IHK-Präsidentin Breuning befürchtet Brexit-Chaos – Kammer berät Mitgliedsunternehmen, was jetzt zu tun ist

„Kommt der Brexit ohne Abkommen, droht ein Chaos für die Wirtschaft“, kommentiert Marjoke Breuning, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, das gestrige Abstimmungsergebnis im Britischen Unterhaus.

„Nach und nach schwinden die Hoffnungen auf einen geordneten Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der EU“, so Breuning. Für Betriebe mit Handelsbeziehungen in das Vereinigte Königreich bedeute das nichts Gutes. Vor allem sei mit mehr Bürokratie, hohen Kosten und vielen Unsicherheiten und rechtlichen Unklarheiten bei der Abwicklung von Geschäften zu rechnen. Dabei seien deutsche Importeure wie Exporteure gleichermaßen betroffen. Allein die bei einem ungeregelten Brexit aller Voraussicht nach anfallenden Zölle würden deutsche Unternehmen laut einer IW-Studie mit rund drei Milliarden Euro zusätzlich belasten. Hinzu komme ein deutlich höherer bürokratischer Aufwand für alle Unternehmen. Nach einer Schätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) würde allein das Ausfüllen von Zolldokumenten Mehrkosten in Höhe von rund 200 Millionen Euro zur Folge haben.

Hart treffen würde ein ungeordneter Brexit auch viele Betriebe in Baden-Württemberg und seiner Kernregion Stuttgart. Das Vereinigte Königreich zählt zu den wichtigsten Handelspartnern des Südwestens und steht mit Ausfuhren in Höhe von 8,29 Milliarden Euro (Januar bis Oktober 2018) auf Platz sechs der Exportländer Baden-Württembergs. Am meisten werden Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeugteile sowie Maschinen aus Baden-Württemberg in das Vereinigte Königreich geliefert, sodass in diesen Branchen auch viele betroffene Unternehmen, vor allem auch aus der Region Stuttgart, zu finden sind.

Darüber hinaus ist Großbritannien ein wichtiger Standort für viele Unternehmen in der Region und in Baden-Württemberg. Laut IHK hat praktisch jeder namhafte Mittelständler eine oder mehre Niederlassungen im Vereinigten Königreich und viele Beschäftigte. Mindestens 1.800 Unternehmen in Baden-Württemberg machen nach eigenen Angaben Geschäfte mit Großbritannien. Entsprechend intensiv verflochten sind die Geschäftsbeziehungen. Breuning: „Wir appellieren an die Politik, auch für den Notfall insbesondere für den gegenseitigen Warenverkehr praxisnahe, mittelstandsfreundliche und handhabbare Lösungen zu schaffen. Sollte das nicht gelingen, drohen den Betrieben Schäden in Milliardenhöhe.“

Breuning rät den Unternehmen, sich auf einen ungeordneten Austritt vorzubereiten – das heißt, das Vereinigte Königreich verlässt die EU am 29. März 2019 ohne Übergangsphase und ohne Abkommen. Wegen des dadurch anfallenden Mehraufwand an Bürokratie und Zeit sei es laut IHK-Präsidentin empfehlenswert, dass Unternehmen die noch verbleibende Zeit gut nutzen, um sich auf die neuen Bedingungen einzustellen, insbesondere bezüglich Warenverkehr, Verträge, Lieferketten, Präferenznachweisen und Anzeigepflichten.

Die IHK Region Stuttgart informiert auf www.stuttgart.ihk.de unter „Brexit Update“ über aktuelle Entwicklungen und berät alle Mitgliedsunternehmen auch individuell unter der Telefonnummer 0711 2005-1243 oder per Mail unter brexit@stuttgart.ihk.de. Darüber hinaus können betroffene Unternehmen online die Brexit-Checkliste „Are you ready for Brexit?“ nutzen, welche anhand von 18 Themenfeldern Orientierung bietet, wie sich Betriebe auf den Brexit vorbereiten können. Außerdem bietet ein Brexit-Glossar eine Sammlung wichtiger Begriffe im Zusammenhang mit dem Brexit kurz und knapp erklärt. Die Veröffentlichung listet zudem die zentralen Daten zum EU-Austritt Großbritanniens.

 

PM IHK Region Stuttgart

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