Die Göppinger Bundesliga-Handballerinnen konnten im Derby gegen die Sport-Union Neckarsulm am Sonntagnachmittag keine Punkte einfahren. Das Team von Trainer Nico Kiener musste sich vor knapp 2700 Zuschauern in der Göppinger EWS Arena in einem rassigen und kampfbetonten Derby knapp mit 27:28 (15:16) geschlagen geben und bezog seine bislang bitterste Niederlage seit dem Wiederaufstieg ins Oberhaus.
„Wir hätten gerne gepunktet, aber die Niederlage wirft uns nicht um. Das Team hat alles gegeben und super gekämpft und vieles richtig gut gemacht. Am Ende hat leider ein Tick gefehlt“, bilanzierte Göppingens Trainer Nico Kiener. „Wir waren bissig und haben nie aufgesteckt, haben es aber leider nicht geschafft, das Quäntchen besser zu sein als Neckarsulm“, meinte Kapitänin Louisa De Bellis.
Während die FRISCH AUF Frauen in Geburtstagskind Sina Ehmann – sie wurde am Sonntag 24 – ein ums andere Mal erfolgreich waren, die sich auch von zwei oder drei Gegenspielerinnen nicht aufhalten ließ, die an ihr klebten, war es auf Gästeseite Munia Smits, die eine überragende Vorstellung bot vor den Augen ihrer älteren Schwester, der deutschen Nationalspielerin Xenia Smits, und mit 9/2-Toren die beste Schützin war.
In der nervenaufreibenden Schlussphase fehlte die Rückraumspielerin den Gästen aber, da sie sich bei den Schiedsrichtern über ihre Zeitstrafe beschwert hatte und dafür sofort nochmals zwei Minuten aufgebrummt bekam und mit Rot die letzten 60 Sekunden von außen zuschauen musste. Auf Göppinger Seite übernahm zu diesem Zeitpunkt die Jüngste im Bunde die Verantwortung. Die 18-jährige Lara Däuble ging bei Zeitspiel beherzt in die Vollen und traf 27 Sekunden vor dem Schlusspfiff zum 27:28. Als noch 20 Sekunden zu spielen waren, zückte Gästetrainer Thomas Zeitz den grünen Karton und gab in seiner zweiten Auszeit letzte Anweisungen. Sein Team ließ sich den Ball danach von den total offensiv agierenden FRISCH AUF Frauen nicht mehr abluchsen und nahm die Zeit clever von der Uhr.
Beide Kontrahenten gingen von Beginn an ein hohes Tempo. Der Treffer des einen wurde in der Regel mit einem Tor des anderen beantwortet. Die Defensive der FRISCH AUF Frauen agierte aufmerksam, konnte immer wieder Ballgewinne verbuchen. Celina Meißner war in der Anfangsphase mit einigen Paraden zur Stelle, im Verlauf der ersten Hälfte beorderte Göppingens Coach Nico Kiener dann Edit Lengyel in den Kasten, die wie Meißner zwei, drei Würfe entschärfen konnte. Auch einen Siebenmeter beim Stande von 13:12 parierte die Ungarin. Die Führung mussten die Göppingerinnen dennoch alsbald abgeben und sich kurz darauf beim 13:14 (28.) mit dem ersten Rückstand seit dem 1:2 anfreunden. Nach dem 15:16-Pausenstand wuchs dieser schnell auf drei Treffer an (15:18, 32.), doch der Neuling ließ sich davon nicht schocken, drehte den Spieß wieder um und lag nach knapp 45 Minuten beim 22:21 erstmals seit dem 13:12 wieder knapp vorne. Allerdings dann auch zum letzten Mal in diesem Derby, denn danach zogen die Gäste mit einem 4:0-Lauf zum 25:22 wenig später bis auf 28:24 davon. Brenzlig wurde es für sie dennoch noch einmal, aber die Punkte nahmen sie trotzdem mit von der Fils an die Sulm.
„Es war ein fantastischer Handballnachmittag vor einer tollen Kulisse. Wir wussten, dass es hier sehr schwer wird und nehmen das Ergebnis gerne mit“, so Zeitz, der ein Lob parat hatte für Coach Kiener und die Verantwortlichen um die Sportliche Leiterin Birute Schaich. „Hier wird eine tolle Arbeit geleistet. Ich bin mir sicher, dass wir auch in der kommenden Spielzeit zwei schöne Derbys in der 1. Bundesliga zwischen diesen beiden Teams erleben werden.“
Davor liegt für beide württembergischen Kontrahenten noch einiges an Arbeit. Während die Gäste nun eine Woche Pause haben, steht für die FRISCH AUF Frauen am Samstag das Nachholspiel beim punktlosen Schlusslicht TSV Bayer 04 Leverkusen an, wo man jetzt die gegen Neckarsulm knapp verpassten Zähler holen möchte. „Da werden wir alles reinwerfen“, sagt Sina Ehmann. So ein nachträgliches Geschenk in Form von zwei Punkten hätte allemal auch noch was.
So spielten sie:
FRISCH AUF Frauen: Jochims, Meißner, Lengyel; De Bellis (1), Bianco, Beugels (6/6), Däuble (2), Ehmann (8), Elies, Irmler, Kynast (2), Moser (1), Neubrander, Scherer (4), Schulze (3), Watzl
Sport-Union Neckarsulm: Fossum, Ivancok, Orowicz; Hinkelmann (1), Gkatziou (4/2), Hagen (2), Bruggeman (2), Holtman, van der Linden, Riner (1), Smits (9/2), Pollakowski (2), Holste (2), Kaiser, Andryskova, Gudmestad (5)
Schiedsrichter: Kern/Kuschel (Bellheim/Kandel)
Zeitstrafen: 0:10-Minuten
Zuschauer: 2681.
Frank Höhmann