Sonntagsgadanken zum 24. Dezember: Festgarderobe bei Engels

Zwei Engel halten ein Schwätzle. Über Weihnachten und die Vor­bereitung zum Fest. Und wo hast Du Dein schönes Kleid her? Das Schild im Kragen verrät es: „Made in Bangladesh“. Von Näherinnen mit einem Hungerlohn für Dauerarbeit – selbstverständlich ohne Sozialversicherung. Die beiden Engel stutzen: Passt das zu Weihnachten?

Und es gibt noch so viele andere Dinge auf der Welt, die überhaupt nicht zum Kind in der Krippe passen. Die Bibel nennt sie Sünde. Alles das, was einen tiefen Graben zwischen uns Menschen und Gott aufreißen möchte. Wie wir mit Näherinnen in Bangladesh umgehen. Wie wir untereinander umgehen. Wie wenig uns Gottes Gebote angehen wollen – und wieviel oder besser: Wie wenig Zeit für Gott wir haben. Unser ganzes Denken und Leben scheint doch erstmal einigermaßen gut ohne Gott auszukommen. Sogar Weihnachten. Hauptsache, ein bisschen kuschelig.

Aber genau das ist der Grund, warum Gott sich entschlossen hat, Mensch zu werden. Kaum der Krippe entwachsen, sich verfolgen zu lassen. Mit Anfang 30 sich ans Kreuz nageln zu lassen – nicht, weil er vor irgendeinem Modehaus zu laut über den Lohn von Näherinnen in Bangladesh gesprochen hat. Aber weil er sich mit den Sündern und Zöllnern auf dieser Welt abgegeben hat, weil er denen, die auf der Welt schon längst abgestempelt waren, den Weg zu Gott gezeigt hat – und weil er Gott mehr gehorcht hat als den Menschen und deshalb den Mächtigen und Einflussreichen mitten ins Gesicht widerstanden hat. Und das alles im Namen von Gott. Denn er ist ja Gott selber – Mensch gewordener Gott. Dass Gott selber für uns ans Kreuz gegangen ist – das ist das, was uns rettet, wenn es für uns eines Tages heißt, Verantwortung vor Gott für unser Leben zu übernehmen – und die Frage lautet: Himmel oder draußenvor?

Ich wünsche mir ein Weihnachten, das Folgen hat. Weihnachten, das uns näher an Jesus bringt. Und Weihnachten, wo wir versuchen, schon einen Hauch von Gottes Reich hier auf der Erde zu leben. Und wenn es nur beim Kleiderkaufen ist.

Pfr. Georg Steffens

Evangelischer Kirchenbezirk Göppingen

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