Mehr Sicherheit muss nicht immer teuer sein – Experten gaben Unternehmern Tipps – Netzwerkerabend des BVM

Der Schutz von Eigentum, Personen und Daten war zentrales Thema beim jüngsten Treffen der Mitglieder des Bundesver­band Mittelständische Wirtschaft (BVMW) in Süßen.  Die fünf  Referenten aus der Region stießen auf ein interessiertes Publikum.

Einig waren sich die Sicherheitsexperten beim Netzwerkerabend des BVMW im vollbesetzten Nebenzimmer im Gasthaus Löwen in Süßen in einem Punkt: „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, aber man kann viel für mehr Schutz von Eigentum, Personen und Daten tun.“ Die Experten gaben zahlreiche Tipps.  Rudolf und Dominik Oberdorfer aus Göppingen konzentrierten sich auf den Schutz von Eigenheimen und Wohnungen, der vor dem Hintergrund von gut 300 Hauseinbrüchen im Landkreis Göppingen in 2014 an Bedeutung gewinnt. Die Hausbesitzer würden es den Einbrechern oft noch zu einfach machen. Vor allem Terrassen- und Balkontüren, aber auch Fenster ließen sich oft zu leicht aufhebeln. Dabei gebe es, so Rudolf Oberdorfer, Türen und Fenster, an denen die Täter verzweifeln würden. Lichtschächte und Dachfenster ließen sich ebenfalls sichern. Im Erdgeschoss könnten auch Fenstergitter einen Einbruch verhindern.

Wie wichtig Sicherheitskonzepte für Firmen sind zeigte Frank Baumann vom BS-Sicherheitsdienst in Heiningen auf. Wegen fehlender Sicherheitskonzepte würden vielen Unternehmen hohe Schäden entstehen, so der frühere Polizist, der sich 2002 selbstständig gemacht hat. Mechanischer Einbruchschutz reiche oft nicht aus. Baumann setzt vor allem auf die Videoüberwachung. Der elektronische Alarm laufe  bei der Leitstelle auf, von dort könne der Einsatz dann koordiniert werden. Ein Schwerpunkt seines Unternehmens sei auch die Sicherung von Transporten, auch mit Gefahrgut.

Wie anfällig viele Firmengebäude für Ganoven sind, zeigte Raphael Röttinger, Geschäftsführer von Isec Solution in Ulm auf. Die Tatsache, dass immer mehr Firmen Arbeiten von externen Unternehmen ausführen ließen, erhöhe die Anwesenheit betriebsfremder Personen auf dem Firmen-Areal. Röttinger empfiehlt  Unternehmen, dass sich Besucher grundsätzlich an- und abmelden und ihre Daten hinterlegen. „Personenschutz ist erst dann gut, wenn man die Personenschützer nicht als solche erkennt“, so Röttinger und widersprach damit dem Bild vom auffällig großen und breitschultrigen Leibwächter, der, ganz in schwarz gekleidet, auch noch seine Waffe offen zeigt. Röttinger, dessen Unternehmen  viele Prominente  begleitet hat – darunter Helene Fischer –  besteht auch darauf, dass mindestens ein Mitarbeiter seines Teams die Sprache des zu Beschützenden spricht. Ein großes Thema sei, so Röttinger, auch die Veranstaltungssicherheit. Für je 500 Besucher seien zwei Sicherheitskräfte erforderlich. „Da braucht schon manch eine Geburtstagsparty einen Schutz“, so der Experte. „Viele Veranstalter würden das Naheliegendste oft übersehen. Was passiert denn, wenn  ein Besucher aus gesundheitlichen Gründen zusammenbricht?“

Dass mit Daten oft schludrig umgegangen wird, machte der TÜV-geprüfte Datenschutzauditor Eugen Röttinger (Ulm) deutlich. Die beste Firewall für den Computer nütze nichts, wenn Firmenmitarbeiter grob fahrlässig heikle Daten ausplaudern. Als Beispiel nannte Röttinger eine Arztpraxis, in der die Sprechstundenhilfe am Telefon einem Patienten seine Untersuchungsergebnisse vortrage – für alle im Wartezimmer gut hörbar. Auch bei der Patientenanmeldung  würde oft alles andere als diskret mit persönlichen Daten umgegangen, so der Geschäftsführer der Euroecon C & C. Viele Firmen hätten die Bedeutung des Datenschutzes noch nicht erkannt und viele Geschäftsführer seien sich nicht bewusst, dass sie bei Verstößen gegen Datenschutzbestimmungen mit ihrem Privatvermögen haften.

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz hat sich Michael Bartolome  auf die Fahnen geschrieben. Viele Firmen, vor allem klein- und mittelständische Unternehmen,  setzen bei ungenügenden  Vorkehrungen ihr Image aufs Spiel. Ein weiteres Thema für den Experten aus Eschenbach: Hohe Schäden, die durch Wirtschafts­kriminalität, Materialdiebstahl oder Vandalismus entstehen. „Was passiert, wenn ein verärgerter Mitarbeiter Firmendaten abspeichert?“  Der Referent riet zu einer Klassifizierung von Informationen in den Betrieben. Nicht jeder müsse alles wissen.

Den Vorträgen folgte eine lebhafte Diskussion. Für Lothar Lehner, Leiter der BVMW-Kreisstelle im Landkreis Göppingen, ein  Beweis, dass das Thema gut gewählt war und die Verbandsmitglieder von den Veranstaltungen auch viel für die praktische Arbeit mitnehmen können. Der BVMW vertritt die Interessen von gut 100 mittelständischen Unternehmen in den Landkreisen Göppingen, Esslingen und im Bereich Schwäbisch Gmünd.

PM

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