Knapp drei Viertel der 130.000 Handwerksbetriebe im Land gehen optimistisch ins Schlussquartal. Kein Wunder, denn viele Betriebe erwarten Umsatzsteigerungen. „Besonders erfreulich ist“, sagte Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold, „dass sich die Situation im Kfz-Gewerbe deutlich verbessert hat.“ Neben dem fehlenden Nachwuchs zeichnet sich allerdings in fast allen Branchen ein Nachfolgermangel ab, teilte der Baden-Württembergische Handwerkstag (BWHT) mit.
Zwar gehen die Betriebe nicht von wachsenden Auftragsbeständen aus, aber gut jeder fünfte Betrieb erwartet steigende Umsätze. Insgesamt zeigten sich die Betriebe sogar noch etwas optimistischer als ein Jahr zuvor (69%). Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage des Baden-Württembergischen Handwerkstages unter 1.500 Betrieben. Bei den gewerblichen Zulieferern gehen sogar 44 Prozent von einer Umsatzsteigerung (Vorjahresquartal 38,5%) aus und nur noch elf Prozent von einem Umsatzrückgang. Ein Jahr zuvor war noch ein Fünftel pessimistisch gestimmt. Bei den privatkundenorientierten Gewerken wie den Bäckern und Fleischern, den Gesundheitshandwerken und den Dienstleistungshandwerken (Friseure, Uhrmacher, Fotografen) erwartet sogar mehr als die Hälfte der Betriebe mehr Geld in der Kasse. Der Anteil derjenigen, die Umsatzrückgänge erwarten, hat sich bei den Dienstleistern glatt halbiert auf 4,6 Prozent. „Die Menschen im Land haben sichere Arbeitsplätze, gute Einkommen und wollen sich auch etwas gönnen“, meinte Reichhold. Für das Jahr 2015 erwartet das baden-württembergische Handwerk eine Umsatzsteigerung von 1,5 Prozent.
Im zurückliegenden dritten Quartal lag die Stimmung der Betriebe auf dem hohen Niveau des Vorjahresquartals. Besonders positiv hat sich das Kfz-Handwerk entwickelt, 57 Prozent der Betriebe schätzten ihre Lage positiv ein. Im Vorjahr war es knapp die Hälfte der Befragten. Der Grund: Nicht nur der Handel mit Neu- und Gebrauchtwagen, sondern auch der Service-Bereich lief besser als ein Jahr zuvor. Die positiven Werte können aber nicht über ein zentrales Problem hinwegtäuschen: In den nächsten fünf Jahren wollen 18.000 Handwerker ihren Betrieb aufgeben. Die meisten suchen einen Übernehmer. Reichhold appelliert deshalb an die Politik: „Wir brauchen unkomplizierte, gründerfreundliche Regelungen.“ Denn wer gerade erst gegründet habe, dem fehle schlicht die Zeit, sich in umfangreiche komplexe Gesetze und Verordnungen einzuarbeiten.
PM