Die Unternehmen im Land sehen bei den Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit wieder stärker die Risiken. Das ergab die Baden-Württemberg-spezifische Auswertung des bundesweiten DIHK-Energiewendebarometers 2021. Auf einer Skala von -100 bis +100 bewerten die am heimischen Standort befragten Unternehmen die Auswirkungen auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit mit -5,5; für Deutschland liegt dieser Wert bei -6,7.
Die Industrie kommt dabei mit -17,3 zu einer pessimistischeren Chancen-Risiken-Bewertung. Deutschlandweit ist die Bewertung mit -16,5 marginal besser. Energie- und klimapolitische Maßnahmen müssen daher nach wie vor besonders die Auswirkungen auf den Industriestandort berücksichtigen.
Gefragt nach den Maßnahmen, die die Politik kurzfristig ergreifen sollte, steht bei den baden-württembergischen Betrieben die Forderung nach Beschleunigung der Genehmigungsverfahren beim Übertragungsnetzausbau verbunden mit der Unterstützung des Netzausbaus durch die Politik und damit das Thema Versorgungssicherheit klar an erster Position, ebenso bei den Unternehmen in Deutschland und bei der hiesigen Industrie. Prioritär wird auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die aktive Teilnahme von Nachfragern am Strommarkt gefordert.
Die im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt der Unternehmen zurückhaltendere Bewertung zu den Auswirkungen der Energiewende spiegelt die auf allen politischen Ebenen deutlich angehobenen Klimaziele wider.
Zugleich zeigt sich die hohe Anpassungsbereitschaft der heimischen Wirtschaft. Wie in den Vorjahren ergreifen oder planen die baden-württembergischen Unternehmen auch in 2021 häufiger klimaschutzbezogene Maßnahmen als im Bundesschnitt. Besonders deutlich wird dies beispielsweise bei der Berechnung der eigenen Klimabilanz und beim Bezug von Ökostrom. Die größten Steigerungsraten gegenüber dem Vorjahr verzeichnen u.a. Maßnahmen zur Mobilität wie Anschaffung von Elektrofahrzeugen und Aufbau einer Landeinfrastruktur. „Dies zeigt, dass die Wirtschaft in Baden-Württemberg die Herausforderungen der Energiewende und des Klimaschutzes gleichermaßen angenommen hat und entsprechend handelt, insbesondere die hiesige Industrie“, erläutert BWIHK-Präsident und Präsident der in Energiefragen federführenden IHK Karlsruhe Wolfgang Grenke die Situation.
92 % der Industrieunternehmen im Land beschäftigen sich mit Aktivitäten zur Steigerung der Energieeffizienz oder haben entsprechende Maßnahmen realisiert. Für 61 % der Industriebetriebe und 54% aller hiesigen Betriebe ist es bereits jetzt erklärtes Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden; gedämpft wird das Engagement jedoch durch hohen Aufwand für die umfassende Treibhausgasbilanzierung und Mangel an finanziellen und personellen Ressourcen.
In der CO2-Bepreisung sieht die Hälfte der Unternehmen aus Baden-Württemberg ein geeignetes Instrument, um den Klimaschutz in der Wirtschaft voranzubringen. Ebenfalls die Hälfte nimmt dies zum Anlass, bei Investitionen verstärkt auf klimafreundliche Technologien zu setzen. Allerdings rechnet nur ein Viertel daraus mit Chancen für das eigene Unternehmen. Angesichts steigender Energie- und Stromkosten für eine große Mehrheit der Befragten sieht insbesondere die Industrie in Teilen ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährdet und fordert entsprechend Entlastung.
Die vollständige Baden-Württemberg-spezifische Auswertung des bundesweiten DIHK-Energiewendebarometers 2021 finden Sie anbei.
PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag