Die Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg stellen sich verstärkt den Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung. Mit Weiterentwicklungen von Berufen, Zusatzqualifikationen und einem neuen Ausbildungsberuf sollen junge Menschen in Unternehmen Baden-Württembergs für den digitalen Wandel fit gemacht werden. Die IHKs begleiten in Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, Gewerkschaften, Bund und Ländern sowie der Berufsausbildungsforschung den Berufsentstehungs- und -modernisierungsprozess.
„Die Betriebe wissen am besten, welche Herausforderungen die zunehmende Digitalisierung mit sich bringt. Deshalb sind die Arbeitgeber, neben den weiteren Fachexperten, wichtige Impulsgeber für die Modernisierung der Berufe“, erklärt Marjoke Breuning, Vizepräsidentin des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) und Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart. Parallel dazu arbeiten die IHKs mit Hochdruck daran, die Abläufe für die Ausbildungsbetriebe, die Auszubildenden und die Prüfer zu digitalisieren. So werde bis zum Ausbildungsstart 2020 ein bundesweites Bildungsportal für diesen Kundenkreis zur Verfügung stehen. Dort soll auch ein bundesweit einheitliches elektronisches Berichtsheft für Azubis und Betriebe nutzbar sein.
Schon vergangenes Jahr wurde im kaufmännischen Bereich mit dem Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau im E-Commerce bundesweit ein vollständig neuer Beruf eingeführt. Betriebe, die Waren oder Dienstleistungen online vertreiben, können so ihre Fachkräfte im Bereich E-Commerce erstmals selbst ausbilden. Bei den industriellen Metall- und Elektroberufen sowie beim Ausbildungsberuf Mechatroniker/-in wurden Ausbildungsinhalte angepasst. Neu sind Zusatzqualifikationen unter anderem in den Bereichen Fertigungsverfahren, Programmierung, IT-Sicherheit, Digitale Vernetzung, Prozess- und Systemintegration. Die ersten Auszubildenden im Land haben bereits im Sommer 2019 eine Prüfung in einer solchen Zusatzqualifikation erfolgreich abgelegt.
Mit Hilfe von Anpassungen der Ausbildungsordnungen sollen bis August nächsten Jahres auch die vier IT-Berufe grundlegend modernisiert werden. Bis zum Jahr 2020 wird auch der Beruf Bankkaufmann/-frau modernisiert, indem er konsequenter am Kunden ausgerichtet wird. So sollen digitale Geschäftsprozesse stärker berücksichtigt werden. Ebenfalls bis dahin werden die Laborberufe Biologielaborant, Chemielaborant und Lacklaborant an die neuen technologischen Entwicklungen angepasst.
Auch in der Höheren Berufsbildung, der so genannten Aufstiegsfortbildung, werden die Berufsprofile erneuert und ganz neue Profile entstehen, wie zum Beispiel bei der IHK Region Stuttgart und der IHK Karlsruhe der/die geprüfte Meister/-in – Vernetzte Industrie.
Schließlich wirkt sich die Digitalisierung auch auf die Erstellung der Prüfungsaufgaben aus. Die IHK Region Stuttgart erstellt einen Großteil aller technischen Prüfungsaufgaben in der Ausbildung für die Mehrheit der IHKs und auch für das Handwerk bundesweit. Auch im Ausland gibt es inzwischen nicht wenige Abnehmer. „Betriebe können sich mit ihrem Qualifizierungsbedarf und ihren Modernisierungs-Hinweisen an ihre IHK wenden“, erklärt Breuning. „Ihre Anforderungen werden wir entweder in die Verfahren auf Bundesebene einspeisen oder prüfen, ob eine regionale Entwicklung möglich ist.“
Die IHK Region Stuttgart hat zudem gemeinsam mit dem RKW und der Handwerkskammer Region Stuttgart ein Projekt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie aufgegriffen, das bei immer mehr Betrieben auf Interesse stößt: die Digiscouts. Dabei spüren junge Menschen in Ausbildung Digitalisierungspotenziale im Unternehmen auf und setzen diese in die Praxis um. Schon über 18 Auszubildende in acht Digiscout-Projekten haben das im letzten Jahr bei der IHK-Bezirkskammer Esslingen unter Beweis gestellt. Für Herbst 2019 stehen weitere 20 Plätze zur Verfügung. Auch die IHKs Hochrhein-Bodensee und Südlicher Oberrhein sind regionale Digiscout-Partner.
PM Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK)