Würden Rinder in Deutschland mit mehr Gras und Heu statt mit Mais und Kraftfutter gefüttert, wirkte sich dies positiv auf den Flächenverbrauch, die Gesamtproduktion von Nahrungsmitteln, das Klima und das Tierwohl aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) Schweiz im Auftrag von Greenpeace (https://act.gp/3VnCHni).
Obwohl die produzierte Milchmenge deutlich sinken würde, könnten dafür über zwei Millionen Hektar Ackerflächen für Nahrungsmittel frei werden und der Ausstoß von Treibhausgasen um ein Drittel abnehmen. „Die Milchindustrie gaukelt Verbraucher:innen vor, dass Kühe vor allem Gras und Heu fressen. Doch die heutigen Milchmengen sind nur möglich, wenn die Tiere viel Silomais und Kraftfutter bekommen“, sagt Martin Hofstetter, Landwirtschafts-Experte von Greenpeace. „Wir müssen die Kuh wieder zu dem machen, was sie ursprünglich war: ein exzellenter Verwerter von Grünland, das der Mensch ansonsten nicht bewirtschaften kann.“
Ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland besteht aus Grünland. Grünland darf aus ökologischen und klimatischen Gründen nicht bewirtschaftet werden oder ist nicht für Ackerbau geeignet. Oft handelt es sich um Hanglagen oder der Boden ist zu feucht, zu steinig oder zu tonhaltig, um ihn zu pflügen.
Das FiBL hat in drei verschiedenen Szenarien berechnet, wie sich die Anzahl der Rinder, die Menge an erzeugter Milch und Rindfleisch gegenüber heute verändert, wenn der Anteil an Gras im Futter zwischen 85 und 100 Prozent liegt. Dabei wurde auch der Einfluss auf die Treibhausgasemissionen untersucht.
Politik sollte Wandel durch Prämien, höhere Standards und bessere Produkt-Kennzeichnung fördern
Ohne den Einsatz von Maissilage und energiereichem Kraftfutter würde die durchschnittliche jährliche Milchmenge je nach Szenario um bis zu 50 Prozent sinken. Auch die produzierte Fleischmenge würde deutlich zurückgehen. Gleichzeitig würden aber 2,4 Millionen Hektar Ackerflächen frei, auf denen bisher Mais und anderes Ackerfutter für Kühe und Mastrinder angebaut werden. Auf diesen Flächen könnten direkt Nahrungsmittel für den Menschen angebaut werden. So ließen sich zweieinhalb bis dreieinhalb Mal mehr pflanzliches Protein erzeugen, als an tierischem Protein durch die Reduktion von Milch- und Fleischproduktion wegfielen. Passend dazu hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) vergangene Woche eine neue Empfehlung herausgegeben: Sie rät zu einer stärkeren Umstellung von tierischen auf pflanzliche Lebensmittel und eine Senkung des Konsums von Milchprodukten um ein Drittel.
„Die Politik sollte dringend handeln und die Bewirtschaftung von Grünland beispielsweise durch eine Weideprämie fördern. Durch höhere Standards im Tierschutz bei der Rinderhaltung und staatliche Regeln zur Kennzeichnung von Weidemilch kann die Politik dabei helfen, dass Rinder wieder vermehrt Gras erhalten“, sagt Hofstetter. „Das fördert die Gesundheit der Tiere und schützt das Klima und die Artenvielfalt.“
PM Greenpeace Deutschland e.V.