Die Auswirkungen der Corona-Krise sind inzwischen in fast allen Betrieben in Baden-Württemberg zu spüren. Laut einer neuen Blitzumfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) geben etwa 93 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie negative Auswirkungen des Coronavirus auf ihre Geschäfte spüren.
Marjoke Breuning, BWIHK-Vizepräsidentin und Präsidentin der IHK Region Stuttgart, die für volkswirtschaftliche Themen federführende IHK sagt: „Dieses Ergebnis zeigt, dass vielen Betrieben das Wasser bis zum Hals steht.“ Die IHKs tun derzeit alles, um in Hotlines und per E-Mail sowie mit Online-Informationen die Mitgliedsbetriebe zu unterstützen. „Die in der IHK Stuttgart eingesetzten IHK-Beschäftigten hören in den Hotlines täglich von dramatischen Situationen, weil etwa Restaurants, Fitness-Studios und Geschäfte schließen mussten oder der unterbrochene Personen- und Warenverkehr für Industriebetriebe Lieferketten und Nachfrage zum Erliegen bringen“, so Breuning. Hier stehen laut Breuning viele Existenzen von Unternehmerinnen und Unternehmern auf dem Spiel. Sie lobt das Engagement der Landesregierung, die mit Soforthilfen für Härtefälle und Steuerstundungen schnell reagiert habe. Auch die Sonderhilfen des Bundes sind wichtig, um Liquidität und damit unternehmerisches Überleben zu sichern. Nachbesserung ist laut BWIHK noch bei der staatlichen Kreditabsicherung in den Förderprogrammen nötig, die mit 100 Prozent erfolgen sollte. Diese Absicherung soll bei 80 oder 90 Prozent liegen. Breuning: „Ohne 100-Prozent-Absicherung sind die Banken zu zeitaufwändigen Prüfprozessen gezwungen, für die jetzt keine Zeit ist.“
Zu den weiteren Ergebnissen der Umfrage, an der 1.503 Betriebe aus Baden-Württemberg in dieser Woche teilgenommen haben: Etwa 83 Prozent rechnen in diesem Jahr mit einem Umsatzeinbruch, 77 Prozent geben an, dass dieser im zweistelligen Bereich liegen wird.
Dabei klagt der größte Anteil (67 Prozent), der befragten Unternehmen über eine geringere Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen, 46 Prozent berichtet von stornierten Aufträgen. Bei 41 Prozent kam es zum kompletten Stillstand oder zumindest in großen Teilen der geschäftlichen Tätigkeit, zum Beispiel wegen Produktionseinstellung oder Schließung des Geschäfts. Im Hotel- und Gaststättengewerbe sind hiervon sogar 92 Prozent betroffen, im Einzelhandel 71 Prozent. In der Branche Verkehr, Lagerei und Reisewirtschaft klagen etwa 67 Prozent der Unternehmen über Auftragsstornierungen, im Gastgewerbe sind es 69 Prozent. Zudem sagen insgesamt 38 Prozent, dass sie Personal abbauen müssen, im Hotel- und Gaststättengewerbe 76 Prozent, im Wirtschaftszweig Verkehr, Lagerei, Reisewirtschaft 53 Prozent.
Die Umfrage zeigt auch, welche der bisherigen Unterstützungsmaßnahmen aus Sicht der Unternehmen in der Krise von besonderer Relevanz sind. Dabei ist die Möglichkeit der Einführung von Kurzarbeitergeld für 76 Prozent wichtig. 66 Prozent halten die Soforthilfen in Form von Zuschüssen für bedeutend. Etwa 60 Prozent der befragten Unternehmen nennen Steuerstundungen und die Herabsetzung von Vorauszahlungen. Dabei geben 40 beziehungsweise 63 Prozent an, dass die Politik bei diesen beiden Themen sowie bei Unternehmenssteuersenkungen kurz- bis mittelfristig Erleichterung verschaffen sollte. Auch beim Thema Soforthilfe sollte laut 53 Prozent der befragten Unternehmen nachgebessert werden.
Die Blitzumfrage wurde vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) durchgeführt. Fast 15.000 Betriebe aus allen Regionen und Branchen haben teilgenommen, davon 1.503 Unternehmen aus Baden-Württemberg. Dabei verteilen sich die Teilnehmer zu 47 Prozent auf die Dienstleistungen, 27 Prozent auf die Industrie, 19 Prozent auf den Handel und sieben Prozent auf den Bau. Ungefähr 68 Prozent haben weniger als 200 Beschäftigte.
PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag