BWIHK-Konjunkturbericht: Weiter Hochstimmung bei Betrieben im Südwesten Protektionismus und Unsicherheit auf Weltmärkten nehmen zu

„Bisher haben weder die protektionistische US-Politik noch andere internationale Verstimmungen und Krisenherde den Geschäften der Südwestwirtschaft nachdrücklich geschadet“, fasst Wolfgang Grenke, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) die Ergebnisse der aktuellen BWIHK-Konjunkturumfrage zusammen. Die internationale Nachfrage legt weiter zu. Starker privater und öffentlicher Konsum sowie der Bau-Boom stützen die Konjunktur aus dem Inland. „Das Allzeithoch vom Jahresbeginn 2018 wurde nur knapp unterschritten. Die meisten Betriebe schauen weiter optimistisch nach vorne“, so Grenke. An der Konjunkturumfrage haben rund 3.700 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen im Land teilgenommen.

„Die Betriebe spüren aber sehr wohl, dass Unsicherheit und Handelshemmnisse auf den Weltmärkten zunehmen“, so Grenke. Das zeigt die aktuelle IHK-Umfrage „Going International“ zum Auslandsgeschäft: 45 Prozent aller befragten Unternehmen in Baden-Württemberg haben im Jahresverlauf 2017 eine Zunahme von Handelshemmnissen wahrgenommen. Im Jahr davor lag der Wert nur bei 32 Prozent. Besonders zu schaffen machen den Unternehmen Hürden beim Handel mit Russland und der Türkei, aber auch mit China und Nordamerika. „Gerade in den transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen kann man von einer Zeitenwende sprechen. Die aktuellen Überlegungen der US-Regierung zu höheren Zöllen beim Fahrzeugimport sind ein weiteres Alarmzeichen“, so der BIWHK-Präsident. Ganz wichtig sei jetzt im Gespräch zu bleiben – mit den USA, aber auch mit Iran, Russland und China. Konflikte dürften nicht weiter eskalieren, das Expansionstempo der deutschen Wirtschaft könne sich sonst merklich abschwächen. „Bestehende Vereinbarungen und Bündnisse wie Welthandelsorganisation und EU müssen jetzt vital und stark bleiben.“

Angesichts der aktuellen Lage gilt es, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland in den Blick zu nehmen, um den Erfolg der Betriebe langfristig zu sichern. „Die gute Konjunktur sorgt für gut gefüllte öffentliche Kassen. Dadurch gibt es Spielraum, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu sichern“, sagt der BWIHK-Präsident. So könnten die Betriebe in die Ausbildung dringend benötigter Fachkräfte sowie in Digitalisierungs-Projekte investieren. Auch seien faire Unternehmenssteuern ein wichtiger Faktor im weltweiten Standortwettbewerb.

Laut Konjunkturumfrage schätzen zurzeit mehr als 96 Prozent der Betriebe ihre Lage als „gut“ oder „befriedigend“ ein, etwa gleich viele wie zu Jahresbeginn 2018. Nur knapp vier Prozent sind unzufrieden, am Jahresanfang waren es etwas mehr als 3 Prozent. Für die kommenden zwölf Monate erwarten wie zuvor rund 93 Prozent der Betriebe bessere oder gleichbleibende Geschäfte. Lediglich sieben Prozent rechnen damit, dass sich ihre Lage eintrübt. Entsprechend der guten Stimmung in der Wirtschaft sind die Pläne für Inlandsinvestitionen: Vier von fünf Unternehmen wollen mehr oder gleich viel wie zuvor investieren. Hauptmotive dafür sind Ersatzbedarf und Innovationen voranzutreiben. Auch möchten 28 Prozent der Betriebe ihre Belegschaft in den kommenden zwölf Monaten aufstocken, 62 Prozent wollen sie konstant halten. Nur etwas mehr als 10 Prozent planen mit weniger Beschäftigten. Der Fachkräftemangel bremst dabei viele Betriebe: Mehr als sechs von zehn Unternehmen nennen ihn als Geschäftsrisiko – die häufigste Nennung unter allen Risiken.

Branchen: Die Industrie in Baden-Württemberg ist weiterhin in Hochstimmung. Die Nachfrage sowohl aus dem Inland als auch aus den europäischen Ländern, Asien, aber auch aus Nordamerika sorgt für volle Auftragsbücher. Die allermeisten blicken optimistisch nach vorne – allen Unwägbarkeiten zum Trotz. Der Bauwirtschaft geht es so gut wie nie, denn das weiterhin historisch niedrige Zinsniveau beflügelt den privaten Wohnungsbau und die gute Konjunktur den gewerblichen Hochbau. Lediglich der Personalmangel bremst die Branche noch stärker als andere Sektoren: 80 Prozent der Baubetriebe sehen sich davon bedroht. In den meisten Dienstleistungsbereichen fällt die Zufriedenheit im Vergleich zum Lagerekord vom Jahresauftakt etwas geringer aus. Erneut verbesserte Geschäfte melden aktuell jedoch die technischen Berater sowie die Personaldienstleister. Im Großhandel laufen die Geschäfte so gut wie zu Jahresbeginn. Er profitiert von den guten Geschäften der Gesamtwirtschaft. Die Einzelhändler sind etwas weniger zufrieden, als noch zuvor. Offenbar schwächen steigende Preise für Wohnen, Energie und Mobilität die Nachfrage etwas. Im Hotel- und Gastgewerbe sind die meisten Unternehmen weiterhin zufrieden mit ihrer Situation, nur sechs Prozent beklagen schlechte Geschäfte. Der Druck auf die Branche wächst aber: Die Erwartungen der Kundschaft steigen und fast 85 Prozent der Betriebe sehen sich vom Fachkräftemangel bedroht.

PM IHK Region Stuttgart

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