Grenke: „Ein starker KI-Standort Baden-Württemberg ist wichtig für unsere Innovationsfähigkeit. Neue Impulse und Investitionen für Forschung und Technologietransfer sind folgerichtig.“
Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) begrüßt das von der Landesregierung veröffentlichte Strategiepapier Künstliche Intelligenz und das Ziel, Baden-Württemberg zu einem weltweit führenden KI Standort zu entwickeln.
„Es ist gut, dass die Landespolitik hier vorankommt. Auf Basis des Strategiepapiers können wichtige Impulse für die Zukunftsfähigkeit Baden-Württembergs als Innovationsstandort gesetzt werden. Der Blick auf die gesamte Kette der Wertschöpfung ist richtig“, erklärt Wolfgang Grenke, Präsident des BWIHK und der in Technologiefragen federführenden IHK Karlsruhe. Der BWIHK hatte bereits Anfang dieses Jahres in einer Pressemeldung auf die Bedeutung von Technologien und Methoden der Künstlichen Intelligenz für die Digitalisierung unserer Wertschöpfung hingewiesen.
Die „Stärkung von Stärken“ ist grundsätzlich sinnvoll. Das gilt beispielsweise für den Forschungsverbund „Cyber Valley“ im Stuttgarter Raum oder den de:hub Artificial Intelligence in Karlsruhe. Die Schaffung eines Ökosystems für KI in Baden-Württemberg aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft ist als strategische Leitlinie sinnvoll. Voraussetzung dafür sind weitere Investitionen in Köpfe und Infrastrukturen. „Die Bereitstellung zusätzlicher Mittel in Höhe von rund 20 Mio. Euro und von Ko-Finanzierungsmitteln für Projekte im Rahmen einer KI-Strategie des Bundes sehen wir deshalb positiv, können aber nur ein erster Schritt sein“, so Grenke.
Entscheidend für den zukünftigen Innovationserfolg Baden-Württembergs wird sein, dass neues Forschungswissen schnell in am Markt erfolgreiche Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle umgesetzt wird. Das gilt für Sprunginnovationen ebenso wie für inkrementelle Innovationen, also die kontinuierliche Weiterentwicklung und Verbesserung von Bestehendem.
„Dass die Landesregierung den Technologietransfer im Land weiter stärken und noch mehr in die Breite bringen will, bewerten wir ebenfalls positiv. Die Förderung von Industry-on-Campus-Projekten oder die Einrichtung von „Innovationsparks KI“ als „Keimzellen“ und Testfelder für KI-Innovationen sind gute Ansätze. Um den Fokus auf die anwendungsnahe Forschung weiter zu schärfen, regen wir zusätzlich an, dass sich die Politik für die Gründung eines neuen Fraunhofer-Instituts mit KI-Schwerpunkt in Baden-Württemberg einsetzt“, schlägt Wolfgang Grenke vor.
Wichtig ist, dass das KI-Wissen auch bei den kleinen und mittleren Unternehmen ankommt. „Neben den im Strategiepapier der Landesregierung benannten Transfer-Ansätzen ist der Aufbau weiterer Kapazitäten für Technologietransfer bei den Hochschulen nötig“, fordert Grenke. „Die IHKs unterstützen die Unternehmen seit vielen Jahren beim Technologietransfer, seit einiger Zeit zum Beispiel verstärkt durch sogenannte Technologietransfer-Manager bei einigen IHKs. Der wirtschaftsseitig getriebene Transfer muss auf Seiten der Wissenschaft aber auch „andocken“ können. Ein gutes Beispiel wie das gelingt, ist die Innovationsallianz für die TechnologieRegion Karlsruhe. Die IHKs sprechen sich deshalb für die Ansiedlung von Technologietransfermanagern mit Schwerpunkt auf kleine und mittlere Unternehmen an den Hochschulen aus“, so BWIHK-Präsident Grenke.
