Da die männlichen Kollegen in der Fußball-Bundesliga mit der Titelvergabe nichts mehr am Hut haben, liegen die Meisterschaftshoffnungen in Dortmund nun ganz klar auf den Handballerinnen des BVB. Am Sonntag dürfen sich die Göppinger FRISCH AUF Frauen mit dem großen Titelfavoriten messen, der vor dem Topspiel am Freitagabend bei der TuS Metzingen ungeschlagen und ohne Verlustpunkt an der Tabellenspitze thronte.
Die Partie in der Sporthalle Wellinghofen beginnt um 16 Uhr (live zu sehen bei sportdeutschland.tv) und stellt das Team von Trainer Nico Kiener vor eine wohl unlösbare Aufgabe. „Wenn alles normal läuft, wird der BVB das Spiel gewinnen“, gibt sich der Göppinger Coach keinen Illusionen hin. Das Wörtchen „Wenn“ gestaltet die ganze Sache zumindest ein klein wenig hoffnungsvoller. In Ehrfrucht erstarren wollen die FRISCH AUF Frauen vor dem Branchenprimus nicht, sondern sich ordentlich aus der Affäre ziehen. „Wir wollen lange mitspielen und vor allem gut spielen. Dazu müssen wir anders als gegen Metzingen besser in der Abwehr dagegenhalten“, sagt der Göppinger Coach, der mit dem Rückzugsverhalten seines Teams in der ersten Hälfte des Derbys überhaupt nicht einverstanden war. „Aber das haben wir kritisch mit der Mannschaft aufgearbeitet.“ Gegen den nächsten dicken Brocken wolle man es nun besser machen. Das jüngste 34:24 gegen Mainz habe das Selbstbewusstsein seines Teams anwachsen lassen. „Wir haben gezeigt, dass wir völlig verdient gewonnen haben, ohne dass es knapp oder Glück im Spiel war.“
Am Sonntag wartet der krasse Gegensatz auf die Kiener-Schützlinge. Von ganz unten in der Tabelle geht es nach ganz oben. Die von Andre Fuhr trainierten Dortmunderinnen schwimmen auf einer Erfolgswelle und bestechen durch einen imponierenden Tempohandball, mit dem in dieser Saison schon viele Teams überrollt wurden. So auch der schärfste Titelwidersacher Bietigheim, der beim Hinspiel in der Ludwigsburger MHP-Arena gegen den BVB chancenlos war. Göppingens Eigengewächs Sina Ehmann weiß, was sie und ihre Mitspielerinnen erwartet: „Dortmund kommt ähnlich wie Metzingen über die schnelle Mitte und den Rückraum. Im Angriff agiert der BVB mit sehr viel Druck und Schnelligkeit, aber auch die Abwehr geht aggressiv zu Werke. Das ist eine ganz hohe Hausnummer, aber wir wollen versuchen, dem Primus so lange wie möglich die Stirn zu bieten.“ Wenn man gut ins Spiel finde, eine gute Abwehr stelle und wenige technische Fehler begehe, könne man mithalten. „Wir haben in den vergangenen Spielen und auch beim Derby gegen Bietigheim gezeigt, was in uns steckt“, sagt die 20-Jährige, die Dortmund sehr gute Titelchancen einräumt, sollte auch die Hürde Metzingen genommen worden sein.
In der Bundesliga auf Platz eins, im Achtelfinale der Champions League dabei: Wenn es einen kleinen Dortmunder Schönheitsfehler gibt, dann ist es das überraschende Ausscheiden im DHB-Pokal beim Buxtehuder SV (25:26), den man in der Liga noch 36:19 abgefertigt hatte. Für etwas Unruhe sorgte die kurzzeitige Suspendierung der beiden holländischen Weltmeisterinnen Kelly Dulfer und Inger Smits im Oktober. Das Duo wird den BVB am Ende der Saison in Richtung Bietigheim verlassen. Auch Johanna Stockschläder (Neckarsulm), Kelly Vollebregt (Odense) und die beiden Torhüterinnen Isabelle Roch (Ziel unbekannt) und Rinka Duijndam (Thüringer HC) werden wechseln. Als erste Neuzugänge stehen Keeperin Madita Kohorst (Metzingen), Mia Zschocke (Leverkusen) und Amelie Berger (Bietigheim) fest. Weitere Hochkaräter werden sicher noch folgen, damit in der neuen Spielzeit neben den Fußballern auch die BVB-Handballerinnen wieder um die Meisterschaft mitmischen können.
Frank Höhmann