Welche Chancen haben kleine und mittlere Unternehmen bei der unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ bekannten Verbindung von Maschinenbau und Elektrotechnik mit der Informationstechnologie zu einer intelligent vernetzten Produktionsweise in Fabriken der Zukunft? Um diese Frage drehte es sich bei der Unternehmerlounge, zu der die Kreisgeschäftsstelle Göppingen des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) als fachkundigen Gesprächspartner Staatssekretär Peter Hofelich aus dem Ministerium für Wirtschaft und Finanzen in Stuttgart eingeladen hatte.
Dass die kleinen mittelständischen Unternehmen bei diesem Thema der Schuh drückt, fand BVMW-Kreisstellenleiter Lothar Lehner (Geislingen) im Dialog mit den Unternehmern im Göppinger Hotel „Hohenstaufen“ schnell heraus. Viele Firmenchefs fühlen sich mit dieser neuen Herausforderung schlichtweg überfordert, verstehen weder die Fachsprache der Experten noch wo sie ansetzen müssen, um als Zulieferer für die großen Betriebe nicht unter die Räder zu kommen. Die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen spielt bei den Unternehmern ebenso eine Rolle wie offene Fragen beim Datenschutz. Staatssekretär Peter Hofelich (SPD) ermunterte die Zuhörer dazu, vor der „Industrie 4.0“ nicht zu resignieren. Auch die kleinen und mittleren Unternehmen werden von der Vernetzung profitieren. Sein Ministerium biete auf der Homepage vielseitige Hilfestellung an, sowohl im Bereich Information als auch bei der Finanzierung. Die beklagte Fachsprache der Experten räumte auch Hofelich ein, weshalb sein Ministerium an einer Broschüre arbeite, die Übersetzungshilfen geben soll. Zudem werde an einem Programm gearbeitet, mit dem die kleinen und mittleren Unternehmen bei einem Selbsttest feststellen könnten, ob sie „4.0-fähig“ seien. Um die für ein Unternehmen richtigen IT-Spezialisten zu finden, die die Firma ins Zeitalter der „Industrie 4.0“ begleiten, schlugen Hofelich und Lehner vor, auch die zuständige Industrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer einzubinden.
Hofelich wie Lehner sprachen sich vor dem Hintergrund der Entwicklung für Kooperationen aus. Die Zeiten, in denen sich ein urschwäbischer Mittelständler nicht in seine Karten schauen lassen möchte und lieber alleine vor sich hinarbeitet, seien angesichts der globalen Vernetzung vorbei.
Wie „Industrie 4.0“ als digitales Netzwerk in kleinen und mittleren Unternehmen aussehen kann, zeigte Jürgen Mollenkopf von der „mybe“ GmbH in Geislingen. Durch die Vernetzung der verschiedenen Unternehmensbereiche lasse sich nicht nur die Effizienz und damit auch Umsatz, Rendite und Motivation steigern, auch seien die Beziehungen zu Kunden und Lieferanten in Echtzeit abrufbar, so der Chef des Software-Hauses, das 13 hochqualifizierte Spezialisten beschäftigt. Die Einführung der notwendigen Software sei von qualifizierter und individueller Schulung begleitet.
Die mit der Einführung von „Industrie 4.0“ entstehenden Fragen zum Datenschutz will der BVMW in einer seiner nächsten Veranstaltungen aufgreifen, kündigte Lothar Lehner an, der an diesem Abend mit Jürgen Mollenkopf und Simone Damschek auch zwei neue Verbandsmitglieder begrüßen konnte. Zum Abschluss der Unternehmerlounge wartete Manfred Hegenloh wieder mit Reisetipps auf. Dieses Mal ging es um Kreuzfahrten.