Auf seiner heutigen Pressekonferenz zum Auftakt der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft IFAT in München informiert der Fachverband Biogas e.V. über das Potenzial biogener Abfälle zur Energiegewinnung – und die Hürden, die einer stärkeren Nutzung dieser Energiequelle im Wege stehen.
Freising. In Deutschland gibt es aktuell rund 400 Bioabfall-Vergärungsanlagen, die aus biogenen Reststoffen Strom und Wärme erzeugen oder das aufbereitete Biogas ins Gasnetz einspeisen. Mit einer Gesamtleistung von gut 350 Megawatt machen sie etwa sechs Prozent des deutschen Biogasanlagenparks aus.
Die biogenen Inputstoffe stammen aus drei Kategorien: Gewerbliche Abfälle, Grüngut und Biogut. Den mit knapp sechs Mio. Tonnen größten Anteil macht Grüngut aus Parks und Gärten aus. Rund 4,5 Mio. Tonnen Biogut werden pro Jahr über die Braune Tonne eingesammelt. Hinzu kommen rund vier Mio. Tonnen gewerbliche Abfälle wie Speisereste und überlagerte Lebensmittel.
Knapp die Hälfte der erfassten Bioabfälle werden in Biogasanlagen vergoren, der andere Teil wird kompostiert. Darüber hinaus landen derzeit rund 4 Mio. Tonnen Bioabfälle im Restmüll und sind für die energetische Nutzung verloren, hinzu kommen ungefähr 500.000 Tonnen Bio-abfälle, die durch Verunreinigungen in der Biotonne und daraus resultierende Reinigungsschritte nicht vergoren werden können.
„In der Summe werden aktuell rund 4,5 Mio. Tonnen potenziell vergärbare Bioabfälle energetisch nicht genutzt“, verdeutlicht der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas, Dr. Claudius da Costa Gomez. Aus dieser Menge ließen sich über eine Mio. Megawattstunden Strom erzeugen, was den Bedarf von circa 360.000 Vier-Personen-Haushalten decken könnte. Und am Ende das Gärprozesses entstehen hochwertige Gärprodukte und Komposte, die als Ersatz für Mineraldünger einen zusätzlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
„Über die flächendeckende Einführung der Biotonne, sauberes und konsequentes Trennen und den Zubau an Biogasanlagen ließe sich mittel- bis langfristig sehr viel zusätzliche klimaneutrale und regionale Energie erzeugen – ohne dass hierfür Energiepflanzen angebaut werden müssten“, betont da Costa Gomez.
Der Neubau von Biogasanlagen sei allerdings mit zunehmend mehr bürokratischen und genehmigungstechnischen Hürden verbunden, erläutert der Vizepräsident des Fachverbandes Biogas und Geschäftsführer einer Herstellerfirma, Christoph Spurk: „Vom ersten Antrag bis zur fertigen Anlage vergehen in der Regel zwei bis drei Jahre. Die Auflagen werden immer komplizierter und aufwändiger. Damit werden die Anlagen erheblich teurer, aber nicht unbedingt besser. Hier wäre etwas mehr Augenmaß angebracht.“
Dass gerade auch im Hinblick auf eine sichere und bezahlbare Wärmeversorgung der Ausbau und die Optimierung der Bioabfallvergärung vorangetrieben werden müsse, macht Josef Metzger vom Verein „Das bessere Müllkonzept Bayern“ deutlich. Er rechnet vor, dass bei konsequenter Nutzung der anfallenden Bioabfälle und Grüngut mit der Energie aus den Blockheizkraftwerken der Biogasanlagen im Freistaat ein Viertel der bayerischen Wohngebäude beheizt werden könnten.
„Für eine sichere, klimafreundliche und bezahlbare Energieversorgung müssen wir alle Potenziale optimal nutzen“, resümiert der Hauptgeschäftsführer da Costa Gomez – und fordert von der Politik ein klares Bekenntnis zu Biogas und den Erhalt und Ausbau des Anlagenparks.
Der Fachverband Biogas ist zusammen mit elf Mitgliedsfirmen auf einem Gemeinschaftsstand bei der Ifat. Besuchen Sie uns gerne in Halle A4, Stand 205.
PM Fachverband BIOGAS e.V.