Regionale Wirtschaft: Gute Lage, weniger Nachfragedynamik, Personalmangel und unsichere Auslandsmärkte belasten

„Auch im sechsten Jahr setzt sich der Aufschwung fort und die Stimmung in den Betrieben in der Region Stuttgart ist weiterhin ausgezeichnet. Auf sehr hohem Niveau scheint sich das Wachstum jetzt aber etwas zu verlangsamen“, sagt Marjoke Breuning, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart mit Blick auf die Ergebnisse der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage. „Die Auftragsbücher sind voll, die Umsätze sprudeln, aber es zeigt sich eine abgeschwächte Nachfragedynamik. Auch der Personalmangel treibt viele Unternehmen um.“ Trotzdem überwiegt in der Wirtschaft beim Blick in die Zukunft die Zuversicht. An der Konjunkturumfrage haben rund 850 Betriebe aller Branchen und Größenklassen im Großraum Stuttgart teilgenommen.

Der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage ist gegenüber dem Allzeithoch vom Jahresbeginn 2018 um 3 Prozentpunkte auf 57 Prozent zurückgegangen, der drittbeste Wert der vergangenen 25 Jahre. Eine befriedigende Lage melden 37 Prozent (Frühsommer 2018: 38 Prozent), schlecht geht es knapp 6 Prozent der Unternehmen (4 Prozent).

Sowohl die Nachfrage als auch die Umsätze der Betriebe nehmen weiterhin zu, aber mit spürbar geringeren Zuwachsraten als noch im Frühsommer oder während des Allzeithochs zu Jahresbeginn 2018. Der Anteil der Unternehmen, die steigende Auftragseingänge melden, ist auf 31 Prozent zurückgegangen (Frühsommer: 41 Prozent). Die Zahl der Betriebe mit konstanter Nachfrage nahm um 5 Prozentpunkte auf 54 Prozent zu, der Anteil der Unternehmen mit abnehmenden Auftragseingängen stieg von 11 auf 15 Prozent. Diese Situation trübt die Aussichten etwas: 27 Prozent der befragten Betriebe erwarten in den kommenden zwölf Monaten bessere Geschäfte, 7 Prozentpunkte weniger als noch im Frühsommer. Rund 63 Prozent rechnen mit stabiler Entwicklung (59 Prozent). Nur jedes zehnte Unternehmen befürchtet Einbußen für sein Geschäft, im Frühsommer war dies nur bei 7 Prozent der Fall.

Dazu könnte auch der Fachkräftemangel beitragen, den rund 61 Prozent der Unternehmen als Gefahr für ihre Geschäfte sehen. Besonders stark betroffen sehen sich Hotel- und Gaststättengewerbe (93 Prozent), Bauwirtschaft (86 Prozent) und Architektur- und Ingenieurbüros (75 Prozent). Die Situation könnte sich weiter verschärfen, denn die große Mehrheit der Unternehmen will ihre Personalstärke weiterhin in etwa konstant halten (59 Prozent, Frühsommer: 57 Prozent) oder vergrößern (28 Prozent, Frühsommer: 31 Prozent). Die Zahl der Betriebe, die einen Personalabbau planen, hat sich um 2 Prozentpunkte auf 14 Prozent erhöht.

Getragen wird der Höhenflug der Wirtschaft weiterhin vor allem von der Binnennachfrage. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist gewachsen und Lohnsteigerungen treiben den privaten Konsum an. Die Baubranche und damit verbundene Dienstleistungen boomen durch gute Finanzierungsbedingungen. Zudem wollen viele Unternehmen ihre Inlandsinvestitionen steigern – in der Region melden 39 Prozent der Befragten entsprechende Absichten (Früh-sommer: 40 Prozent). 51 Prozent wollen gleich viel wie zuvor im Inland investieren (50 Prozent), nur 10 Prozent wollen ihre Budgets dafür kürzen (12 Prozent).

„Die Industriebetriebe in der Region erwirtschaften rund 70 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Für sie ist wichtig, wie sich der Handelskonflikt zwischen den zwei wichtigen Auslandsmärkten USA und China entwickelt“, so Präsidentin Breuning. Auch die Zölle beim Handel zwischen USA und Europäischer Union seien noch nicht vom Tisch. Importzölle auf Automobile und Fahrzeugteile, mit denen US-Präsident Trump bereits mehrfach drohte, könnten die Region Stuttgart mit ihrer starken Kraftfahrzeugbranche empfindlich treffen. Breuning: „Wir hoffen darauf, dass die Rahmenbedingungen für die Betriebe in Zukunft wieder verlässlicher werden. Dazu gehört auch, dass der Austritt Großbritanniens aus der EU in geordneten Bahnen verläuft.“

Blick in die Branchen: In der Industrie in der Region Stuttgart fällt der Blick nach vorn nicht mehr ganz so optimistisch aus wie zuvor, mit einem Einbruch ihrer Geschäfte rechnen die hiesigen Betriebe jedoch nicht. Den Fahrzeugbau plagen insbesondere die Diskussionen um Luftreinhaltung und Fahrverbote sowie und die Dieselkrise. In der Bauwirtschaft hat sich Stimmung im Vergleich zum Frühsommer sogar verbessert und auch die Aussichten sind überwiegend optimistisch. Sie profitiert weiterhin von günstigen Finanzierungsbedingungen für Bauvorhaben, steigenden Bauleistungspreisen sowie der zunehmenden Wohnungsknappheit. In der regionalen Dienstleistungsbranche sowie bei Hotels und Gastronomiebetrieben ist die Zufriedenheit zurzeit groß. Weiterhin besonders gut läuft das Geschäft bei Ingenieursbüros, die vom Bauboom profitieren und bei Informations- und Kommunikationsdienstleistern, die durch die voranschreitende Digitalisierung der Wirtschaft gefragt sind. Die Sommermonate sind für den regionalen Handel mit gestiegenen Umsätzen und verbesserter Ertragsentwicklung überwiegend gut gelaufen. Der industrie- und baugewerbenahe Großhandel ist sogar noch zufriedener als der Einzelhandel. Die Branche rechnet insgesamt mit einer stabilen Entwicklung.

PM IHK Region Stuttgart

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