Weltpolitische Verwerfungen, Preissteigerungen, die abgekühlte Weltkonjunktur und zunehmende Handelshemmnisse bestimmen das internationale Geschäft der baden-württembergischen Unternehmen. Zum Ende des dritten Quartals sind die Südwestexporte im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 Prozent gesunken. Auch die Auftragseingänge aus dem Ausland sind laut IHK-Konjunkturumfrage drastisch eingebrochen und mit ihnen die Erwartungen der exportierenden Industrie.
Die individuellen Beratungen und die Möglichkeiten zum Networken waren deshalb besonders gefragt beim heutigen Internationalen Beratungstag (IBT), den die Außenwirtschaftsexperten der baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern zusammen mit den eigens dafür angereisten Kollegen aus rund 60 Außenhandelskammern (AHK) in Stuttgart für die Unternehmen ausrichteten.
Baden-Württemberg als exportstärkstes Bundesland besonders betroffen
„In Baden-Württemberg wird mit einer Exportquote von rund 60 Prozent mehr als jeder zweite Euro der Industrie im Ausland verdient. Auch kleine und mittlere Unternehmen sind im Ausland sehr aktiv. Keine Region in Deutschland ist so vom Welthandel abhängig. Bisher hat das Land von seiner Exportstärke sehr profitiert – auch in den letzten Krisen“, so Tassilo Zywietz, Geschäftsführer Abteilung Außenwirtschaft der IHK Region Stuttgart, die im Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) in Außenhandelsfragen landesweit federführend ist, zu Beginn des Internationalen Beratungstags. „Der Einbruch im Auslandsgeschäft geht deshalb alle an. Es gibt Spielräume bei der Strategie, wie die Unternehmen trotzdem gute Umsätze im Ausland machen: Die Handelskammern beraten und unterstützen sie hier bei der Erschließung neuer Märkte, dem Netzwerkknüpfen im Ausland und geben Hinweise, wie Risiken durch übergroße Abhängigkeiten minimiert werden können. Doch nun ist ganz deutlich die Politik gefragt, denn die Betriebe sind im Außenhandel mit immer neuen Hürden konfrontiert. Das sind protektionistische Maßnahmen gerade im Handel mit China, Indien oder der Türkei, aber auch zunehmende bürokratische Nachweispflichten infolge von EU-Maßnahmen zur CO2-Reduzierung oder dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.“
Ruf nach Handelsabkommen und Bürokratieabbau
Um die Betriebe hier zu unterstützen, Märkte zu öffnen und Investitionen in den Außenhandel abzusichern, seien weitere EU-Handelsabkommen dringend erforderlich, stellt Zywietz klar. Zudem müssten auch im Außenhandel dringend bürokratische Belastungen ab- statt aufgebaut werden.
Vertragsunterzeichnung zur Stärkung der Interessen der Südwestwirtschaft in Brasilien
Ein Highlight der IBT war die Unterzeichnung des Vertrags für eine baden-württembergische Wirtschaftsrepräsentanz in Brasilien bei der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer Rio de Janeiro durch den für die ITB angereisten Hauptgeschäftsführer der AHK Rio Hanno Erwes und durch Johannes Jung, den zuständigen Abteilungsleiter im baden-württembergischen Wirtschaftsministerium. Eine Repräsentantin des Wirtschaftsministeriums und ein Innovationsscout werden dort künftig die Interessen der Südwestwirtschaft vertreten.
Brasilien steht zum Ende des dritten Quartals mit einem Exportvolumen von 1,4 Milliarden Euro auf Platz 24 der bedeutendsten Absatzländer Baden-Württembergs und weist als eines der wenigen Länder ein positives Wachstum auf (+2,7 Prozent). Brasilien gilt als wichtiger potenzieller Produzent von grünem Wasserstoff und verfügt über wertvolle Rohstoffe.
Um die Bewältigung der vielen bürokratischen Anforderungen im internationalen Handel ging es auch nach den Kick-Off-Vorträgen und der Vertragsunterzeichnung an den gut frequentierten Thementischen des Internationalen Beratungstags. Besonders häufig gestellt wurden Fragen zu Zoll und Warenverkehr, Internationalem Wirtschaftsrecht und EU-Förderprojekten wie dem Enterprise Europe Network.
Hintergrundinformationen
Der Internationale Beratungstag (IBT) der baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs) ist ein unterstützendes Angebot der IHKs und der Auslandshandelskammern mit Beratungen, Vorträgen und der Gelegenheit zum Netzwerken für die am Außenhandel interessierte Wirtschaft und findet einmal im Jahr in Stuttgart statt. In diesem Jahr finden weitere internationale Beratungstage in der gleichen Woche in den IHKs München und Oberbayern (Trade and Connect) sowie IHK Frankfurt am Main statt.
Weitere Informationen
https://internationaleberatungstage.de/
Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von weit mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es, in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-, Bundes- und Europapolitik sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.
PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag