Die Rückfahrt dauerte lange, verging dann aber doch wie im Flug und war eine der schönsten in dieser Spielzeit: Wie ihre männlichen Kollegen haben die FRISCH AUF Frauen am Samstag mit einem Tor Unterschied gewonnen. „Was für eine Dramatik“, war Michaela Hrbkova hinterher geschafft, aber „sehr glücklich und stolz auf unser Team, dass wir dieses Spiel noch gedreht haben“.
Anders als die Herren schienen die Göppinger Handballdamen beim Gastspiel in Buxtehude nach 30 Minuten so gut wie tot. Aber eben nur fast. Und so durfte die Mannschaft von Trainer Nico Kiener nach ihrer Auferstehung beim 28:27 (11:16) zwei Big Points im Abstiegskampf bejubeln. Durchgang zwei entwickelte sich nach dem von Sarka Marcikova erzielten 23:23-Ausgleich (48.) zu einer wahren Nervenschlacht und fand sein Ende nach der Schlusssirene mit einem Showdown zwischen Buxtehudes Spielmacherin Caroline Müller-Korn und Frisch-Auf-Keeperin Anne Bocka. Zu diesem Zeitpunkt führten die FRISCH AUF Frauen 28:27. Ein Punkt war ihnen sicher, sollte Müller-Korn den finalen Siebenmeter verwandeln. Doch sie setzte den Ball rechts neben das Göppinger Gehäuse und so behielt Frisch Auf beide Zähler. Es war der erste Sieg in Buxtehude seit dem 31:29 am 23. September 2006.
„Glückwunsch an die Mannschaft. Sie hat den Mut und den Glauben an sich nicht verloren. In der ersten Hälfte haben drei, vier Fehler den Unterschied ausgemacht“, sagte Nico Kiener und mahnte, dass noch nichts erreicht sei. „Aber die beiden Punkte helfen uns enorm weiter und stärken das Selbstvertrauen“, ergänzte der Göppinger Coach ganz besonnen, während seine Spielerinnen aus dem Häuschen waren und sich zur Jubeltraube versammelten. „Diese beiden Zähler sind Gold wert“, lobte Claus Mai. „Die Mannschaft spielt generell eine starke Rückrunde und hat sich mit diesem Sieg für ihre harte Arbeit endlich belohnt“, freute sich der Geschäftsführer.
Frisch Auf hatte die Reise ohne Lina Krhlikar antreten müssen, die kurzfristig ausfiel. Für sie spielte Sina Ehmann zusammen mit Lisa Frey im Mittelblock, Alexandra Tinti rackerte 60 Minuten am Kreis und musste einiges einstecken, konnte aber drei Tore erzielen und einige Siebenmeter herausholen. Einmal mehr war es jedoch Hrbkova, die die Göppingerinnen auf Kurs hielt und rechtzeitig zum Saisonendspurt immer stärker wird. Mit 10/3-Treffern war die Linkshänderin erfolgreichste Werferin ihrer Farben. „Ich bin so froh, dass wir das noch hinbekommen haben. Jeder hat weiter an den Sieg geglaubt. Nach dem Wechsel haben wir in den richtigen Momenten getroffen und konnten immer wieder vorlegen.“ Anders als gegen Ende der ersten Hälfte sei man bei den Angriffen nicht in Hektik verfallen, sondern habe Geduld bewiesen und auf die sich bietende Lücke gewartet. „Mit diesem Sieg haben wir gezeigt, dass wir nicht in die Tabellenregion gehören, in der wir uns befinden. Wenn wir so weiterarbeiten, ist auch gegen Leverkusen etwas drin.“
Zur Wende trug auch Kieners Umstellung zu einer offensiveren Abwehr bei, die die BSV-Angreiferinnen um Paula Prior früher störte und immer wieder energisch zwei, drei Schritte nach vorne ging. Dies schmeckte den Gastgeberinnen überhaupt nicht, die sich schon in der ersten Hälfte der bis zum 10:10 (17.) völlig ausgeglichenen Partie einige Abspielfehler leisteten. Trotzdem gelang den FRISCH AUF Frauen in den letzten 13 Minuten vor der Pause nur noch ein Treffer durch Hrbkova, sodass Buxtehude auf 16:11 davonziehen konnte.
Nach dem Wechsel nahmen die FRISCH AUF Frauen an, was ihnen der BSV anbot, und banden auch die Außenpositionen besser in das Angriffspiel mit ein. Zudem trumpfte Romy Morf auf und steuerte fünf ihrer insgesamt sieben Treffer bei. „Es liegen noch harte Wochen vor uns“, weiß Kiener. „Aber wenn wir weiter gewinnen, kann uns den Relegationsplatz niemand nehmen.“
Frank Höhmann
So spielten sie:
Buxtehuder SV: Filter, Schädlich; Dölle (4), Golla, Heldmann (5), Kock, Müller-Korn (3/2), Ossenkopp (5), Prior (3), von Prittwitz (4), Scherer, Schneider (1), Süchting (2)
FRISCH AUF Frauen: Bocka, Kaminska, Lengyel; Andjic (3), Brugger (2), Ehmann, Frey, Ioneac, Hrbkova (10/3), Marcikova (2), Morf (7), Tinti (3), Welter, Wolf (1/1)
Schiedsrichter: Steven Heine/Sascha Standke (Wendeburg/Ronnenberg)
Zeitstrafen: 6:2-Minuten
Zuschauer: 0.