Enquetekommission „Krisenfeste Gesellschaft“ des Landtages – BWIHK-Präsident Erbe: „Resiliente Wirtschaftspolitik heißt, Entscheidungsfreiräume zu schaffen und Handlungsoptionen zu erhöhen“

Christian O. Erbe, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK), fasst seine heutigen Aussagen vor der Enquetekommission so zusammen: „Resilienz bedeutet im Kern, Freiräume für Entscheidungen zu schaffen und Handlungsoptionen zu erhöhen. Genau so stelle ich mir eine resiliente Wirtschaftspolitik für die Zukunft vor. Wir können in Deutschland viel bewegen, wenn wir uns nicht weiter selbst blockieren, indem wir an Gewohntem festhalten. Wenn wir uns von den Chancen leiten lassen, anstatt im Voraus alle Herausforderungen erkennen und ausschließen zu wollen. Denn das funktioniert in einer sich schnell wandelnden und global-vernetzten Wirtschaftswelt nicht mehr. Vielmehr ist heute immer weniger absehbar, wann und in welcher Form eine Krise bestehende Prozesse beeinträchtigt. Gute Vorbereitung mit dem richtigen Resilienz-Blick kann die Wirtschaft ganzheitlich schon vor Krisenbeginn stärken. Und mit einer gesunden Substanz vergrößert man Spielräume und schafft das so wichtige Vertrauen in den Standort.“

Einfacher könnten damit auch Redundanzen geschaffen werden, wie eine Diversifizierung der Lieferketten, betont der BWIHK-Präsident. Auch die Entwicklung neuer Technologien könne unterstützen, bestehende Abhängigkeiten zu reduzieren: „Eine zentrale Stellschraube hierfür ist die Entlastung der Unternehmen von lähmender Bürokratie und den sprunghaft ansteigenden Berichtspflichten“, so Erbe. „Die Entlastungsallianz für Baden-Württemberg steht und dafür hat die IHK-Organisation zahlreiche Vorschläge unterbreitet. Ebenso wurde der Normenkontrollrat neu aufgestellt.“

Genauso gehöre dazu, Handlungsoptionen von Unternehmen zu erhöhen, anstatt sie einzuschränken: „In der Energiewirtschaft schalten wir Grundlast-Kraftwerke ab, bevor wir ausreichend erneuerbare Energie zugebaut haben. Im globalen Handel schränken wir die Zahl der gewünschten Handelspartner durch das Lieferkettengesetz ein, ohne dass nennenswerte neue Handelsabkommen wie MERCOSUR ratifiziert werden. PFAS-Stoffe sollen in Zukunft verboten werden, ohne dass Fertigungsalternativen im Bereich der Medizin- und Umwelttechnik, der Erneuerbaren Energien oder der Halbleiterproduktion zur Verfügung stehen“, zählt der BWIHK-Präsident auf. „Wir sollten uns darauf konzentrieren, zuerst das Angebot auszuweiten. Mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, mehr Handelsabkommen, mehr Technologieoffenheit, mehr Fachkräfte.“

Die richtigen Lehren jetzt aus den letzten Krisen zu ziehen, sei wichtig für die Zukunftssicherheit des Landes. Denn die Reaktionen seitens Unternehmen und des Staates auf Herausforderungen, die es so noch nie für Wirtschaft, Politik und die Gesellschaft gegeben hat, hätten bei allen Schwierigkeiten auch einige positive Aspekte beleuchtet: „Digitale Prozesse wurden schnell entwickelt, Hilfsprogramme und Infrastrukturprojekte bürokratiearm in kürzester Zeit umgesetzt, funktionierende Kooperationen zwischen vielen auf den ersten Blick heterogenen Akteuren kamen zustande und funktionierten. Daran müssen wir konsequent anknüpfen“, so Christian Erbe abschließend.

Hintergrund

Die Enquetekommission „Krisenfeste Gesellschaft“ erarbeitet Handlungsempfehlungen für den Landtag, mit welchen Strukturen Baden-Württemberg in den Bereichen Gesundheit, staatliche Krisenvorsorge, Gesellschaft und Wirtschaft resilienter aufgestellt werden kann.

Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von weit mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es, in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-, Bundes- und Europapolitik sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.

 

PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag

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