Anne Bocka konnte den Schlusspfiff kaum erwarten. Als Göppingens Trainer Aleksandar Knezevic acht Sekunden vor Schluss noch eine Auszeit nahm, hüpfte die Torhüterin der FRISCH AUF Frauen bereits wie wild umher. Sie wollte einfach nur noch feiern, ihre Anspannung entladen und ihren Emotionen freien Lauf lassen.
Mit ihrem kurz zuvor parierten Wurf gegen Danique Boonkamp krönte die gebürtige Ulmerin, vor Rundenbeginn aus Bad Wildungen gekommen, ihre starke Leistung und tütete den ersten Sieg der Göppinger Bundesliga-Handballerinnen in dieser Spielzeit endgültig ein. „Das waren 60 Minuten großer Kampf. Wir wussten, dass Halle nach dem Sieg gegen Buxtehude mit breiter Brust anreist und es hart wird. Auch wenn spielerisch noch viel Arbeit vor uns liegt, war das ein großer Schritt in die richtige Richtung und wir sind sehr froh über diese zwei wichtigen Punkte“, jubelte Göppingens Schlussfrau, die mit mehreren Glanzparaden zum ersten Saisonsieg beitrug.
Beim 26:24 (12:12) gegen den forschen Aufsteiger aus Sachsen-Anhalt erlebten die 280 Zuschauer in der Göppinger EWS-Arena eine von Beginn an umkämpfte Begegnung, in der die Führung wechselte und sich in Hälfte zwei keine Mannschaft absetzen konnte, sodass neun Minuten vor dem Ende beim 21:21 alles offen war. Wie vorige Woche Halle gegen Buxtehude hatten dieses Mal die FRISCH AUF Frauen das bessere Ende für sich. „Der Sieg heute war sehr wichtig für das Selbstvertrauen. Meine Mannschaft hat bravourös gekämpft und auch nach dem Drei-Tore-Rückstand weiter an sich geglaubt. In der ersten Hälfte sind uns ein paar leichte Fehler unterlaufen, aber wir sind zurückgekommen. Am Ende hatten wir mehrmals die Chance auf drei Tore zu erhöhen und für eine Vorentscheidung zu sorgen, so war es unglaublich spannend bis zum Schluss“, sagte ein erleichterter Trainer Aleksandar Knezevic.
Dass das Zutrauen der gesamten Mannschaft und speziell der anderen Neuzugänge wächst und diese zu einer wertvollen Verstärkung werden können, zeigte sich am Samstag in mehrfacher Hinsicht. Kreisläuferin Alexandra Tinti gelang zwar kein Treffer, dafür zeigte sie im Mittelblock an der Seite von Romy Morf-Bachmann und zuvor Roxana Ioneac, die nach einem Schlag ins Gesicht wenige Minuten vor der Halbzeitpause nicht mehr eingesetzt werden konnte, eine gute Leistung. Im Angriff übernahm neben der achtfachen und damit besten Torschützin der Partie, Michaela Hrbkova, die Schweizerin Pascale Wyder mit ihren Toren vom Siebenmeterpunkt und aus dem Spiel heraus zum 22:21 und 23:21 Verantwortung, als sich das Geschehen auf dem Feld immer mehr zuspitzte und zu einer wahren Nervenschlacht wurde. Nach ihrem ersten Heimtor in der 28. Minute avancierte die 25-Jährige im weiteren Spielverlauf mit ihren Pässen und insgesamt fünf Toren zu einer der Matchwinnerinnen.
Anders als in den beiden Begegnungen zuvor kamen die Frisch-Auf-Frauen gegen den Neuling besser aus den Startlöchern und führten nach fünf Minuten mit 3:1 und nach zwölf Minuten durch Anja Bruggers Treffer mit 4:3. Dann jedoch gerieten die Grünhemden außer Tritt und Knezevic nahm beim 5:8 (17.) eine Auszeit. Fortan lief es besser und die FRISCH AUF Frauen erkämpften sich kurz vor der Pause die Führung zurück, kassierten dann aber nicht nur noch den Ausgleich, sondern auch eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Tinti. Halle nutzte die Überzahl zur Führung, doch mit drei Treffern in Folge durch Morf-Bachmann (2) und Hrbkova drehte Frisch Auf den Spieß um und in der 35. Minute hieß es 15:13. Die Begegnung wurde nun zum Krimi und war erst nach Hrbkovas Treffer zum 26:24 und Bockas anschließender Parade zu Gunsten der Göppingerinnen entschieden.
So spielten sie:
FRISCH AUF Frauen: Bocka, Kaminska (bei einem 7m), Lengyel (n.e.); Brugger (3), Ioneac (1), Hrbkova (8/1), Andjic (4), Morf-Bachmann (4), Tinti, Marcikova (1), Wyder (5/1), Krhlikar
SV Union Halle-Neustadt: Anica Gudelj (bis 55.), Lepschi; Marija Gudelj (5), Boonkamp (4/3), Gruber (2), Heimburg (3), Mikkelsen (3), Funke (1), Dietz (1), Woller (1), Redder (1), Nowak (1), Smit (2)
Schiedsrichter: Hurst/Krag
Zeitstrafen: 10:8-Minuten
Zuschauer: 280.
Kein Losglück im Pokal
Am Freitag wurde in der Halbzeitpause des live bei Eurosport übertragenen Spiels zwischen dem VfL Oldenburg und der HSG Bensheim/Auerbach (23:28) die erste Runde im DHB-Pokal ausgelost. Da nur die Erstligisten am Wettbewerb teilnehmen, ist diese zugleich das Achtelfinale. Die FRISCH AUF Frauen hatten kein Losglück und bekamen von Oldenburgs ehemaliger Spielerin Kim Birke wieder einmal den Thüringer HC als Gegner zugelost. Kleiner Trost: Die FRISCH AUF Frauen müssen wenigstens nicht reisen, sondern genießen Heimrecht. „Spiele gegen den THC im Pokal haben ja schon Tradition“, nahm es Trainer Aleksandar Knezevic mit Humor. „Das ist ein harter Brocken, aber wir werden versuchen eine Überraschung zu schaffen, konzentrieren uns zunächst aber auf die Liga.“ Die Achtelfinalspiele finden am Wochenende 7./8. November statt. Der genaue Spieltermin wird noch festgelegt.
PM FRISCH AUF Frauen Frank Höhmann