Fehltage liegen insgesamt im Landesschnitt – Sonderanalyse zeigt: Erwerbstätige mit gravierenden Problemen durch Alkohol, Zigaretten und Computerspiele
Der Krankenstand im Landkreis Göppingen ist 2018 gesunken. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen um 0,1 Prozentpunkte ab. Mit 3,7 Prozent gab es in der Region nun den gleichen Krankenstand wie im Landesdurchschnitt. Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 37 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Baden-Württemberg wurde mit 4,3 Prozent im Neckar-Odenwald-Kreis verzeichnet, der niedrigste mit 3,1 Prozent im Stadtkreis Stuttgart.
Die aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit für den Landkreis Göppingen zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen: Die Fehltage bei den psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände stiegen um 14 Prozent und damit am stärksten von allen Diagnosen. Sie liegen über dem Landesdurchschnitt. Ihr Anteil am gesamten Krankenstand beträgt mittlerweile fast 20 Prozent. Mehr Ausfalltage verursachten nur Muskel-Skelett-Erkrankungen. Obwohl die Fehlzeiten aufgrund von Rückenschmerzen und Co. um zehn Prozent zurückgingen, waren sie erneut Ursache für jeden fünften Ausfalltag. Auch bei Bronchitis, Erkältungen und Mandelentzündungen gab es einen leichten Rückgang. Sie rangierten an dritter Position.
„Mit unseren Analysen zum Krankenstand im Landkreis Göppingen setzen wir gezielt beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement an und bieten Arbeitgebern konkrete Hilfe“, sagt Karin Sannwald, Chefin der DAK-Gesundheit Göppingen.
Hunderttausende Baden-Württemberger haben ein Suchtproblem
Die DAK-Gesundheit untersucht in ihrem aktuellen Gesundheitsreport mit dem Schwerpunkt „Sucht 4.0 – Trinken, Dampfen, Gamen in der Arbeitswelt“, wie viele Erwerbstätige im Südwesten mit gravierenden Problemen durch Alkohol, Zigaretten und Computerspiele zu kämpfen haben. Die Kasse wirft dabei einen Blick auf Ursachen und Risikofaktoren. Für das Schwerpunkthema wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg aus – flankiert von Analysen der ambulanten und stationären Versorgung. Eine repräsentative Befragung von 5.000 Beschäftigten sowie eine Expertenbefragung geben Aufschluss über die Verbreitung und den Umgang mit den verschiedenen Suchtmitteln und Verhaltensweisen. Das Fazit: Hunderttausende Beschäftigte in Baden-Württemberg haben ein Suchtproblem. Konkret bedeutet das: Rund 431.000 Arbeitnehmer zeigen einen riskanten Alkoholkonsum – das ist jeder 13. Beschäftigte. 14,3 Prozent der Arbeitnehmer hierzulande sind zigarettenabhängig. Erstmals untersucht der DAK-Report das Thema Computerspielsucht in der Arbeitswelt. Ergebnis: Rund 400.000 Erwerbstätige in Baden-Württemberg zeigen ein riskantes Nutzungsverhalten.
Laut DAK-Gesundheitsreport 2019 haben Arbeitnehmer in Baden-Württemberg mit Hinweisen auf eine so genannte Substanzstörung deutlich mehr Fehltage im Job als ihre Kollegen ohne auffällige Probleme. Der Krankenstand der Betroffenen ist mit 6,8 Prozent fast doppelt so hoch. Sie fehlen aber nicht nur im Job, weil sie wegen ihrer Suchtproblematik krankgeschrieben werden. Vielmehr zeigen sich bei ihnen in allen Diagnosegruppen mehr Fehltage. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den psychischen Leiden. Hier sind es mehr als dreimal so viele Fehltage. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen gibt es ein Plus von über 100 Prozent und damit doppelt so viele Ausfalltage, bei Atemwegserkrankungen sind es 52 Prozent. Insgesamt ergibt eine Hochrechnung der Studienergebnisse unter den Erwerbstätigen in Baden-Württemberg 823.000 abhängige Raucher, 52.000 erfüllen die Kriterien einer Internet Gaming Disorder (Computerspielsucht), knapp 30.000 Erwerbstätige sind alkoholabhängig.
Alkohol: 431.000 Arbeitnehmer trinken riskant
Der Großteil der direkten Krankmeldungen bei Suchtproblemen ist in Baden-Württemberg auf Alkohol zurückzuführen (68 Prozent). Laut Studie der DAK-Gesundheit haben 7,5 Prozent der Arbeitnehmer hierzulande einen riskanten Alkoholkonsum. Bei Männern beginnt das beispielsweise bei täglich mehr als zwei 0,3 Liter-Gläsern Bier, bei Frauen schon bei einem 0,3 Liter-Glas Bier pro Tag. Mit ihrem Trinkverhalten setzen sich rund 431.000 Erwerbstätige in Baden-Württemberg Risiken aus, krank oder abhängig zu werden. „Keine Droge verursacht so umfangreiche soziale und gesundheitliche Schäden in der Gesellschaft wie Alkohol. Das riskante Trinken bleibt daher ein zentrales Problem im Südwesten, das auch gravierende Folgen in der Arbeitswelt hat“, sagt Karin Sannwald, Chefin der DAK-Gesundheit in der Region. „Sucht ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Wir wollen eine breite und offene Debatte anstoßen. Wir müssen hinsehen, hinhören und handeln, um Betroffene nicht allein zu lassen. Ist es Genuss, Gewohnheit oder bereits Sucht?“ Beim Thema Alkoholprävention fehlen auch in Baden-Württemberg flächendeckende und wirksame Angebote. Die DAK-Gesundheit schließt diese Versorgungslücke ab sofort mit einem neuen kostenlosen Online-Selbsthilfeprogramm bei Alkoholproblemen. Eine Anmeldung ist auf www.dak.de/vorvida möglich.
401.000 Beschäftigte in Baden-Württemberg spielen riskant am Computer
Erstmals untersucht der Report auch das Thema Gaming und seine Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Demnach spielen 56 Prozent der Erwerbstätigen in Baden-Württemberg Computerspiele. Sieben Prozent der Erwerbstätigen gelten als riskante Gamer. Das heißt: 401.000 Beschäftigte zeigen auffälliges Nutzungsverhalten. Vor allem junge Beschäftigte zwischen 18 und 29 Jahren sind laut DAK-Report riskante Computerspieler (11,6 Prozent). Jeder elfte Mitarbeiter mit riskantem Spielverhalten gab bei der Analyse an, in den letzten drei Monaten wegen des Spielens abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit gewesen zu sein. Von den Erwerbstätigen mit einer Computerspielsucht war es sogar jeder Dritte (33,3 Prozent).
Rauchen ist verbreitetste Sucht
Das Rauchen von Zigaretten ist laut DAK-Report in Baden-Württemberg die verbreitetste Sucht, die auch die Arbeitswelt betrifft. 14,3 Prozent oder jeder siebte Erwerbstätige ist zigarettenabhängig. Unter den jungen Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren gibt es mit 16,3 Prozent den geringsten Anteil. Bei den 60- bis 65-jährigen Berufstätigen raucht fast jeder Vierte (23,7 Prozent). Etwa jeder zweite Raucher raucht auch während seiner Arbeitszeit, also außerhalb der Arbeitspausen.
Dampfen – nicht ohne Nikotin
Derzeit dampfen knapp vier Prozent der Erwerbstätigen in Baden-Württemberg. Raucher von E-Zigaretten greifen oft parallel zur herkömmlichen Zigarette, belegt der DAK-Report. Dampfer finden sich deshalb fast ausschließlich unter Rauchern und Ex-Rauchern.
PM DAK Gesundheitskasse