Ein Bekannter erzählte mir neulich eine kleine Begebenheit. Seine Tochter musste noch schnell mit ihrem 5-jährigen Sohn zum Einkaufen. Sie hatte den Kopf voll, dachte an das, was noch alles zu erledigen war, hatte Stress. Nachdem sie vom Supermarkt an ihr Auto zurückkam, vermisste sie ihren Autoschlüssel. Während sie nach ihm suchte schimpfte und jammerte sie vor sich hin. „Wenn´s so weitergeht, verlier ich noch meinen Kopf.“ Ihr Sohn hörte ihr aufmerksam zu. Später, nachdem sie den Schlüssel gefunden hatte, ihr Zeug ins Auto geladen und nach Hause fuhren, sagte ihr Sohn zu ihr: „Mama, du darfst alles verlieren, bloß nicht dein Herz.“ „Warum“, fragte seine Mutter zurück. „Weil ICH in deinem Herz bin“ antwortete ihr Kind.
Das Kind spricht aus, was das wichtigste und wertvollste im Leben ist: Im Herzen eines anderen Menschen zuhause sein.
Die Mutter wird erinnert, wie wichtig sie für ihren Sohn ist. Wie sehr er sie mag und braucht.
Ich denke es ist für jeden von uns schön, wenn man füreinander wichtig ist und im Andern sein darf. Man spürt es, wenn man im Herzen des Andern zuhause ist, wenn einem verständnisvoll, wertschätzend zugehört wird. Man sieht es, dass man im Andern zuhause ist, wenn Ehepartner, Freunde oder Arbeitskollegen füreinander da sind, wenn sie das Beste im Andern hervorlocken.
Wenn wir im Stress sind oder wenn Krisen unseren Alltag durcheinander bringen, dann fällt es uns schwer, füreinander da zu sein. Zur gleichen Zeit spüren wir auch, dass genau dann Familie, Freundschaft und verlässliche Beziehungen besonders wichtig sind.
Manchmal sehnen wir uns nach der guten alten Zeit zurück. Es soll alles wieder so sein wie früher. Dass das nicht geht, ist klar. Es bleibt uns nichts Anderes übrig, als sich zu besinnen und schrittweise seinen Alltag an dem auszurichten was wichtig ist. Wenn wir uns gegenseitig im Herzen tragen, wachsen wir als Gesellschaft zusammen und überwinden Krisen. Vielleicht ist unsere Zeit durch äußere physische Distanzierung besonders geeignet uns innerlich näher zu kommen. Schenken wir uns gegenseitig eine Heimat in unseren Herzen. Sicher finden wir dort auch Gott.
Josef Priel
Gemeindereferent
Deggingen Bad Ditzenbach