Gebremste Nachfrage und stornierte Neubauten

Die Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg konnten im Jahr 2023 einen Umsatz in Höhe von 122 Milliarden Euro erwirtschaften. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von knapp vier Prozent. Die Landesstatistik zeigt aber nur die Entwicklung ohne Inflation. Nach Abzug der Preissteigerungen bleibt jedoch unter dem Strich nach Schätzungen von Handwerk BW ein Minus von etwa drei bis vier Prozent.

„Der reale Rückgang des Umsatzes und der Beschäftigung ist eine warnende Bremsspur. Er bedeutet für Betriebe und Politik noch mehr Arbeit bei der Sicherung der Zukunftsfähigkeit. Das zentrale Problem ist derzeit bei Betrieben und ihren Kunden die mangelhafte Perspektive und Planungsunsicherheit aufgrund einer nicht endenden Zauder-Politik“, erklärt Handwerk BW-Präsident Rainer Reichhold. Dabei gebe es genügend Möglichkeiten wie das Wachstumschancengesetz, das für Investitionsanreize sorgen könnte, wenn es vollumfänglich in Kraft treten würde. Auch ein landesweites Programm zur Nachfolgesicherung in den Betrieben könne den Bestand der Handwerksbetriebe sicher helfen. Und beim Thema Wohnen und Bauen ist ein Impuls zum Beispiel durch eine Grunderwerbsteuersenkung mehr als überfällig. Die Landesregierung sollte bei der Abarbeitung ihrer Hausaufgabenliste ins Tun kommen, so Reichhold weiter.

Die Baukrise zeigt sich im Handwerk in Form von Nachfragerückgängen und Stornierungen bei Neubauaufträgen. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes lagen die Umsätze im Bauhauptgewerbe nominal mit knapp minus einem Prozent leicht unter 2022. Demgegenüber konnten die Ausbaugewerke ihren Umsatz um nominal fünf Prozent leicht steigern.

Diejenigen Handwerke, die sich an private Endkunden (Nahrungsmittel-, Gesundheit- und Dienstleistungshandwerke) richten, konnten ihre Vorjahresumsätze nach Inflation ebenso nicht erreichen. Durch die stark gestiegenen Nahrungsmittel- und Energiepreise hielten sich die Konsumenten zurück.

Einzig das Kfz-Gewerbe hat das Jahr 2023 erfolgreich abgeschlossen. Eine bessere Verfügbarkeit von Fahrzeugen, das Abarbeiten von Aufträgen aus 2022 und auch höhere Preise ließen die Umsätze nominal um 8,2 Prozent steigen – und auch real dürfte ein kleines Plus erreicht worden sein.

„Für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung brauchen wir umsatzstarke Betriebe, die Arbeitsplätze schaffen. Dies erfordert weniger Bürokratie, geringere Steuern und zukunftsfähige Förderprogramme“, betont Reichhold.  Eines davon sei das Programm „Horizont Handwerk“, eine gemeinsame Initiative von Handwerk BW und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, die unter anderem Intensivberatungen für Betriebe zu Themen von moderner Personalarbeit bis hin zur Firmenstrategie in konjunkturell schwierigeren Zeiten böte.

 

PM Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.

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