Die Bezirksversammlung der IHK Region Stuttgart Bezirkskammer Göppingen hat sich in ihrer jüngsten Sitzung auch mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Filstal beschäftigt. Die Einbußen vieler Unternehmen im Filstal fallen zwar geringer aus als zunächst im März dieses Jahres prognostiziert, dennoch verzeichnen viele Betriebe über alle Branchen hinweg deutliche Umsatzrückgänge, die in einigen Branchen auch dramatisch sind. Instrumente zur Überbrückung kompensieren derzeit größere Umsatzeinbußen.
„Angesichts der Betriebsschließungen und branchenspezifischen Restriktionen in der Corona-Pandemie zeichneten die Unternehmen ein ganz unterschiedliches Bild“, betonte IHK-Bezirkskammerpräsident Wolf Martin. In der Hotellerie und Gastronomie sei die Lage äußerst schwierig, so Hans-Ulrich Kauderer aus Bad Boll, der seine Branche in der IHK-Bezirksversammlung vertritt. Der Einzelhandel ist dieses Jahr mit großen Umsatzschwankungen konfrontiert. Ein äußerst durchwachsendes Geschäftsjahr verzeichnet auch die Dienstleistungsbranche, in der vor allem die Messebauer und Veranstaltungstechniker starke Ausfälle haben, während das Versicherungsgeschäft prosperiert, so Jens Rehm vom gleichnamigen Versicherungsbüro in Geislingen. In der Spedition- und Logistik hängt viel von der Entwicklung im Maschinenbau und von den Automobilproduzenten ab. Der Finanzwirtschaft setzt das niedrige Zinsniveau spürbar zu. „Die staatlichen Corona-Maßnahmen wie Kurzarbeit oder die Sofort- und Überbrückungshilfen greifen und funktionieren“, sagte Martin. Im September und Oktober glichen Nachholeffekte vor allem im Automobil- und Maschinenbau Absatzverluste aus. „Diese Effekte fallen im nächsten Jahr weg. Urlaubstage sind aufgebraucht und Gleitzeitkonten abgebaut“, so der Göppinger IHK-Vizepräsident Walter Jerusalem. Mit Blick in das Jahr 2021 stehen die Unternehmen im Kreis vor großer Unsicherheit. Sie erhoffen sich eine bessere Planbarkeit für das nächste Jahr, gerade in den Branchen mit langen Vorlaufzeiten. Denn fehlendes Vertrauen führe dazu, dass Unternehmen keine Investitionen tätigen und die Wirtschaft so schwerlich in Fahrt komme, so die IHK-Mittelständler und Kleinunternehmer.
Besonders schwierig sieht die Situation im Hotel- und Gaststättengewerbe aus. Die Schließung der Betriebe trotz Umsetzung sämtlicher Corona- Auflagen stoße auf Unverständnis in der gesamten Branche. Die Infektionszahlen belegten, dass Hotel und Gastronomie keine Pandemietreiber seien, monierte Hans-Ulrich Kauderer vom Badhotel Stauferland in Bad Boll. Er ist nicht nur Mitglied in der IHK-Bezirksversammlung, sondern zugleich auch im Landesvorstand des Hotel- und Gaststättenverbandes in Baden-Württemberg. Das Umsatzminus liege bei mindestens 50 Prozent. Der Außerhausverkauf sei dabei kein rentabler Ersatz. Kauder appelliert: „Umso wichtiger sind jetzt die November- und Dezemberhilfen, die schnell kommen müssen.“ Im Handel machen sich große Schwankungen über das Jahr 2020 in Abhängigkeit der getroffenen Maßnahmen zu Eindämmung der Pandemie bemerkbar. In Corona-Zeiten sei zudem ein Gefälle von Stadt zu Land erkennbar. „Je größer die Stadt, umso schwieriger ist das Geschäft, je größer die Ladenfläche umso schwieriger der Handel mit Bekleidung“, fasste Michael Metzmeier vom gleichnamigen Göppinger Modehaus in der Bezirksversammlung zusammen. Die Innenstadtlagen des Einzelhandels hätten es gegenwärtig besonders schwer, bestätigte Sven Maier von der Traumfabrik in Bad Boll. Aber auch florierende Geschäfte stehen angesichts der Pandemie vor Herausforderungen. Neben Einhaltung der strengen Hygiene- und Abstandsregeln komme es zunehmend im Tagesgeschäft zu personellen Besetzungsschwierigkeiten aufgrund angeordneter Quarantäne, berichtet ein Vertreter des Lebensmitteleinzelhandels.
PM IHK Region Stuttgart Bezirkskammer Göppingen