Abstieg nach 13 Jahren in der ersten Liga

Die FRISCH AUF Frauen verlieren das Derby bei der SG BBM Bietigheim mit 22:30 (12:16) und müssen den siegreichen Handball-Luchsen Buchholz-Rosengarten den Relegationsplatz überlassen

Es hat nicht sollen sein: Nach 13 Jahren im Oberhaus müssen die FRISCH AUF Frauen wieder runter in die zweite Liga. Das Team von Trainer Nico Kiener verlor sein letztes Saisonspiel bei Pokalsieger SG BBM Bietigheim 22:30 (12:16) und musste Konkurrent Buchholz-Rosengarten nach dessen 25:20 in Buxtehude vorbeiziehen lassen.

„Es ist schwer, Worte zu finden. Es ist einfach nur bitter und schade. Aber so ist es eben im Sport“, sagte Michaela Hrbkova, die ihre Karriere gerne mit dem Klassenerhalt beendet hätte. „Wir haben unser Spiel in der zweiten Halbserie verbessert, auch mehr Punkte geholt, aber leider hat es nicht für die Relegation gereicht. Wir sind alle sehr niedergeschlagen“, berichtete Sarka Marcikova. „Wir haben bis zuletzt daran geglaubt und gehofft, dass wir es schaffen können, auch wenn ein Sieg in Bietigheim für uns wie der Gewinn der Champions League gewesen wäre. Aber wir sind sicher nicht heute abgestiegen“, sagte Teammanagerin Birute Schaich, die den Blick alsbald nach vorne richtete: „Nico Kiener hat in der kurzen Zeit schon sehr viel bewegt. Diesen Weg gilt es in der neuen Saison mit den jungen Spielerinnen fortzusetzen.“

Jungen Talenten wie Sina Ehmann. Das Göppinger Eigengewächs absolvierte in Bietigheim eine starke Partie, beeindruckte in Eins-gegen-Eins-Situationen mit Entschlossenheit und Zug zum Tor und war einer der Aktivposten im Rückraum. Neben dreier Treffer holte die 20-Jährige etliche Siebenmeter heraus, da sie ihre Gegnerinnen zur Abwehr in den Kreis zwingen oder nur durch ein Foul gestoppt werden konnte. „Wir dürfen jetzt nicht zweifeln und müssen den Abstieg als Chance für einen Neubeginn sehen und die neue Philosophie fortführen, auch wenn der Weg zunächst über die zweite Liga führt und die Enttäuschung natürlich riesengroß ist“, betonte der seit Mitte Januar tätige Göppinger Coach Nico Kiener.

Claus Mai sieht gerade in der Entwicklung in den vergangenen Wochen viel Positives und die FRISCH AUF Frauen nicht zu einem Dauerfristen in der zweiten Liga gezwungen: „Wir werden alles dafür tun, dass wir schnell wiederkommen. Frisch Auf gehört in die erste Bundesliga.“ Auf die Rückkehr ins Oberhaus werde man intensiv hinarbeiten. Bald schon wieder im Konzert der ganz Großen mitmischen zu können, ist ein verlockender Ansporn, auch wenn der Abstieg alle Beteiligten im ersten Moment schmerzt. „Wir haben gewusst, dass alles hätte perfekt für uns laufen müssen und noch einmal alles versucht. Gegen alle Teams aus dem zweiten Tabellendrittel konnten wir punkten und belegen mit den erreichten zwölf Zählern in der Rückrundentabelle den zehnten Platz“, sagt Nico Kiener. Die Hypothek mit den vier Punkten aus der Vorrunde erwies sich jedoch als zu groß.

Um in die Relegation zu kommen, hätte es am Pfingstsamstag einen Sieg beim Champions-League-Teilnehmer gebraucht. „Bis zum 10:9 sah es ganz gut für uns aus und wir konnten mithalten. Leider gehen wir mit minus vier Toren statt möglicher minus zwei Tore in die Pause. In der zweiten Hälfte haben wir es mit einer anderen Abwehr probiert, aber Bietigheim hat einen sehr guten Kader. Da muss man die Qualität anerkennen“, sagte Kiener, dessen Team sich nicht hängen ließ, obwohl nach spätestens 45 Minuten klar war, wie es angesichts der Spielstände in der Sporthalle am Viadukt und im Schulzentrum Nord in Buxtehude ausgehen würde. Trotzdem freute sich das Team über die Paraden von der zur zweiten Hälfte gekommenen Torhüterin Anne Bocka, die zudem zwei Siebenmeter von Anna Loerper und Julia Maidhof parierte. Freilich konnte dies die Tränen nach Spielende nicht zurückhalten.

Das Derby hatte mit Fehlwürfen auf beiden Seiten begonnen, der erste Treffer fiel in der vierten Minute. Nach einem 5:8-Rückstand lagen die FRISCH AUF Frauen in der 21. Minute 10:9 vorne. Danach musste die Partie unterbrochen werden, da sich Schiedsrichterin Katharina Heinz-Hebisch eine Muskelverletzung an der rechten Wade zugezogen hatte. Sie konnte nicht mehr weitermachen, sodass Sonja Lenhardt das Derby alleine zu Ende pfiff. Mit Wiederaufnahme der Begegnung nahm Bietigheim Fahrt auf, setzte sich bis zur Pause auf 16:12 ab und erhöhte nach zwei Göppinger Ballverlusten im Angriff zu Beginn von Hälfte zwei auf 18:12. Frisch Auf gelang es zwar, noch einmal auf 18:22 heranzukommen, doch die von Markus Gaugisch trainierten Pokalsiegerinnen ließen nichts mehr anbrennen.

„Jetzt lassen wir alles erst einmal sacken, arbeiten es auf und starten dann im Juli mit der Vorbereitung auf die neue Runde“, sagt Kiener. Der erste Spieltag steigt am 4./5. September. Mit 16 Teams, wie in dieser Spielzeit in Liga eins.

So spielten sie:

SG BBM Bietigheim: Keller, Salamakha; Berger (2), Lauenroth (5), Loerper, Kudlacz-Gloc (1), Maidhof (4/1), Naidzinavicius (1/1), Östergaard (6), Patorra, Reimer (6), Schulze (1), Smits (3), Snelder (1)
FRISCH AUF Frauen: Bocka, Kaminska; Andjic (8/5), Brugger (1), Ehmann (3), Frey (2), Ioneac, Hrbkova (4/1), Krhlikar (2), Marcikova, Morf, Tinti (1), Watzl, Welter, Wolf (1)
Schiedsrichter: Katharina Heinz-Hebisch/Sonja Lenhardt (Neuhausen/Stuttgart)
Zeitstrafen: 2:4-Minuten
Siebenmeter: 2/5 – 6/8
Zuschauer: 0.

 

Frank Höhmann

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