BWIHK warnt: Bildungsdefizite gefährden Fachkräftebasis und Wettbewerbsfähigkeit

Die Leistungsfähigkeit des Bildungssystems entscheidet zunehmend über die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Vor der heutigen Bildungsministerkonferenz fordert der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) daher deutlich mehr Tempo und Konsequenz bei der Qualifizierung von Kindern und Jugendlichen.

„Wir hören aus unseren Betrieben immer häufiger, dass Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildung nicht ausreichend auf die Anforderungen vorbereitet sind“, sagt Susanne Herre, Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart, die innerhalb des BWIHK für das Thema Berufliche Bildung und Fachkräfte federführend ist. „Unsere aktuelle IHK-Ausbildungsumfrage zeigt: Jeder zweite Betrieb kann seine Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen – auch, weil es an qualifizierten Bewerbern fehlt. Das ist ein Alarmsignal.“

Bildungsgerechtigkeit heißt: verlässliche Kompetenzen für alle

Der aktuelle IQB-Bildungstrend, der auf der Konferenz Thema sein soll, unterstreicht diese Einschätzung: Zwar schneidet Baden-Württemberg im Ländervergleich besser ab, gleichzeitig verfehlen jedoch zu viele Schülerinnen und Schüler die bundesweit festgelegten Mindeststandards, insbesondere in zentralen Kompetenzbereichen. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass die soziale Herkunft weiterhin einen starken Einfluss auf den Bildungserfolg hat.

Aus Sicht des BWIHK ist es daher richtig, dass Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit im Fokus der aktuellen Bildungsministerkonferenz (BMK) stehen. Entscheidend sei, dass alle Schülerinnen und Schüler die Schule mit grundlegenden Kompetenzen verlassen. „Bildungsgerechtigkeit darf aber kein Schlagwort bleiben. Am Ende zählt, dass junge Menschen lesen, schreiben, rechnen, kommunizieren und im Team arbeiten können – unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. Nur so eröffnen sich echte Chancen auf Ausbildung, Beschäftigung und gesellschaftliche Teilhabe.“

Die IHK-Chefin appelliert an die Bildungsministerkonferenz, die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends ernst zu nehmen und die Perspektive der Wirtschaft in der von der Bundesbildungsministerin angeregten länderoffenen Arbeitsgruppe stärker einzubeziehen. „Wer über Wettbewerbsfähigkeit, Transformation und Fachkräftesicherung spricht, muss über Bildung sprechen“, so Herre. „Die Qualifizierung der Schulabgängerinnen und Schulabgänger ist kein Randthema – sie ist eine zentrale Zukunftsfrage für unseren Wirtschaftsstandort.“

Zentrale Forderungen: Übergänge verbessern – Berufsorientierung frühzeitig stärken

Besonders wichtig ist aus Sicht der Wirtschaft eine Bildungskette, die von der Kita über die Schule bis in die Ausbildung oder das Studium reicht – mit klaren, überprüfbaren Maßstäben für Ausbildungsreife oder Studierfähigkeit. Ebenso gehöre eine frühzeitige, verbindliche Berufsorientierung aus der Praxis dazu.  „Viele Jugendliche wissen zu wenig über Ausbildungsberufe und berufliche Perspektiven“, sagt Herre. „Dabei bietet die duale Ausbildung hervorragende Chancen – gerade auch für die Fachkräftesicherung in Zeiten der Transformation.“

Digitalpakt: Schulen fit machen für die Arbeitswelt von morgen

Ganz oben auf der Tagesordnung der Bildungsministerkonferenz steht auch der Digitalpakt. Für Herre ist klar: Seine nachhaltige Fortsetzung ist wichtig, ein alleiniges Allheilmittel sei das aber nicht. „Der Digitalpakt hilft nicht dabei, die schwächeren Schülerinnen und Schüler abzuholen. Dennoch sind digitale Kompetenzen heute Grundvoraussetzung für nahezu alle Berufe“, sagt Herre. „Unternehmen investieren massiv in Digitalisierung und Transformation. Sie brauchen junge Menschen, die darauf vorbereitet sind. Dafür müssen Schulen technisch gut ausgestattet sein – und Lehrkräfte die nötige Unterstützung erhalten.“

Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es, in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-, Bundes- und Europapolitik sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.

 

PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag

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