Bildungspolitik braucht stärkere Berücksichtigung der beruflichen Bildung

Am heutigen Mittwoch hat der Landtag den Volksantrag „G9 jetzt“ abgelehnt. Darin forderten die Initiatoren, dass alle derzeitigen Gymnasiasten bis zur zehnten Klasse zwischen G8 und G9 wählen können sollen. Handwerk BW kritisiert die Diskussion um die Länge des Gymnasiums, diese lenke von den dringlicheren Problemen im Bildungsbereich ab, wie die Stärkung der dualen Ausbildung durch eine ergebnisoffene Berufsorientierung oder Modernisierung der Bildungsstätten.

„Nicht nur die Gymnasien, sondern alle Schularten in Baden-Württemberg stehen vor großen Herausforderungen. Deshalb ist es gut, dass der Landtag G9 nicht blind einführt, sondern vor einer Verabschiedung erst die Rahmenbedingungen gestaltet“, sagt Handwerk BW-Hauptgeschäftsführer Peter Haas. Er fügt hinzu: „Die Entscheidungsträger müssen die Einführung von G9 gut durchdenken. Die ohnehin knappen Gelder im Bildungsbereich dürfen jetzt nicht nur zugunsten der Gymnasien umgeschichtet werden.“

Die Bewältigung wichtiger gesellschaftlicher Zukunftsaufgaben und der ambitionierten Ziele der Politik rund um Transformation, Digitalisierung und Energiewende kann nur mit gut ausgebildeten Fachkräften im Handwerk umgesetzt werden. Die Landesregierung sollte ihre Bildungspolitik daher darauf ausrichten, alle Jugendlichen erfolgreich auf das Berufsleben vorzubereiten. Jüngste Bildungsstudien zeigen, dass insbesondere in den Grundkompetenzen Nachholbedarf bestehe. Bei der Förderung dieser Basiskompetenzen dürfe nicht gespart werden, so Haas.

Die duale Berufsausbildung ist eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft. Mit der Einführung des neunjährigen Gymnasiums (G9) dürfen die Ressourcen der beruflichen Schulen nicht geschmälert werden. Diese Schulen benötigen weiterhin eine ausreichende Anzahl an Lehrkräften und gut ausgestattete Räumlichkeiten, um Schülerinnen und Schüler auf die sich wandelnde Arbeitswelt vorzubereiten. „Es ist essenziell, dass durch die Einführung von G9 keine Lehrkräfte von den beruflichen Schulen abgezogen werden, um sie an allgemeinbildenden Gymnasien einzusetzen“, sagt Haas.

Auch die neu ausgestalteten Bildungspläne sollten zukunftsorientiert und beispielsweise an den Fachkräftebedarf orientiert und angepasst sein. Der Verband fordert mehr Raum für Berufsorientierung und Praxisphasen. „Mehr Schulstunden im Fach Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung (WBS) bereiten Schülerinnen und Schüler besser auf ihre berufliche Zukunft vor“, so Handwerk BW-Hauptgeschäftsführer Peter Haas.

 

PM Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.

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