Nun sind sie bald wieder vorbei: die Urlaubstage am Meer, im Freibad, in den Bergen oder im heimischen Pool. Diese wunderbaren Momente, in denen nichts auf dem Stundenplan oder im Kalender steht als Frei-Zeit. Zeit zur freien Verfügung. Zeit, um die Seele baumeln zu lassen, lange Abende im Garten zu genießen oder sich beim Filstalrock zusammen zu finden. Die meisten haben ihren Urlaub wohl mit der Familie verbracht. Einige waren bei der Wald- Wunder-Woche, der Kindersommerwoche (KiSoWo) oder einer Jugendfreizeit mit dabei. Andere haben sich auf ganz neue Pfade begeben: ferne Länder per Bahn bereist, einmal gecampt oder mit dem Rad eine tolle Tour unternommen.
Denn mittlerweile mag sich ja nicht mehr jeder mit Flugscham in den Billigflieger setzen, um sein Urlaubsziel zu erreichen. Schließlich wissen wir ja längst, dass der CO2-Ausstoß mit dem Wunsch, mehr für´s Klima tun zu wollen, kollidiert. Trotzdem wollen viele auf den Urlaub am Mittelmeer oder in Übersee nicht verzichten. Immerhin sind das doch die einzigen freien Tage…
Natürlich haben wir die warnenden Worte der Bewegung „Fridays for Future“ im Ohr, dass es im Hinblick auf den Klimaschutz fünf nach zwölf ist. Dennoch lassen wir uns schwer dazu bewegen, gerade hinsichtlich unserer Urlaubsgewohnheiten unser Verhalten zu ändern.
Dabei wäre es doch längst an der Zeit, mehr für den Klimaschutz und damit für die Rettung der Erde zu tun.
Auch beim diesjährigen Stadtfestumzug warben die Schülerinnen und Schüler der Silcherschule gemeinsam mit ihren Lehrkräften für weniger Plastik und mehr Umwelt- und Klimaschutz. Mich bewegt dieses Engagement von Schülerinnen und Schülern, die wie eine Greta Thunberg oder die Eislinger Schüler deutlich machen: Wir leben auf Kosten unserer Zukunft! Es ist höchste Zeit, dass sich etwas ändert, dass wir uns ändern!
Diese klaren Worte erinnern mich an Aussagen in der Bibel. An die der alttestamentlichen Propheten, die einst kernige Worte fanden, um die sozialen und religiösen Missstände ihrer Zeit zu benennen. Oder an Jesu Worte, der einst meinte: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ Was man in Bezug auf den aktuellen Kontext wohl so übersetzen könnte: Was nützt es dem Menschen, wenn er über die ganze Welt herrscht, sie dadurch aber in ihrer Existenz bedroht, und wir somit unsere Lebensgrundlage verlieren? Wer Gottes Schöpfung achtet, zerstört sie nicht!
Mit der Zerstörung der Umwelt steht nämlich weit mehr auf dem Spiel als soziale Gerechtigkeit, die Bedeutung politischer Parteien, die zunehmende Erosion des Gemeinschaftsgefühls oder das friedliche Miteinander. Wo wir nicht zum Wohle der EINEN Welt handeln, kann auch keine Zukunft gelingen.
So stehen ab dem 11. September nicht nur Rechtschreibung, Grundrechenarten und Naturwissenschaften auf dem Stundenplan, sondern eben auch Fragen wie „Wie gelingt das Miteinander in der EINEN Welt, in der alles auseinander zu driften droht?“ „Was können, was müssen wir tun, damit diese Erde eine Zukunft hat?“
Es ist an der Zeit, nicht nur die Stifte für ein neues Schuljahr zu spitzen und den Ranzen zu packen, sondern sich auch diesen Fragen zu stellen: Wofür setze ich meine Zeit ein? Wofür lohnt sich mein Engagement wirklich? Und was sind bloße Zeitkiller?
Auch das gehört zur Bildung. Deshalb wollen wir im ökumenischen Gottesdienst am ersten Schultag um 8.30 Uhr in der Liebfrauenkirche Sätze von Schülerinnen und Schülern laut werden lassen, was für sie an der Zeit ist.
Pfarrerin Kerstin Hackius, Evangelische Lutherkirchengemeinde Eislingen