Der Fachkräftemangel bei den Freien Berufen auch in Baden-Württemberg spitzt sich weiter zu und belastet die Apotheken, Büros, Kanzleien und Praxen immer stärker. Das zeigen die Ergebnisse der gestern (31. Juli 2023) in Berlin vorgestellten Konjunkturumfrage Sommer 2023 des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB).
„Fast jeder fünfte Befragte (17,7 Prozent) geht davon aus, binnen der kommenden beiden Jahre noch weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben als derzeit. Verglichen mit dem Vorjahreswert von 13,8 Prozent ist das leider noch einmal ein deutlicher Anstieg. Auch in Baden-Württemberg verschärft sich die Personalnot damit weiter“, so Dr. Björn Demuth, Präsident des Landesverbands der Freien Berufe Baden-Württemberg (LFB), zu den Ergebnissen der repräsentativen Umfrage.
Und weiter: „Der Fachkräftemangel führt dazu, dass mehr als jeder dritte Befragte (37,3 Prozent) seine Kapazitätsgrenze bereits überschritten sieht. Viele freiberufliche Dienstleistungen können teilweise nur noch eingeschränkt angeboten werden. Das spüren die Bürgerinnen und Bürger auch in Baden-Württemberg schon ganz konkret in ihrem Alltag, etwa wenn es darum geht, einen freien Termin bei einem Arzt zu bekommen oder sich steuerrechtlich von einem Steuerberater oder Rechtsanwalt beraten zu lassen. Ein elementarer Teil der gewohnten Daseinsvorsorge durch die engagierten Freiberuflerinnen und Freiberufler in Baden-Württemberg ist gefährdet.“
An die Politik gerichtet fordert Dr. Demuth eine zielgerichtete Entlastung der Freiberuflerinnen und Freiberufler: „Ein viel zu großer Teil der Arbeitszeit muss für unsinnige Dokumentations- und Nachweispflichten aufgebracht werden – Zeit, die bei der Beratung und Behandlung der Mandanten, Patienten und Kunden schmerzlich fehlt. Die Reduzierung der Ressourcen und Kapazitäten bei den Freien Berufen führt neben Versorgungsengpässen aber auch zu einem reduzierten Steueraufkommen, wodurch die Leistungsfähigkeit des Staates weiter gemindert wird. Die Politik muss den vielbeschworenen Bürokratieabbau deshalb endlich engagiert angehen und in Zusammenarbeit mit den freiberuflichen Kammern und Verbänden nachhaltiges Entlastungspotential identifizieren. Zudem sollten praxisferne Regelungen, wie das jüngst in Berlin vorgestellte neue Arbeitszeitgesetz, erst gar nicht umgesetzt werden.“
Mit Blick auf die von der Politik vielfach beschworenen positiven Effekte einer zunehmenden Digitalisierung wirbt Dr. Demuth für eine realistische Bewertung: „Digitalisierung kann gerade bei den Freien Berufen, die ihre Leistungen höchstpersönlich erbringen, nur eingeschränkt Effizienzen schaffen. Niemand möchte von einem Computer oder Roboter in höchstpersönlichen und oftmals existenziellen Fragen beraten oder behandelt werden. Deshalb muss sorgsam mit der persönlichen Arbeitszeit der Freiberuflerinnen und Freiberufler umgegangen werden.“
Die halbjährliche Konjunkturumfrage des BFB ist eine repräsentative Umfrage des Instituts für Freie Berufe (IFB), durchgeführt vom 20. März bis 30. April 2023 unter rund 1.500 selbstständigen Freiberuflerinnen und Freiberuflern zur Einschätzung ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage, der voraussichtlichen Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten, ihrer Personalplanung und Kapazitätsauslastung. Im Sonderteil der Umfrage wurde die Künstliche Intelligenz auch als möglicher Baustein gegen den Fachkräftemangel in den Blick genommen. Die vollständige Pressemeldung des BFB finden Sie hier: https://www.freie-berufe.de/pressemitteilungen/schmidt-fachkraeftemangel-spitzt-sich-immer-weiter-zu/
PM Landesverband der Freien Berufe Baden-Württemberg e.V.