Auch im Kellerduell bei den Kurpfalz Bären konnten die FRISCH AUF Frauen ihre an den Nerven zehrende Negativserie nicht durchbrechen: Nach dem 23:25 (13:12) beim zuvor punktlosen Tabellenvorletzten hat sich die Schlinge um den Hals ein weiteres Stück zugezogen. „Es fällt schwer, Worte zu finden. Wir sind alle einfach nur mega enttäuscht von uns selbst und unserer Leistung. Ein Sieg wäre immens wichtig gewesen“, sagte Spielmacherin Pascale Wyder. „Bis zum 18:16 sah es ganz ok aus, aber dann hat Ketsch seine Abwehr umgestellt. Damit sind wir nicht klargekommen.“ Trotz des neuerlichen Rückschlags sei noch nichts verloren. „Die Saison geht noch eine Weile. Wir können wesentlich besser spielen, als wir das momentan auf die Platte bringen.“ Das müsse man in der zweiten Saisonhälfte zeigen, um sich weiterhin im Oberhaus zu halten.
Ganz so lange wie die Gastgeberinnen muss Frisch Auf noch nicht auf einen Sieg warten. Die blieben 13 Monate in Folge ohne doppelten Punktgewinn und fanden in den verunsicherten Göppingerinnen den idealen Aufbaugegner. Dabei sah es für das Team von Trainer und Geschäftsführer Aleksandar Knezevic in der umkämpften Begegnung Mitte der zweiten Hälfte so aus, als könne es diese in die richtigen Bahnen lenken. Beim 18:16 verpasste man es jedoch aufgrund „schlechter Entscheidungen“, sich weiter vom Gegner zu lösen. „In der Schlussphase haben wir dann zu hektisch agiert.“ Entscheidend für die Niederlage waren auch die Ballverluste in Überzahl. Als Ketschs Samira Brand sieben Minuten vor dem Ende beim Stande von 21:20 auf die Bank musste, schien das eine zusätzliche Bürde für Frisch Auf zu sein, während die Hinausstellung die unkonventionell agierenden Hausherrinnen, bei denen man auf alle taktischen Varianten und Veränderungen gefasst sein musste, zusätzlich anstachelte. Zwar sorgte Michaela Hrbkova für das 21:21, doch postwendend lag man wieder hinten. Bereits in der 48. Minute hatte Brand zwei Minuten kassiert. In dieser Phase lief es nicht besser, im Gegenteil. Man vergab einen Siebenmeter inklusive Nachwurf und ermöglichte es dem Gegner durch technische Schnitzer und ungenaue Abschlüsse wieder mit zwei Toren in Führung zu gehen.
Der Tabellenvorletzte stellte lange Zeit eine 3:2:1-Abwehr und agierte im Angriff mit der siebten Feldspielerin. Das funktionierte gegen die nervös beginnenden Knezevic-Schützlinge zunächst und Ketsch setzte sich über 3:1 auf 5:2 ab und hielt den Drei-Tore-Vorsprung bis zum 8:5. Danach hatten sich die Göppingerinnen auf das Spiel eingestellt und nutzten die sich bietenden Lücken im weiteren Verlauf besser, schlugen aus den Ketscher Ballverlusten und den Paraden von Torhüterin Anne Bocka jedoch zu wenig Kapital. Nachdem Roxana Ioneac und Pascale Wyder in Unterzahl mutig durchgegangen waren, nahmen die FRISCH AUF Frauen zumindest ein 13:12 mit in die Halbzeitpause.
Nach dem Wechsel gelang es keiner der beiden Mannschaften, sich zu stabilisieren. Aus der Göppinger Pausenführung wurde schnell ein 13:15. Mit gut durchdachten Aktionen und couragierten Würfen drehte Frisch Auf den Rückstand bis zur 40. Minute in ein 18:16 und schien auf einem guten Weg. Auf einmal jedoch gingen Ordnung, Sicherheit und Konzentration verloren und man verfiel in alte Strickmuster. Mit vier Toren in Folge, trotz dreier Bocka-Paraden, konnten die Bären über 18:18 auf 20:18 stellen. Als Saskia Fackel mit einem zum 25:23 verwandelten Siebenmeter Nervenstärke bewies, war die Niederlage besiegelt und der freie Fall der Göppingerinnen, die in der Endphase zwei unglückliche Schiedsrichterentscheidungen hatten hinnehmen müssen, um eine weitere Partie fortgesetzt.
Ketschs Coach und Geschäftsführer Adrian Fuladdjusch fühlte sich nach den 60 Minuten „wie durch den Fleischwolf“ gedreht. Trotz aller Feierlichkeiten und Freude trat er sogleich auf die Euphoriebremse: „Wenn wir gegen Mainz nicht nachlegen, bringt uns dieser Sieg gar nichts.“ Und während Ketsch in einer Woche auf weitere Punkte gegen den Tabellenletzten hofft, dürften die FRISCH AUF Frauen in ihrer nächsten Partie erneut leer ausgehen. An diesem Mittwoch kommt Tabellenführer Bietigheim zum Derby in die EWS Arena.
Frank Höhmann
So spielten sie:
Kurpfalz Bären: Wiethoff, Moormann; Feiniler (2), Haupt, Brand (4), Sommerrock (4), Marmodee, Fackel (5/3), Reuthal (2/2), Möllmann (1), Filmar, Buhl, Engelhardt (1), Eckhardt (6), Herrmann, Winnewisser
FRISCH AUF Frauen: Bocka, Kaminska; Andjic (7), Brugger (4), Ehmann, Ioneac (3), Hrbkova (4/1), Krhlikar (1), Marcikova, Morf (2), Tinti (n.e.), Welter, Wyder (2)
Schiedsrichter: Leonard Bona/Malte Frank (Remscheid/Radevormwald)
Zeitstrafen: 6:8-Minuten
Siebenmeter: 5/5 – 1/4
Zuschauer: 0.