Mit solch einem Triumph gestaltet sich die nun folgende mehrwöchige besonders schön: Die Göppinger Bundesliga-Handballerinnen sorgten in ihrem letzten Spiel vor der EM-Pause für eine faustdicke Überraschung und triumphierten nach ihrer bislang besten Saisonleistung bei Vizemeister HSG Bensheim/Auerbach 30:27 (17:16).
Dass sich die „Flames“ an den FRISCH AUF Frauen die Finger verbrannten, lag allen voran an einem glänzend aufgelegten und eingestellten Aufsteiger. Trainer Nico Kiener konnte es direkt nach dem Abpfiff zunächst gar nicht realisieren, fuhr sich mehrmals mit den Händen durch die Haare und blickte ungläubig zu seiner mit den mitgereisten Fans jubelnden Mannschaft. Dann jedoch grinste der Göppinger Trainer übers ganze Gesicht und herzte seine aufs Feld gestürmten Söhne. „Wir wollten ein unangenehmer und hartnäckiger Gegner sein. Großes Lob an das gesamte Team, das war heute wirklich grandios. Es war ein Tag, den du in einem solchen Spiel brauchst. Am Ende war auch das Glück auf unserer Seite, aber das haben wir uns wohl in den letzten Spielen erarbeitet“, so der Göppinger Trainer. Sein Team habe nicht zum ersten Mal in dieser Runde in der Verteidigung einen „super Job“ gemacht. „Wir sind mit unserer Entwicklung im Allgemeinen sehr zufrieden, was auch die Bereiche Angriff und Tempospiel angeht. Da haben wir uns in der zweiten Hälfte gegen Ende auch immer mehr zugetraut.“
Verantwortung übernahmen Spielerinnen, die zuletzt eher weniger oder nach ihrer Verletzung noch nicht so in der Offensive zum Zuge gekommen seien wie Stephie Elies oder Leonie Patorra. In Hälfte eins sorgten aus dem Rückraum Carmen Moser, Lea Neubrander und Ann Kynast für Dampf und kompensierten den Ausfall der erfolgreichsten Schützin Sina Ehmann (Knie). „Wir wussten, dass wir nur etwas holen können, wenn wir geschlossen als Team sehr gut funktionieren“, so Spielmacherin Leonie Patorra. „Aber was wir hier heute geleistet haben mit so vielen Fans im Rücken, das konnten wir auf der Rückfahrt alle selber noch nicht so wirklich glauben“, erzählt die Spielmacherin, der mit dem Treffer zum 27:22 ihr erstes Tor nach ihrer Verletzungs-Rückkehr gelang.
Obwohl die Gäste schnell mit 1:5 (6.) hinten lagen, ließen sie sich nicht entmutigen und schienen nun erst recht angestachelt, in der mit 1300 Zuschauern gefüllten Weststadthalle ein Feuerwerk zu zünden. „Vielleicht waren wir uns nach diesem Vorsprung und später nach dem 7:4 zu sicher und dachten, dass alles so weiterlaufen wird“, meinte Bensheims Trainerin Heike Ahlgrimm, die eindringlich vor dem Aufsteiger und seinem Potenzial gewarnt hatte. Mit einem 4:0-Lauf gegen nun wackelnde Gastgeberinnen führten die Frisch-Auf-Frauen nach 14 Minuten beim 8:7 das erste Mal und beim 15:12 (26.) gar mit drei Toren. Die Führung hielt bis in die Anfangsphase des zweiten Durchgangs, in den die FRISCH AUF Frauen aber ähnlich schlecht starteten wie in Hälfte eins. Doch die Gäste verbissen sich wie eine Hyäne in ihr Opfer und ließen es nicht mehr los. Die Folge: Nach 53 Minuten lag das Kiener-Team 27:22 vorne und stand dicht vor dem ersten Coup seit dem Wiederaufstieg in die Beletage. Vorzeitig feiern und das Duell easy zu Ende spielen war jedoch nicht drin. Eine doppelte Unterzahl verlieh Bensheim die zweite Luft. Doch die Verunsicherung war spürbar angesichts des Göppinger Auftritts und so wurde der mögliche Anschlusstreffer ausgerechnet von der besten Werferin Nina Engel (9) vergeben, die an die Latte warf.
Was auch an der eingewechselten Edit Lengyel im Tor lag, die auf acht Paraden kam. Oder an den Steals von Lea Watzl, die die FRISCH AUF Frauen zum Tempomachen nutzten oder um die Partie zu beruhigen und wichtige Sekunden von der Uhr zu nehmen.
So spielten sie:
HSG Bensheim/Auerbach: Fehr, Wagner; Berger (6), Hurst (2), Engel (9), Ehlert (1), Dekker (2), Soffel, Agwunedu (3), Friedberger (3/2), Naidzinavicius (1), Nukovic, Ziercke
FRISCH AUF Frauen: Lengyel, Meißner; De Bellis, Bianco, Beugels, Däuble, Elies (5), Irmler (5/2), Kynast (4), Moser (3), Neubrander (1), Patorra (1), Scherer (5), Schulze (3), Watzl (3)
Schiedsrichter: Darnel Jansen/Lucas Hellbusch (Trebur)
Zeitstrafen: 2:8-Minuten
Zuschauer: 1303.
Frank Höhmann