Neben den Technologietransferstrukturen müssen auch die allgemeinen Rahmenbedingungen für unternehmerische Forschung und Entwicklung stetig optimiert werden, auch mit Blick auf KI. „Wir sehen hier zuvorderst die Einführung einer steuerlichen Forschungsförderung für Unternehmen. Derzeit stehen die Zeichen dafür auf Bundesebene gut. Deshalb ermutige ich die Landespolitik, sich beim Bund weiterhin nach Kräften dafür einzusetzen“, so Grenke.
Dass den kleinen und mittleren Unternehmen die Bedeutung von Innovationen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit bewusst ist, zeigt die seit zehn Jahren anhaltend hohe Nachfrage nach den Innovationsgutscheinen des Landes, die Unternehmen mit Zuschüssen für Forschung und Entwicklung unterstützen, etwa auch bei Digitalisierungs- und KI-Themen.
„Trotz des Erfolgs der Gutscheine gibt es noch Möglichkeiten zur Verbesserung. Die Finanzierung der Gutscheine muss weiter verstetigt werden. Zusätzlich halten wir einen Gutschein mit höherer Fördersumme, beispielsweise 40.000 Euro, für notwendig, um die Förderlücke zum ZIM-Programm des Bundes zu schließen. Darüber hinaus sollten die Gutscheine auf Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern ausgeweitet werden, um die Breitenwirkung zu erhöhen“ führte Grenke weiter aus.
„Ergänzend könnte ein Mittelstandsprogramm KI der Landesregierung einen Beitrag dazu leisten, unsere kleinen und mittleren Unternehmen beim Thema Innovationen mit weiteren zielgerichteten Maßnahmen noch besser zu unterstützen. Deshalb begrüßen die IHKs dieses Vorhaben und bieten sich im Rahmen ihrer Mittlerfunktion für kleine und mittlere Unternehmen gerne als Partner der Politik an“, erklärte Präsident Grenke.
Neben der Vermittlung von Kontakten zwischen Wirtschaft und Wissenschaft halten die IHKs bereits heute zahlreiche weitere Angebote und Leistungen im Umfeld der Entwicklung neuer Produkte für ihre Unternehmen vor. „Egal ob es um Fördermittel für Forschung und Entwicklung, Patente und andere gewerbliche Schutzrechte, die CE-Kennzeichnung von Produkten, das Kennenlernen anderer Unternehmen oder um Digitalisierungsthemen geht. Die IHKs bieten vor allem für die kleinen und mittleren Unternehmen vielfältige Unterstützung, etwa in Form von persönlicher Beratung, Veranstaltungen, Netzwerken oder elektronischen Informationsangeboten. So konnten sich unsere Unternehmen in Baden-Württemberg in diesem Jahr auf fast dreißig IHK-Veranstaltungen zum Thema KI informieren und Kontakte knüpfen“, führte Wolfgang Grenke aus.
Für eine positive Entwicklung Baden-Württembergs als KI-Standort sind die Aus- und Weiterbildung und die Gewinnung von Fachkräften ebenso wichtig wie die Differenzierung im globalen Wettbewerb. „Die Stärkung der Kompetenzen im Bereich Cybersicherheit, Datenschutz und Ethik kann hierzu beitragen“, ist sich Wolfgang Grenke sicher. „Deshalb greift die Landesregierung diese Themen richtigerweise in ihrer KI-Strategie auf. Allerdings dürfen Schwerpunktsetzungen nicht zu einer „technologischen Lenkungswirkung“ führen. Denn Innovationen brauchen Technologieoffenheit“, ergänzt Grenke.
„Und Offenheit für Neues darf nicht an Grenzen halt machen. Deshalb ist eine strategische Zusammenarbeit und enge Kooperation mit der Bundesregierung, etwa bei einem deutsch-französischen KI-Netzwerk ebenso zu begrüßen wie die Zusammenarbeit mit europäischen Partnern, insbesondere mit unseren französischen Nachbarn. Nur so kann es gelingen KI-Forschungskooperationen und -infrastrukturen europaweit zu stärken und möglichst viel Potenzial für neue Ideen zu schaffen. Wir sind überzeugt, dass wir uns im globalen KI-Wettbewerb nur gemeinsam als Europäer behaupten. In diesem Sinne brauchen wir möglichst viele Synergien“, so Grenke abschließend.
PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag