Vor vier Tagen erst standen sie sich in der Göppinger EWS-Arena im Achtelfinale des DHB-Pokals gegenüber, am Mittwoch um 19.30 Uhr treffen beide in der Liga erneut aufeinander. Dieses Mal müssen aber die Göppinger Bundesliga-Handballerinnen reisen. Die Partie beim Thüringer HC wurde vorverlegt, da die Erfurterinnen am Samstag gegen die HSG Blomberg-Lippe im europäischen Wettbewerb gefordert sind.
Das Pokalspiel war eine klare Angelegenheit zugunsten des Teams von Trainer Herbert Müller. Allerdings mussten die FRISCH AUF Frauen nach zweiwöchiger Quarantäne ohne Training in die Partie gehen, was sich letztlich deutlich aufs Ergebnis von 16:31 niederschlug. Obwohl das Team von Trainer und Geschäftsführer Aleksandar Knezevic kaum Gelegenheit hatte, an der Eingespieltheit zu feilen, rechnet THC-Coach Herbert Müller heute mit einer stärkeren Göppinger Mannschaft. „Frisch Auf wird versuchen sich zu steigern und besser abzuschneiden als am Samstag. Von dem 15-Tore-Sieg können wir uns nichts kaufen und müssen genauso konzentriert agieren wie beim Pokalspiel.“
Mit Blick auf die Coronakrise und die steigenden Infektionszahlen ist Herbert Müller froh, das entscheidende Spiel um den Einzug in die European League in Deutschland bestreiten zu können. „Ich bin ein Verfechter europäischer Spiele, aber nicht im Jahr 2020.“ Ob die Bundesliga regulär zu Ende gebracht werden kann, dazu lasse sich keine Prognose abgeben. Fest stehe jedoch: „Niemand wünscht sich, dass es noch einmal so läuft wie in der vergangenen Saison.“ Vor positiven Coronabefunden wie jüngst bei den FRISCH AUF Frauen sei jedoch kein Team gefeit. Sie könnten überall auftreten, auch wenn die Spielerinnen sich vorbildlich an die Vorgaben hielten: „Das entwickelt sich schnell zu einem Domino-Effekt.“
Trotz aller Unterschiede, der eine kämpft um die Meisterschaft und ist im Rhythmus, der andere um den Klassenerhalt und muss sich nach der auferlegten Unterbrechung erst wieder finden, eint beide Kontrahenten, dass auch das Heimspiel des THC zum Geisterspiel wird. Dabei hatte man sich jüngst erst gefreut, die renovierte Halle in Bad Langensalza gegen Bayer Leverkusen einweihen zu können. Trotz einer Drei-Tore-Führung zur Halbzeit ging die Begegnung mit 28:33 verloren und der THC hat bereits fünf Zähler Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund. Deshalb fokussiert sich Göppingens Gastgeber eher auf den DHB-Pokal, den der THC bei der letzten Ausspielung im Jahr 2019 gewinnen konnte. „Den Titel möchten wir gerne verteidigen“, sagt Müller.
Die FRISCH AUF Frauen hegen andere Ambitionen und legen den Fokus in der derzeitigen Situation auf das letzte Spiel vor der EM-Pause bei Rosengarten-Buchholz am Samstag in einer Woche. „Schleifen lassen dürfen wir das heutige Spiel und das Derby am Samstag in Metzingen aber nicht“, sagt Aleksandar Knezevic mit Blick auf die Tordifferenz, die bei Punktgleichheit entscheidend sein könne. Auch wenn man trotz Quarantäne auf eine Überraschung und einen gebrauchten Tag des Gegners hoffe, halte sich der Optimismus aufgrund des erheblichen Trainingsrückstandes in Grenzen. Im Wesentlichen gehe es darum, weiter Spielpraxis zu sammeln und von Tag zu Tag und Spiel zu Spiel kleine Fortschritte zu machen: in der Abwehr, im Angriff, in der Spritzigkeit, im kämpferischen Bereich. Und so möchte man es den THC-Rückraumschützinnen Beate Scheffknecht und Marketa Jerabkova nicht mehr ganz so einfach machen wie am Samstag in der ersten Hälfte. Ferner gilt es, sich nach eigenen gelungenen Aktionen zu pushen, wie es das Team im Pokalspiel nach geblockten Würfen oder einem Torerfolg tat. Mehr Treffer wie die von Roxana Ioneac, die in der zweiten Hälfte mit Tempo zum Sprungwurf aus der zweiten Reihe ansetzte und bei drei Versuchen dreimal erfolgreich war, würden das Selbstvertrauen wachsen lassen. „Wir müssen entschlossener agieren und die sich bietenden Chancen besser verwerten. 16 Tore sind nicht unser Anspruch“, sagt Romy Morf. Unabhängig vom Verlauf der Partie und des Resultates „war es toll, wieder spielen zu dürfen“.
Die Freude am Handball lassen sich die Göppingerinnen trotz des harten Programms in dieser Woche nicht vermiesen. Schon gar nicht in dem Monat, in dem reihenweise Geburtstage anstehen: Anja Brugger, Sina Ehmann und Anne Bocka waren in der vergangenen Woche dran. An diesem Mittwoch ist Spielführerin Iris Andjic an der Reihe. Ein gutes Omen? Vor drei Jahren fiel der Spieltag auch auf ihren Geburtstag. Am Ende gab es einen 36:17-Kantersieg. Allerdings hieß der Gegner HC Rödertal und gehörte nicht zum Who is Who des deutschen Frauenhandballs. Mit einem guten Ergebnis im Gepäck wäre die Rückfahrt aber angenehmer.
PM Frank Höhmann