Das Heimspiel der FRISCH AUF Frauen gegen die Handball-Luchse Buchholz-Rosengarten (26:26) am vergangenen Samstag stand auch bei Lotta Woch im Fokus. „Natürlich habe ich das Spiel verfolgt. Wir waren am Wochenende ja spielfrei. Ich hoffe sehr, dass es in der ersten Liga weitergeht. Wenn nicht, greifen wir eben in Liga zwei an“, sagt die Rückraumspielerin des Zweitligisten TSV Nord Harrislee.
Die 24-Jährige ist der vierte Neuzugang der Göppinger Bundesliga-Handballerinnen für die neue Spielzeit und hat zunächst für ein Jahr signiert mit Option auf eine weitere Saison. „Lotta passt perfekt zu dem Kurs, den wir einschlagen wollen. Sie möchte das Projekt Frauenhandball bei Frisch Auf mitgehen und sich weiterentwickeln. Sie ist eine Spielerin, die Verantwortung übernimmt und mit ihrer Größe eine wichtige Stütze in der Abwehr, als auch im Angriff werden kann“, sagt Trainer Nico Kiener.
Für die Zweitligatorjägerin ist es der erste Wechsel bei den Aktiven in ihrer bisherigen Laufbahn. Denn seit der C-Jugend spielt Lotta Woch bereits für den Verein ganz in der Nähe von Flensburg. Mit dem Wechsel nach Göppingen vollzieht sie nun einen wahrlich großen Schritt, der nicht nur die Entfernung von der deutsch-dänischen Grenze in Schleswig-Holstein aus betrifft. „Ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung und bin schon etwas am Vorbereiten“, erzählt die Studentin der Psychologie, die ihr in Kiel begonnenes Studium als Fernstudium fortsetzen wird. „Es gibt momentan ja ohnehin keine Präsenzveranstaltungen.“ Was sie ab Sommer am meisten vermissen wird? „Ganz klar, den Strand“, erzählt die 24-Jährige, die nur fünf Minuten vom Meer entfernt wohnt und zum erweiterten Kader der deutschen Beachhandball-Nationalmannschaft gehört. „Nationaltrainer Alexander Novakovic hat mich einfach mal angesprochen, ob ich mir das vorstellen könnte. Und es macht richtig viel Spaß. In der nächsten Woche steht in Witten wieder ein Lehrgang an, zu dem ich eingeladen wurde.“
Zum Handball kam Lotta Woch durch ihre Familie. „Jeder hat gespielt. Deshalb war ich schon in jungen Jahren immer mit in der Halle und bei den Spielen. Da lag es nahe, dass ich das auch mache.“ Die Sportart fasziniert die 24-Jährige, geboren in Eckernförde, aufgrund seiner Schnelligkeit und „weil es ein Teamsport ist und du gemeinsam unheimlich viel erreichen kannst“. Mit dem TSV Nord Harrislee stieg sie im Jahr 2018 in die zweite Liga auf und hat dort in der laufenden Saison unter anderem den Aufstiegsanwärter Füchse Berlin bezwungen. Mit ihren 115/34-Toren, die sie bislang für den Tabellenachten erzielte, liegt sie im Ligaranking auf Rang fünf.
Zu einer möglichen Relegation meint die 24-Jährige: „Hier ist der Erstligist schon in der Favoritenrolle.“ Aber man wisse in solchen Spielen nie, was die Nerven machen. Das Leistungsniveau sei im deutschen Oberhaus deutlich höher als in ihrer jetzigen Spielklasse. Aber dieses höhere Level möchte die vorwiegend für den linken Rückraum vorgesehene, aber auch auf Halbrechts einsetzbare Lotta Woch in der neuen Spielzeit erreichen und ausprobieren. „In Göppingen gibt es ganz andere Möglichkeiten als bei uns in Harrislee. Zudem passt dieser nächste Schritt nun mit meinem Studium und auch sonst sehr gut. Es ist etwas ganz Neues und ich bin schon etwas aufgeregt, aber freue mich sehr darauf. Das Konzept und Trainer Nico Kiener haben mich überzeugt. Ich denke, dass das gut harmonieren wird.“
Da Flensburg nur einen Katzensprung entfernt ist, besucht Lotta Woch mit ihrer Familie immer wieder die Spiele der SG Flensburg-Handewitt. Zudem trainiert das Harrisleer Frauenteam im selben Kraftraum wie der aktuelle Primus der Männer-Bundesliga. Da laufe man sich dann schon mal über den Weg. Die Coronapandemie habe jedoch alles gehörig durcheinandergewirbelt. „Traurigerweise hat man sich inzwischen an Spiele ohne Zuschauer gewöhnt“, sagt Lotta Woch. „Ich kann jedoch den Moment kaum erwarten, an dem wir wieder vor Publikum spielen können.“
Das dürfte wohl erst der Fall sein, wenn sie im Dress der FRISCH AUF Frauen aufläuft. Und sie sich dann als Ersatz für den Ostseestrand mit den Seen und Bergen in der Region angefreundet hat.
Frank Höhmann