Am 31. Dezember 2019 waren 135.570 Betriebe bei den baden-württembergischen Handwerkskammern eingetragen. Die Zahl stieg damit im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt um satte 1.982 Betriebe oder 1,5 Prozent. Der Sprung über die 135.000er-Marke lässt sich vor allem auf Neugründungen in bestimmten Gewerken des zulassungsfreien Handwerks zurückführen.
Der Anteil der zulassungspflichtigen Betriebe am gesamten Handwerk im Land lag Ende 2019 mit 79.246 Betrieben bei 59 Prozent. Die zulassungsfreien Betriebe kamen mit 31.545 Betrieben auf 23 Prozent, für das handwerksähnliche Gewerbe, das im vergangenen Jahr ebenfalls Zuwächse verzeichnete, lag der Wert bei 24.742 Betrieben oder 18 Prozent. Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold sieht die Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Die Rekordzahl von über 135.000 Betrieben freut uns natürlich. Weniger schön ist jedoch, dass Zuwächse nahezu ausschließlich im zulassungsfreien Handwerk stattfinden. Viele dieser Betriebe werden von Soloselbstständigen geführt, teilweise auch nur im Nebenerwerb – weshalb kaum neue Arbeits- oder gar Ausbildungsplätze entstehen.“ Im zulassungspflichtigen Handwerk hingegen seien die Zahlen seit nunmehr neun Jahren rückläufig.
Wie schon in den Vorjahren beschränkten sich die Zuwächse im zulassungsfreien Handwerk auf wenige, dafür aber kräftig wachsende Berufe. So gab es im Vergleich zum Jahresbeginn 523 Fotografen (insgesamt 3.858 Betriebe) und 513 Gebäudereiniger (insgesamt: 5.851) mehr. Zudem fiel ein großer Zuwachs bei Fliesen-, Platten- und Mosaiklegern, Raumausstattern und Schilder- und Lichtreklameherstellern auf. Diese Berufe gehören zu den zwölf, die seit 2020 wieder zulassungspflichtig sind. „Das legt nahe, dass hier, um der Meisterpflicht zu entgehen, noch schnell Betriebe eingetragen wurden. Ob diese Gründungen allerdings substanzieller Natur sind, bleibt abzuwarten“, so Reichhold.
In der Tat liegen sowohl die Neueintragungen als auch die Löschungen im zulassungsfreien Handwerk deutlich über den Werten im meisterpflichtigen Handwerk. Der Gesamtzuwachs von 1.632 Betrieben oder 5,5 Prozent setzt sich aus 5.734 Neugründungen und 4.102 Löschungen zusammen. „Die hohe Fluktuation zeigt, dass viele dieser Gründungen nicht auf Dauer angelegt sind oder am Markt nicht überleben können“, so Reichhold. Aufgrund der Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Gewerken hofft der Landeshandwerkspräsident hier mittelfristig auf eine positive Entwicklung: „Eine Meisterausbildung sorgt nicht nur für mehr handwerkliches Know-how, sondern bereitet auch auf die Führung eines Betriebs vor.“
Details zur Betriebsstatistik im baden-württembergischen Handwerk gibt es unter www.bwht.de/statistiken
PM Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.