Greenpeace warnt: Die Konzentration der Ewigkeitschemikalie PFOS im Rhein überschreitet Grenzwerte / Chemikalie baut sich in der Umwelt nicht ab und ist gesundheitsgefährdend

Die Konzentration der gesundheitsgefährdenden Ewigkeitschemikalie Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) überschreitet im Rhein den durchschnittlichen Jahresgrenzwert. Das ist das Ergebnis von acht Stichproben, die Greenpeace-Umweltschützerinnen an unterschiedlichen Stellen in Dormagen, Leverkusen, Dinslaken, Duisburg, Düsseldorf und Krefeld genommen haben. Demnach weisen alle im August und Oktober vergangenen Jahres gesammelten Proben Werte auf, die hochgerechnet bis zum Sechsfachen über dem Umweltgrenzwert von 0,65 Nanogramm pro Liter, dem durchschnittlichen Jahreswert für PFOS in Oberflächengewässer liegen.

PFOS darf in der EU seit 2009 nur eingeschränkt verwendet werden. In Deutschland ist die Produktion seit 2015 offiziell eingestellt worden. Seitdem wurden nur noch Lagerbestände für bestimmte Produkte wie Feuerlöschschaum verwendet. “Es ist ein Skandal, dass wir ein Jahrzehnt nach dem Ende der Produktion in Deutschland derart hohe PFOS-Werte messen”, sagt Julios Kontchou, Ökotoxikologe von Greenpeace. “Jetzt müssen die zuständigen Landesämter in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg die PFOS-Quellen finden und entschärfen.“

PFOS gehören zur tausende Chemikalien umfassenden Produktgruppe der per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) und sind gesundheitsschädlich. PFAS bauen sich in der Umwelt nicht ab und reichern sich in der Nahrungskette an. Viele der Stoffe bleiben lange im menschlichen Körper. Einige davon, darunter PFOS und PFOA, sind krebserregend, beeinflussen das Hormonsystem und schädigen die Fortpflanzung. PFAS sind vor allem beim Aufbereiten von Trinkwasser eine Gefahr für dessen Qualität. Nur mit hohem technischen Aufwand lassen sich die Ewigkeitschemikalien aus dem Wasser filtern. Die Niederlande, die ihr Trinkwasser zu einem Großteil aus dem Rhein beziehen, haben sich deshalb bereits an die Bundesregierung gewendet. Von der Bundesumweltministerin Steffi Lemke (B90/Die Grünen) wünschen sich die Niederlande gesetzlich festgelegte Grenzwerte für die Emissionen aus deutschen Industrieanlagen.

PFAS finden sich in alltäglichen Produkten – Alternativen sind möglich

PFAS sind wasser- und fettabweisende Chemikalien. Zu den Anwendungsgebieten von PFAS zählen Sport- und Outdoorbekleidung, Teppichböden und Autositze, Reinigungsmittel, Lebensmittelverpackungen wie Pizzakartons und Backpapier. Für fast alle Anwendungen in Gebrauchsgegenständen stehen PFAS-freie Alternativen zur Verfügung. Trotzdem will die Chemieindustrie an PFAS festhalten und lehnt bisher alle Vorschläge zu einer Regulierung auf europäischer Ebene ab. Die Bundesregierung folgt überwiegend den Interessen der Industrie, wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einer Rede auf dem Chemie Summit 2024 betonte. “Wir fordern die Bundesregierung auf, Menschen und Umwelt vor ungerechtfertigte Interessen der Chemiebranche zu stellen. Der Einsatz von PFAS in Gebrauchsgegenständen ist ohne Wenn und Aber zu verbieten”, sagt Kontchou.

PM Greenpeace Deutschland e. V.

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