Abfallvergärungsbranche trifft sich erstmals digital – Großes energetisches Potenzial bislang ungenutzt

Am heutigen Mittwoch, dem 24. März, trifft sich die Branche der Abfallvergärer, um sich über die neuesten rechtlichen Rahmenbedingungen, die technischen Anforderungen und die Erschließung des großen, noch ungenutzten energetischen Potenzials im Bioabfall auszutauschen. Über 100 Teilnehmer haben sich zum ersten digitalen Abfallvergärungstag angemeldet.

Freising. Der Austausch mit den Berufskolleg:innen steht ganz oben auf der Prioritätenliste der Teilnehmenden am Abfallvergärungstag. Denn Networking ist ein wichtiger Faktor in der überschaubaren Berufsgruppe: Etwa 350 Abfallvergärungsanlagen gibt es in Deutschland. Im Durchschnitt kommen jedes Jahr fünf neue Anlagen mit einer jeweiligen Verarbeitungskapazität zwischen 25.000 und 200.000 Tonnen hinzu.

Aus dem Inhalt der Biotonne, überlagerten Lebensmittelabfällen, Speiseresten und anderen biologisch abbaubaren Abfällen wird in diesen Anlagen Strom für knapp eine Million Haushalte erzeugt. Übrig bleibt am Ende ein hochwertiger Dünger – das Gärprodukt. „Und das Potenzial ist damit noch lange nicht ausgeschöpft“, betont der Leiter des Referats Abfall, Düngung und Hygiene im Fachverband Biogas, David Wilken.

Über die Biotonne werden aktuell rund 4,5 Millionen Tonnen Bioabfall erfasst. Weitere vier Millionen Tonnen landen bislang noch im Restmüll und gehen damit für die weitere energetische und stoffliche Nutzung verloren. „Aus vier Millionen Tonnen ließen sich ca. 1,3 Mio. Megawattstunden Strom erzeugen“, erklärt Wilken, „genug für 440.000 Haushalte.“

Diese „Energieverschwendung“ ist ebenso Thema beim Abfallvergärungstag wie die Abtrennung von Fremd- und Störstoffen. Nicht alles, was in der Biotonne landet, gehört auch dort hinein – und muss vor der Vergärung in der Biogasanlage aufwändig entfernt werden. Die Reinheitskontrolle der Gärprodukte und Komposte erfolgt sowohl über das Düngerecht als auch über die Bioabfallverordnung. Letztere befindet sich aktuell in der Novellierungsphase. Neu vorgeschlagen wird ein Kontrollwert für die Reinheit des Bioabfalles vor der biologischen Behandlung. Dies würde allerdings zu zusätzlichem Technikeinsatz führen und große Mengen Organik mit den Fremdstoffen abtrennen, die damit für die Energie und Düngemittelherstellung verloren gingen. „Zielgerichteter wäre ein Schwellenwert für die angelieferten Bioabfälle, um tatsächlich die Reinheit bei der Erfassung zu steigern“, sagt Wilken. Genau dies hat der Fachverband Biogas zusammen mit zahlreichen Mitstreitern in einer gemeinsamen Stellungnahme und einem gemeinsamen Positionspapier gefordert.

„Hier sind wir alle gefragt. Je konsequenter Bioabfall getrennt wird, desto mehr Energie kann am Ende daraus erzeugt werden und desto sauberer ist der Kompost“, unterstreicht der Referatsleiter. Neben der (Un)Reinheit der Inputstoffe stellen die zusätzlichen Anforderungen aus den verschiedenen Rechtsbereichen eine zunehmend größere Herausforderung für die Betreiber von Abfallvergärungsanlagen dar. Den stetig steigenden Auflagen und den damit verbundenen Kosten stehen die Vergütungen über das EEG nicht adäquat gegenüber. Vor allem die Streichung des Flexzuschlags im EEG 2021 wirkt sich für die Branchenteilnehmer negativ aus.

 

PM Fachverband BIOGAS e.V.

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