Im Privaten Gymnasium in Esslingen war ein Medienentwicklungsplan bereits vor der Krise ausgearbeitet, wie Schulleiterin Sabine Zonewicz erläutert. Die Umsetzung habe sich durch die Krise beschleunigt und es seien auch zusätzliche Angebote eingeführt worden, die im Medienentwicklungsplan nicht vorgesehen waren. So habe der Unterricht in der Oberstufe teilweise per Videokonferenz stattgefunden. Ansonsten habe man jeden Morgen Pflichtaufgaben per E-Mail an die Eltern bzw. Schüler geschickt. Darüber hinaus wurden Angebote über eine Lernplattform bereitgestellt. Die Pflichtaufgaben müssen die Schuler an die Fachlehrer zurückschicken, die dann die Arbeiten bewerten. Schulpsychologen und Sozialpädagogen halten darüber hinaus regelmäßigen Kontakt per Telefon oder Videochat, so dass sie mit jedem Schüler mindestens einmal die Woche gesprochen haben. Die Lehrer haben ausschließlich im Homeoffice gearbeitet, Kontakte zu Eltern und
Behörden fanden übers Telefon oder via Mail statt. Sabine Zonewicz, die das private Gymnasium in Esslingen mit seinen 100 Schülern, 20 Lehrern und fünf Schulpsychologen und Sozialpädagogen seit einem Jahr leitet, hofft, dass es noch vor Beginn der Sommerferien zu persönlichen Begegnungen mit den Schülern kommt, auch wenn nicht alle Schüler gleichzeitig im Schulgebäude sein dürfen. Von einem vorzeitigen Ende des Schuljahres hält Zonewicz ebenso wenig wie von einer Verlängerung auf Kosten der Sommerferien. „Prüfungen sollten regulär geschrieben und Zeugnisse ausgestellt werden, notfalls sollte das Halbjahreszeugnis als Grundlage für eine Versetzung herangezogen werden“.„Relativ gut vorbereitet“, so Anja Österreicher von der nördlich von Ulm gelegenen Freien Realschule Altheim (Alb-Donau-Kreis), sei man in die Corona-Krise gerutscht und habe die digitalen Möglichkeiten inzwischen sogar noch weiter ausgebaut. Aktuell erkennt die Schule einen zusätzlichen Bedarf an Serverkapazitäten für weitere Bildungsangebote. Österreicher, die zusammen mit Werner Kobes, Bettina Ehringer und Markus Maier seit 2016 die Privatschule mit 183 Schülern und 18 Lehrern leitet, setzt vor allem auf die wochenweise zu erfolgende Aufgabenstellung an die Schüler per Mail oder über eine Lernplattform. „Zusätzlich sind alle Lehrkräfte während der Schulzeit für die Schüler erreichbar – per Mail, Telefon oder Videochat“, so Österreicher. Die Lehrer seien meist in der Schule – räumlich getrennt und zeitlich versetzt. Lehrer, die zur Risikogruppe gehören, würden im Homeoffice arbeiten. Da es in der Schule noch keine Abschlussklassen gibt, entfällt dort auch die Diskussion darüber, in welchem Rahmen die Prüfungen durchgeführt werden können. Allerdings hofft das Schulleitungsteam, dass die Klassen nach den Ferien wöchentlich wieder Präsenzunterricht haben.
Vor der Corona-Krise sei es mit der Digitalisierung seiner Schule noch nicht so weit her gewesen, räumt Herbert Töws von der privaten Dietrich-BonhoefferSchule in Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) ein. In der Grund- und Realschule werden 124 Schüler von neun Lehrern unterrichtet. Die Erarbeitung eines Medienkonzeptes habe man dank der Corona-Krise stark forciert, auch weil man jetzt mehr Zeit dafür habe. Vor Schulschließung hätten die Schüler Arbeitshefte und Materialien erhalten, so Töws weiter. Zudem ist eine Cloud eingerichtet worden, auf der wöchentlich die aktuellen Aufgaben
hochgeladen werden, ergänzt um Erklärvideos. Lernstandsabfragen können Eltern ebenfalls an die Cloud oder per Mail an die Lehrer schicken. Zudem gibt es direkten Kontakt mit Eltern per Mail oder Telefon. Die Lehrer arbeiten im Homeoffice, kommen bei Bedarf auch in die Schule zum Vorbereiten oder gemeinsamer Planung. Töws hofft, dass es nach den Pfingstferien einen „normalen“ Schulalltag geben wird, der zum Wiederholen, Überprüfen und Abschließen des Lehrstoffs genutzt wird. Schrittweise wolle man da mit den schwächeren Schülern in Kleingruppen beginnen.Im Bildungszentrum Eislingen (Landkreis Göppingen) werden 66 Schüler von neun Lehrern in verschiedenen Berufsschulklassen unterrichtet. Die Einrichtung wird vom Internationalen Bund getragen, einem freien Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit. Schulleiterin Svenja Windisch, die seit 2014 die Schule in Eislingen leitet, bestätigt, dass sich die digitale Entwicklung durch die Corona-Krise beschleunigt habe und nun alle gezwungen seien, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und die verschiedenen Plattformen tatsächlich auszuprobieren. „Wir wollten schon lange Microsoft-Teams einführen, allerdings waren die bürokratischen Hürden bislang nicht überwindbar. Jetzt ging es dann plötzlich doch.“ Seit Jahren schon verfügt die Schule über eine Schul-App, die den Schülern Informationen über den Stundenplan, Vertretungen und Anwesenheiten liefert. „Wir Lehrer haben darüber auch ein digitales Tagebuch geführt“, weiß Wendisch. Diese Plattform hat man nun ausgebaut, um mit den Schülern intensiver zu kommunizieren und Aufgaben zu verschicken. Zu Beginn habe man auch Mails und Videotelefonie genutzt, inzwischen erfolge der Unterricht aber über die eingerichteten Mikrosoft-Teams. Geht es nach der Schulleiterin, würde es künftig eine Mischung aus Präsenzunterricht und digitalem Lernen geben.
Lothar Lehner vom BVMV begrüßt, dass unter dem Zeichen der Corona-Krise die Schulen zu mehr digitalem Einsatz gezwungen werden. Dennoch sieht der Repräsentant des Verbandes im Kreis Göppingen und angrenzenden Gebieten Handlungsbedarf. Bei allem Einfallsreichtum der Lehrerkräfte über alle Schulgrenzen hinweg gibt es technische Grenzen und damit Schwachstellen des Systems, so Lehner. Das Breitbandnetz sei extrem löchrig und großflächig nicht vorhanden. Vielfach würden digitale Endgeräte fehlen, um einen gesicherten Online-Unterricht durchzuführen. Pädagogisch-
didaktische Online-Lerninhalte sind seiner Meinung nach deutlich Ausbaufähig und Fort- und Weiterbildungsangebote würden fehlen. Lehner, dessen Organisation Gründungsmitglied in der Bildungsallianz ist, fordert ein großes Sofortprogramm für Schulen für den Unterricht zu Hause. „Das ist längst überfällig“. Der Digitalpakt der Bundesregierung greife nicht, da das Geld zweckgebunden sei und nicht dort eingesetzt werden könne, wo es wirklich gebraucht werde.PM Lothar Lehner Selbständiger Repräsentant des BVMW e. V.