinem Motto #DasMachenWirGemeinsam erinnern, der morgen oder am nächsten Sonntag in den katholischen Kirchengemeinden gefeiert wird. Mit der Kraft des Vertrauens und gemeinsamem Engagement können wir uns den anstehenden Herausforderungen stellen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag, der ja im Übrigen auch etwas von einer heilsamen Hülle haben kann, die sich zwischen uns und unseren Alltag schiebt.

Sabine Stövhase

Caritas-Zentrum Göppingen

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