„Dem wirtschaftlichen Aufschwung scheint momentan die Puste auszugehen und auch die Stimmung in den Betrieben in der Region Stuttgart hat sich eingetrübt“, sagt Marjoke Breuning, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart mit Blick auf die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage. Mehr als 800 Betriebe aller Branchen und Größenklassen im Großraum Stuttgart haben daran teilgenommen. Der Anteil der Unternehmen, die ihre aktuelle Situation gut bewerten, ist gegenüber dem Jahresbeginn um 9 Prozentpunkte auf 49 Prozent gesunken. Eine befriedigende Lage melden 44 Prozent (Jahresbeginn: 36 Prozent), schlecht geht es 7 Prozent der Unternehmen (6 Prozent).
Vor allem die regionale Industrie hat zur Abwärtskorrektur der gesamtwirtschaftlichen Lageeinschätzung beigetragen. Die weltweit rückläufige Investitionsdynamik hat der Branche abnehmende Auftragseingänge aus dem In- und Ausland beschert. Im Vergleich zum Jahresbeginn ist der Anteil der Industrieunternehmen mit steigender Nachfragetendenz um 7 Prozentpunkte auf 20 Prozent zurückgegangen, während der Anteil der Betriebe mit abnehmendem Auftragseingang von 19 auf 39 Prozent nach oben geschnellt ist. Die überwiegend auf den Konsum und die Binnenwirtschaft ausgerichteten Branchen halten bislang dagegen. Die positive Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung sowie die geringe Inflation stützen den Handel und beflügeln zusammen mit den historisch günstigen Finanzierungsbedingungen den Bauboom. Die Dienstleister setzen ihren moderaten Expansionskurs mit verringertem Schwung fort. Allgemein beklagt ein Viertel der Betriebe eine abnehmende Nachfrage, ein Anstieg um 8 Prozentpunkte seit Jahresbeginn. Die Zahl der Unternehmen mit steigenden Auftragseingängen ist von 29 auf 23 Prozent zurückgegangen. Zum ersten Mal nach sechs Jahren melden damit wieder mehr Unternehmen eine abnehmende als eine zunehmende Nachfrage. Folglich fallen auch die allgemeinen Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate nicht mehr so zuversichtlich aus. Vom Optimismus Ende letzten Jahres, als noch 34 Prozent der Unternehmen optimistisch und nur knapp 7 Prozent skeptisch waren, ist nicht mehr viel übrig geblieben. 24 Prozent der Unternehmen blicken zwar weiterhin zuversichtlich nach vorne, jeder fünfte Betrieb rechnet jedoch mit schlechteren Geschäften. Die meisten Unternehmen (56 Prozent) gehen von einer gleich bleibenden Geschäftsentwicklung aus.
Der schwächelnden Nachfrageentwicklung entsprechend lassen die Pläne für Inlandsinvestitionen und Beschäftigtenzahl nach. Knapp 20 Prozent wollen weniger investieren. Jeder zweite Betrieb will seine Investitionsausgaben unverändert lassen. Drei von zehn Unternehmen planen in diesem Jahr mehr in Deutschland zu investieren als im Vorjahr. Damit fällt der Investitionsindikator (Differenz zwischen den expansiven und restriktiven Investitionsplänen) mit aktuell 11 Punkten merklich geringer aus als im Herbst 2018 (28 Punkte). Auch die Beschäftigungsabsichten sind aktuell zurückhaltender als zuvor. Mit einem Anteil von gut 19 Prozent übertrifft die Zahl der Unternehmen, die ihre Belegschaften vergrößern wollen, den Anteil der Personal abbauenden Betriebe nur noch um zwei Prozentpunkte, zu Jahresbeginn betrug dieser Abstand noch 15 Prozentpunkte. Aktuell will die Mehrheit der Unternehmen (63 Prozent) ihren Personalbestand in etwa konstant halten. Der Beschäftigungsaufbau der Vorjahre dürfte sich auch in diesem Jahr fortsetzen, jedoch mit merklich schwächeren Zuwachsraten als zuvor.
Die allgemeine Risikolage ist dabei weiterhin unverändert: Die meisten Unternehmen sehen weiterhin im Fachkräftemangel ein Geschäftsrisiko, gut sechs von zehn Betrieben sind betroffen. Damit verbunden ist die Sorge über steigende Arbeitskosten. In der Industrie sieht derzeit fast jedes zweite Unternehmen in der Auslandsnachfrage ein Geschäftsrisiko, Ende 2018 war lediglich jeder vierte Industriebetrieb dieser Ansicht. Einen Konjunktureinbruch würden die Betriebe in der Region laut Marjoke Breuning wohl mehrheitlich nicht befürchten, jedoch könne die Stagnation noch länger anhalten, wenn Handelskonflikte zwischen den USA und Europa sowie zwischen den USA und China eskalieren oder es zu einem chaotischen Brexit komme. Die IHK-Präsidentin warnt: „Die rückläufige Dynamik zeigt: Wir müssen wieder stärker an der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts arbeiten.“
PM IHK Region Stuttgart