Neue Messungen der Deutschen Umwelthilfe an Biogasanlagen und Energieinfrastruktur: Klimagas Methan entweicht unkontrolliert

  • DUH misst signifikanten Anstieg der Methankonzentration im Umfeld von Biogasanlagen, Gasverdichterstation und LNG-Terminal
  • Methan-Ausstoß Deutschlands vermutlich deutlich höher als offiziell angegeben
  • Methan ist verantwortlich für mindestens ein Drittel der Erderhitzung und Vorläuferstoff von gesundheitsschädlichem Ozon
  • DUH fordert sektorübergreifende nationale Minderungsstrategie, Sofortmaßnahmen, um Lecks aufzuspüren und zu schließen und wird Messungen ausweiten

 

Aktuelle Messungen des Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die seit dem Spätsommer laufen, dokumentieren den unkontrollierten Austritt des hochwirksamen Klimagases Methan in die Atmosphäre. Die Messungen wurden bislang an fünf Biogasanlagen, einer Gasverdichterstation sowie einem schwimmenden LNG-Importterminal durchgeführt. Das alarmierende Ergebnis: An allen Anlagen wurde ein signifikanter Anstieg der Methankonzentration in der Umgebungsluft gemessen. Die erhöhte Konzentration war in großer Entfernung von den Anlagen nachweisbar. Methan wirkt über 20 Jahre betrachtet mehr als 80-mal stärker als CO2 und ist damit das wichtigste Treibhausgas. Mindestens ein Drittel der Erderhitzung geht auf Methan zurück. Als Vorläufersubstanz für bodennahes Ozon schadet Methan zudem der menschlichen Gesundheit, der biologischen Vielfalt und verringert landwirtschaftliche Erträge. Allein in Deutschland rechnet die Europäische Umweltagentur jährlich mit 3.300 vorzeitigen Todesfällen durch Ozon.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Unsere Messungen zeigen, dass täglich signifikante Mengen Methan unkontrolliert entweichen. Das hat verheerende Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung und für das Klima. Und deshalb muss sofort etwas geschehen. Wir fordern von der Bundesregierung umfassende Kontrollen und Sofortmaßnahmen, um den stetigen Austritt von Methan an den Anlagen schnellstens zu stoppen. Die Bundesregierung muss zudem einen Methan-Minderungsplan mit vorlegen, der alle relevanten Sektoren umfasst. Dazu zählt neben dem Energiesektor insbesondere die Landwirtschaft.“

Neben einem umfassenden Monitoring aller relevanten Quellen und Sofortmaßnahmen gegen Leckagen fordert die DUH von der Bundesregierung eine nationale Methan-Strategie mit konkretem Reduktionsziel und Maßnahmen in allen Sektoren. Die Umsetzung der neuen EU-Methan-Verordnung in nationales Recht muss über die EU-Vorgaben hinausgehen, denn etwa Biogasanlagen werden dort bislang nicht berücksichtigt.

DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner: „Die Bundesregierung schmückt sich als ‚Champion‘ des ‚Global Methane Pledge‘ und hat sich dazu verpflichtet, Methan-Emissionen bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. Seit dem Startschuss bei der Klimakonferenz in Glasgow vor drei Jahren hat sie aber absolut nichts zur Minderung von Methan getan. Um bei der kommenden Weltklimakonferenz glaubwürdig auftreten zu können, muss die Bundesregierung endlich ihre Hausaufgaben machen. Sie muss einen konkreten nationalen Minderungsplan mit Paris-kompatiblen Methan-Reduktionszielen für alle Sektoren vorlegen. Auf der anstehenden Klimakonferenz in Baku muss die Bundesregierung sich zudem für eine internationale Lösung zur Reduzierung von Methan-Emissionen aus Förderung und Transport von Erdgas einsetzen.

Axel Friedrich, Projektleiter des EKI: „Mit unseren Messungen werden wir weiterhin Methan-Quellen aufdecken. Nur so können wir die Möglichkeiten der Begrenzung des Temperaturanstieges nutzen. Behörden und Regierungen müssen dringend Konsequenzen daraus ziehen und wirksam gegen den unkontrollierten Ausstoß vorgehen. Maßnahmen gegen Methan sind in vielen Fällen einfach umsetzbar. Wir werden unsere Messungen fortsetzen.

Die DUH wird als Koordinator des internationalen NGO-Bündnisses „Methane Matters Coalition“ auch bei der COP29 in Baku vor Ort sein und zu Methan informieren. Die Experten der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation stehen im Vorfeld und bei der Konferenz für Informationen und Interviews rund um das Thema Methan zur Verfügung.

Links:

PM Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)

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