Biomethan für die Verkehrswende nutzen – Aufbereitetes Biogas mit hoher Treibhausgaseinsparung bringt Klimaschutz auf der Straße voran

Der verstärkte Einsatz von Biomethan als Kraftstoff bietet europaweit enormes Potenzial für mehr Klimaschutz und weniger Luftverschmutzung auf der Straße. Dieses Potenzial wird aber erst in Ansätzen genutzt. „Bürokratische Hürden und fehlender politischer Wille haben Biomethan auf der Straße bislang ausgebremst. Die deutsche Umsetzung von EU-Recht zur Förderung von fortschrittlichen Biokraftstoffen ebenso wie die Reform der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der Europäischen Union bieten jetzt die Chance, den aus umweltfreundlichen Biogasanlagen stammenden Kraftstoff gezielt für die Verkehrswende zu nutzen“, erklärt der Geschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez, anlässlich des noch bis Freitag in Leipzig stattfindenden International Transport Forums und dessen Ministerkonferenz.

In der Debatte um die Antriebe der Zukunft hat Biomethan als klimafreundliche Alternative zu fossilem Kraftstoff bislang zu wenig Beachtung gefunden. Im Zuge der Aufarbeitung des Diesel-Skandals beginnt sich dies nun zu ändern. So machte sich zuletzt Volkswagen dafür stark, die Zahl der Tankstellen, an denen komprimiertes Erdgas (CNG) getankt werden kann, in Deutschland bis 2025 auf 2.000 zu erhöhen, das ist mehr als eine Verdopplung. Die Zahl der CNG-Pkw soll sich bis dahin auf eine Million erhöhen. „Damit solchen begrüßenswerten Absichtserklärungen auch Taten folgen, muss zum einen die Autoindustrie ihre CNG-Modellpalette erweitern und zum anderen die Politik den Marktzugang für grünes CNG, also Biomethan, erleichtern“, mahnt Dr. da Costa Gomez.

Biomethan als Kraftstoff ist mit einer von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) erfassten Treibhausgasvermeidung (THG) in Höhe von 84 Prozent gegenüber fossilem Kraftstoff führend im Klimaschutz. Rund 125 Tankstellen bieten schon heute 100 Prozent Biomethan an der Zapfsäule an. An weiteren mehr als 100 CNG-Tankstellen ist Biomethan in Anteilen von 10 Prozent bis 90 Prozent verfügbar. Den Biomethan-Anbietern werden vom deutschen Staat aber weiterhin Steine in den Weg gelegt, so bei den Vorschriften zur THG-Bilanzierung. Die Folge: Während in anderen EU-Staaten wie Großbritannien und Frankreich die Zahl der Biomethananlagen weiterhin deutlich steigt, ist in Deutschland kaum noch ein Zuwachs zu verzeichnen.

Europaweit gibt es rund 500 Anlagen zur Aufbereitung von Biogas zu Biomethan, das ins Erdgasnetz eingespeist wird. Laut einer Schätzung des EU-Verbandes für Erd- und Biogasmobilität (NGVA) erreicht der Biomethananteil im Gas an den Tankstellen im EU-Mittel rund 15 Prozent. Dieser Durchschnitt verdeckt allerdings starke Unterschiede in den einzelnen Mitgliedstaaten. „Zur verstärkten Versorgung der Transportbranche mit Biomethan hat die EU-Kommission einige zielführende Vorschläge gemacht. So wird in ihrem Entwurf der novellierten Erneuerbare-Energien-Richtlinie das Gasnetz als Massenbilanzsystem anerkannt. Das muss auch so umgesetzt werden, damit die europaweite Handelbarkeit von Biomethan erleichtert wird“, fordert da Costa Gomez. Für sinnvoll hält er auch die auf EU-Ebene geplante verstärkte Förderung fortschrittlicher Biokraftstoffe wie Biomethan. „Deutschland nutzt die bisher schon bestehenden Möglichkeiten, das Marktfenster für solche fortschrittlichen Biokraftstoffe zu erweitern, noch viel zu wenig“, so der Geschäftsführer. Statt mit einer Quote von 0,5 Prozent, wie sie die EU empfiehlt, will das Bundesumweltministerium zunächst nur mit einer minimalen Quote von 0,05 Prozent starten, obgleich die Potenziale und der Bedarf viel höher sind.

Ohne ein starkes Absenken der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor ist die Klimaschutzpolitik der Europäischen Union zum Scheitern verurteilt. Denn anders als in der Energiewirtschaft sind die Klimagasemissionen auf der Straße gestiegen, statt zu fallen. Das gilt für Deutschland, ebenso wie für die EU als Ganzes. Laut einem Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena) reicht die Produktion der weltweit derzeit bestehenden Biomethananlagen von 50 Petajoule (PJ) gerade einmal aus, um rechnerisch 1,3 Milliarden Liter Diesel zu ersetzen – bei einem jährlichen Verbrauch an flüssigen Kraftstoffen von 3.000 Milliarden Liter. „Das Potenzial ist aber weltweit sehr groß, u.a. weil in vielen Regionen vergärbare Bioabfälle heute nicht energetisch genutzt werden. Gerade in den großen Metropolen dieser Welt könnte Biomethan als Teil einer umfassenden Verkehrswende für saubere und nachhaltige Mobilität sehr schnell eine tragende Rolle übernehmen“, betont da Costa Gomez.

PM

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